Wir schauen zurück auf das Jahr 2022. Die Pandemie ist größtenteils vorbei, und die Naturschutzarbeit kann fast überall wieder in vollem Umfang stattfinden. Leider nur fast – durch den Krieg in der Ukraine ist die Zusammenarbeit mit dem WWF Russland extrem erschwert worden. Dennoch gibt es viele Natur- und Artenschutzprojekte weltweit, in denen der WWF etwas bewegen konnte. 

Kampagne zum Schutz der Elefanten – sinkende Nachfrage nach Elfenbein

Gewilderter Elefant in Dzanga-Sangha © Martin Harvey / WWF Canon
Gewilderter Elefant in Dzanga-Sangha © Martin Harvey / WWF Canon

Jedes Jahr fallen tausende afrikanische Elefanten der Wilderei zum Opfer. Grund dafür ist die Nachfrage nach ihren Stoßzähnen – dem Elfenbein. Der WWF will das ändern: durch gezielte Reduktion der Nachfrage wollen wir auch die Wilderei eindämmen.

China gilt als Hauptabnehmer und deswegen setzen wir genau dort an. 2022 haben wir eine sehr erfolgreiche Kommunikationskampagne abgeschlossen, in deren Rahmen wir rund 22 Millionen Menschen erreicht haben. Damit haben wir dazu beigetragen, dass die Nachfrage nach Elefanten-Elfenbein seit 2017 merklich sinkt.

Doch ein harter Kern an Interessenten bleibt bestehen, und deshalb macht auch der WWF weiter: Eine zweite Projektphase wird 2022 bis 2025 auf Vietnam und Thailand ausgeweitet, um die Erfolge zu maximieren. Denn frühere Umfragen zeigen, dass chinesische Reisende in Südostasien einen erheblichen Teil des Elfenbeinkonsums ausmachen. Aus dem Grund arbeiten wir eng mit dem Tourismussektor als zentralem Partner zusammen.

Wieder mehr Saiga-Antilopen in der Mongolei

Saiga-Antilope © Wild Wonders of Europe / Igor Shpilenok / WWF
Saiga-Antilope © Wild Wonders of Europe / Igor Shpilenok / WWF

Der Ausbruch einer tödlichen Seuche sowie der extreme Winter in den Jahren 2017 und 2018 hatten die Bestände der vom Aussterben bedrohten Unterart der Mongolischen Saiga von 2016 an dramatisch reduziert: von 11.000 auf nur noch 3.400 Individuen!

Laut der neuesten Zählung, die vom WWF Mongolei und Partnern im Zeitraum von September bis November 2021 durchgeführt wurde, hat sich die Population der Saiga in der Mongolei erholt – es wurden etwa 10.000 Tiere gezählt.

Der WWF Mongolei entsendet für den Saiga-Schutz elf freiwillige Ranger. Darüber hinaus werden Wasserquellen wiederhergestellt und die Tiere im Winter mit Futter versorgt. Der WWF Deutschland unterstützt den WWF Mongolei finanziell.

„Der WWF Deutschland engagiert sich weltweit tatkräftig in mannigfaltigen Projekten. Dass wir 2022 auf so viele erfolgreich angestoßene Veränderungen zurückblicken können, verdanken wir Ihnen, liebe Spender:innen!“

Heike Vesper, Vorstand Transformation Politik & Wirtschaft

Wisent-Wiederansiedlung im Großen Kaukasus

Wisent in der Slowakei © Tomas Hulik
Wisent in der Slowakei © Tomas Hulik

Im Rahmen des Wisent-Wiederansiedlungsvorhaben im Shahdag-Nationalpark hat der WWF Deutschland mit seinen Partnern im November 2021 den vierten Wisent-Transport erfolgreich durchgeführt. Neun Wisente (sieben aus dem Tierpark Berlin und zwei aus dem Tierpark Bern) wurden per LKW zum Flughafen Frankfurt / Hahn transportiert und von dort nach Baku geflogen. Alle Tiere haben die Reise gut überstanden.  

Anfang Dezember 2020 wurden die ersten 20 Wisente aus dem Auswilderungsgehege in die Kernzone des Nationalparks entlassen. Angesichts dieser Erfolge haben der WWF Deutschland und der Tierpark Berlin ihre Zusammenarbeit bis 2028 ausgeweitet: Geplant ist, jedes Jahr zehn Tiere aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm über den Tierpark Berlin in den Kaukasus zu bringen.  

Löwenschutz im südlichen und östlichen Afrika ausgeweitet

Löwe trinkt am Okawango Delta © Laura Hannusch
Löwe trinkt am Okawango Delta © Laura Hannusch

Seit 2016 unterstützt der WWF Deutschland zwei erfolgreiche Projekte zum Löwenschutz in Namibia und Botswana. Besonders in Namibia sind Mensch-Wildtier-Konflikte dank des Baus löwensicherer Gehege für das Vieh stark zurückgegangen. Weil die Löwenpopulation anwächst und die Tiere in umliegende Gebiete abwandern, kommt es jedoch vermehrt zu Konflikten im nördlichen Botswana.

