Am 1. Dezember 2016 übernahm Deutschland für ein Jahr die G20-Präsidentschaft, die ihren Höhepunkt am 7. und 8. Juli mit dem G20-Gipfel in Hamburg findet. Die Gruppe der Zwanzig (G20) ist seit 2009 das zentrale Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Die führenden Industrie- und Schwellenländer stehen für rund 90 Prozent der Weltwirtschaftskraft - mit erheblichen Auswirkungen auf den „Rest der Welt“. Ähnlich dominant ist ihr Einfluss auf umwelt- und sozialpolitische Fragen. Um nur ein Beispiel zu nennen: zusammen sind die G20 für fast 80 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Grund genug für den WWF, sich gegenüber diesem Forum für wichtige Weichenstellungen einzusetzen.

Traditionell stimmen sich die G20-Mitglieder im Wesentlichen über wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen ab. Auf den jüngeren Gipfeln wurde jedoch mehr und mehr deutlich, dass sie sich nicht völlig ihrer Verantwortung für Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen verschließen können. Die G20-Staaten haben 2015 sowohl den Klimavertrag von Paris als auch auf der UN-Generalversammlung die Agenda 2030 mit ihren globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) unterzeichnet und müssen jetzt liefern.

Aus diesem Grund hat der WWF auch in seiner ersten Stellungnahme zum G20 Programm der deutschen Präsidentschaft die Erweiterung auf wichtige umwelt- und sozialpolitische Themen begrüßt – insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen weltweiten politischen Entwicklung, welche Errungenschaften auf diesen Gebieten in Teilen infrage stellt. Bereits lange vor Übernahme der Präsidentschaft hatte sich der WWF an die Bundesregierung mit Vorschlägen und Forderungen gewandt. Dabei ging es vor allem um mögliche Themen für die G20-Agenda, die sich dort jetzt zu einem großen Teil wiederfinden: Klima/Energie, Meere, nachhaltiges Finanzsystem, SDGs, nachhaltige Lieferketten, illegaler Wildartenhandel. Leider ist in der Regierungsagenda noch wenig Ehrgeiz zu entdecken, hier zu anspruchsvollen Vereinbarungen zu kommen. Der WWF setzt sich auf jeden Fall  in Deutschland und mit seinen Büros in den anderen G20-Ländern weiter dafür ein – direkt bei der Bundesregierung und auch als Teil der organisierten globalen Zivilgesellschaft, den „Civil 20“.

Ein besonderes Projekt ist die neue internationale G20-Stiftungsplattform (F20) , in deren Steuerungsgremium der WWF vertreten ist. Sie wendet sich am 4. Juli 2017,  3 Tage vor dem G20-Gipfel mit einer Konferenz und einer Publikation an die G20-Staatschefs.

Internationale Stiftungsplattform F20 für Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Flaggen der teilnehmenden Länder des G20-Gipfels © Aviator70 / iStock / Getty Images Plus
Flaggen der teilnehmenden Länder des G20-Gipfels © Aviator70 / iStock / Getty Images Plus

In Deutschland hat sich mit Blick auf den G20-Gipfel in Hamburg die Stiftungsplattform F20 gegründet. Auch der WWF Deutschland ist als Stiftung Gründungsmitglied dieser Initiative. Sie ergänzt als noch inoffizielle, sogenannte Engagement Group die C20 der Zivilgesellschaft, die sich gerade erst mit der F20, den Think Tanks und Forschungsinstituten (T20), Unternehmen (B20), Frauen (W20), Gewerkschaften (L20) und der Jugend (Y20) in einem Appell an die G20 gewandt haben: Sie fordern gemeinsam ein klares Signal für den Klimaschutz von wenigstens 19 der 20 Mitglieder. Im Vordergrund stehen bei den F20 das Pariser Klimaschutzabkommen und die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs), die nur wenige Monate vor Paris in New York beschlossen wurden. Die Mitglieder sehen Abkommen und SDGs als Grundlage dafür, wirtschaftliche Entwicklung und Teilhabe innerhalb unserer planetaren Grenzen zu erreichen.

Die F20 haben dabei dank ihrer heterogenen Zusammensetzung den besonderen Vorteil, als Brücke zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fungieren zu können.

Am 4. Juli 2017 wird diese Stiftungsplattform in Hamburg eine hochrangige Veranstaltung organisieren, um den G20-Staaten anhand einer Publikation mit Einzelbeispielen möglichst eindrücklich vor Augen zu führen, dass die Energiewende in vielen G20-Staaten bereits auf dem Weg ist, dass die Zivilgesellschaft dabei eine bedeutende Rolle spielt und dass die Regierungen gut daran tun, diesen Initiativen zum weiteren Durchbruch zu helfen.