Doch dank steigender Mittel aus der Löwenpatenschaft können nun zwei weitere Löwenschutzprojekte entlang der botsuanisch-namibischen Grenze finanziert werden. Diese sollen vor allem die natürlichen Wanderrouten der Tiere aufzeichnen und Konfliktherde identifizieren und entschärfen.

Seit September 2021 unterstützt der WWF Deutschland auch ein Projekt im südlichen Tansania, das in enger Kooperation mit dem staatlichen Institut zur Wildtierforschung (TAWIRI) und der Nationalparkbehörde (TANAPA) an Wildtierkorridoren zwischen drei Schutzgebietskomplexen arbeitet. Diese Landschaften spielen eine bedeutende Rolle für das langfristige Überleben des Löwen in Ostafrika. 

Der WWF unterstützt bei Hundeimpfungen und schützt so Wildtiere

Afrikanischer Wildhund © Jeff Wilson / Silverback/Netflix
Afrikanischer Wildhund © Jeff Wilson / Silverback/Netflix

Tollwut ist ein gutes Beispiel einer Infektionskrankheit, die zwischen Wildtieren, Haustieren und Menschen übertragen werden kann. Neben Lebensraumverlust und Wilderei gehört die tödliche Viruserkrankung zu den größten Bedrohungen der stark gefährdeten Afrikanischen Wildhunde – bei einem Ausbruch kann eine ganze Population innerhalb weniger Monate ausgerottet werden. So gab es 2018 in Hwange im Westen Simbabwes einen Tollwut-Ausbruch, der seinen Ursprung wahrscheinlich bei den Haushunden der angrenzenden Gemeinde hatte und auch mehrere andere Wildtierarten betraf.

Durch die Impfung von Haushunden kann die Tollwut in Schach gehalten werden. Das ist One Health in der Praxis. Daher hat der WWF seinen lokalen Partner, den Victoria Falls Wildlife Trust, dabei unterstützt, in Simbabwe 1.708 Hunde gegen Tollwut zu impfen. Die Menschen aus den an der Nationalparkgrenze liegenden Gemeinden konnten ihre Hunde kostenlos impfen lassen und somit sich selbst, ihre Haustiere und die Wildtiere schützen.

Was Hirsche für den Schutz der Tiger tun

Sambar-Hirsch © Worrapun Phumanee / DNP / WWF Thailand
Sambar-Hirsch © Worrapun Phumanee / DNP / WWF Thailand

Nach zehn Jahren kontinuierlicher Schutzarbeit ist die Tigerpopulation im thailändischen Mae-Wong-Nationalpark stabil und zeigt sogar ein Steigerungspotenzial. Doch damit Tiger überleben können, brauchen sie ausreichend Beutetiere. In der Langzeitbeobachtung von Beutetierpopulationen wie Muntjac, Wildschwein, Sambarhirsch und Gaur hat sich gezeigt, dass es von allen vier Arten relativ wenige Tiere gibt.

Neben der Wiederherstellung des Lebensraums für Tiger ist daher die Vergrößerung der Beutetierpopulation ein entscheidender Faktor, um die Tigerpopulation stetig zu vergrößern. Da sich Sambarhirsche nur sehr langsam vermehren, arbeitet der WWF mit dem Mae-Wong-Nationalpark, zwei Zuchtzentren und der Kasetsart Universität daran, die Population zu vergrößern.

Es konnten insgesamt 32 Sambarhirsche ausgewildert werden, darunter zwanzig Hirschkühe. Zwölf Tiere sind mit Radiohalsbändern ausgestattet, um das Überleben der Sambarhirsche und die Nutzung ihres neuen Lebensraums zu verfolgen.

Waldschutz und Einkommenssteigerung in Tansania

Famerin mit Sonnenblume © WWF
Famerin mit Sonnenblume © WWF

Seit Anfang 2020 unterstützt der WWF Deutschland drei Gemeinden im Distrikt Kilwa im Süden von Tansania dabei, Waldschutz und individuelle Einkommenssteigerung miteinander zu verbinden. Die Gemeinden haben Teile ihrer Wälder unter Schutz gestellt, und nutzen das Holz seither nur noch streng nach den erarbeiteten Managementplänen unter den strengen Standards der erfolgten FSC-Zertifizierung.

Durch das Projekt konnten die geschützten und nachhaltig genutzten Gemeindewaldflächen erweitert und Landwirt:innen dabei unterstützt werden, brachliegende Felder wieder nutzbar zu machen, anstatt neue Flächen zu roden. Auf einigen Testflächen wurden seit Anfang 2022 unter anderem Sonnenblumen angebaut und Frauen der Gemeinden im Umgang mit Ölpress- und Filtermaschinen geschult.

Insgesamt 60 Frauen produzieren nun Sonnenblumenöl, welches zum dreifachen Preis gegenüber den unverarbeiteten Kernen verkauft werden kann.

Mehr Unterstützung vom Land bei der Suche nach Geisternetzen

Toter Fisch im Geisternetz © Philipp Kanstinger / WWF
Toter Fisch im Geisternetz © Philipp Kanstinger / WWF

Erstmals hat 2022 mit Mecklenburg-Vorpommern ein Küstenbundesland die Suche nach Geisternetzen finanziell unterstützt und inhaltlich begleitet. Die Fischerei hat an der Ostsee eine lange Tradition. Die Menschen, die an der Küste leben oder zu Gast sind, genießen fangfrischen Fisch. Leider sind auch heute noch Netzverluste nicht ganz vermeidbar, so dass die rasche Suche und Bergung den Schaden auf die Meeresumwelt verringert.

Im Jahr 2022 hat der WWF ein Pilotprojekt zu verlorenen Fischereigeräten in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Das Projekt wurde vom Landesförderinstitut MV unterstützt.

Die vom WWF seit 2015 entwickelte Methode zur Suche, Bergung und Entsorgung von Geisternetzen kam hier in der Zusammenarbeit mit der Tauchbasis Prora und lokalen Fischereibetrieben zum Einsatz. Fischerkutter wurden in die Suche nach Geisternetzen mit Schallwellen (Sonar) und die Bergung eingebunden.

Fischer:innen haben ebenso wie das Land und der WWF ein Interesse daran, die Meere und ihre Fanggründe von Plastikmüll freizuhalten. Im Pilotprojekt konnten die Fischer:innen direkt erleben, wie Netze am Ostseegrund mit einem speziellen Sonargerät wieder aufgespürt werden können. 

Wattenmeerschutz gestärkt

Meeresspiegelanstieg an der Nordseeküste © Claudia Nir / WWF
Meeresspiegelanstieg an der Nordseeküste © Claudia Nir / WWF

Der WWF engagiert sich seit Langen für das als Nationalpark und Weltnaturerbe geschützte Wattenmeer an der Nordseeküste.

Eine deutsch-dänisch-niederländische Wattenmeerkonferenz fand im November 2022 in Wilhelmshaven statt und wurde immerhin ein „halber“ Erfolg: Ein wichtiger „Single Integrated Management Plan“ wurde beschlossen, doch fehlen weiterhin deutliche Fortschritte für eine intakte Unterwasserwelt sowie für die Beendigung der fossilen Energiegewinnung.

Positiv war die Stärkung von zivilgesellschaftlichen Partnerschaften, so unterzeichneten viele Stakeholder die „Sustainable Shipping and Ports Initiative for a well protected Wadden Sea“.

Bei unserem größten Feldprojekt im Wattenmeer („Sandküste St. Peter-Ording“) wurden erste Naturschutzmaßnahmen umgesetzt: Aufkommende Gehölze in den Dünen wurden entfernt und Vernetzungsgassen angelegt, und so die Dünen für heimische und teils seltene Tier- und Pflanzenarten wieder aufgewertet.

Mit der Hilfe von Freiwilligen wurden invasive Pflanzenarten bekämpft, und es wurden erste Maßnahmen für einen Umbau des Dünenwaldes hin zu einem standorttypischen Eichenmischwald auf den Weg gebracht.

Bayern: Ein unnützes Wehr verschwindet

Baunach © Olaf Obsommer / WWF
Baunach © Olaf Obsommer / WWF

Dank der Spendenbereitschaft unserer Unterstützer:innen kam – zusätzlich zu Restmitteln aus der Dam-Removal-Tagung – genügend Geld zusammen, um ein unnützes Wehr aus der Baunach zu entfernen.

Sechs Kilometer freie Fließstrecke wurden durch den Rückbau gewonnen – ein kleiner Beitrag zur Umsetzung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie, der WWF-Freshwater-Practice sowie der EU-Biodiversitätsstrategie, bis 2030 25.000 Kilometer frei fließende Strecken zu erreichen.

Die Baunach ist Fischvorranggewässer und Teil eines FFH-Gebiets, die Herstellung der Durchgängigkeit an diesem Wehr hatte daher höchste Priorität. Doch erst die Initiative des WWF gab den entscheidenden Ausschlag für die Renaturierungsmaßnahme.

Ein neues Funk-Kommunikationssystem für Wildhüter:innen

Ausgebildete Mitarbeiter erheben im Rahmen des KAZA-weiten Monitoringsystems sozioökonomische Daten in den Gemeinden @ WWF Deutschland
Ausgebildete Mitarbeiter erheben im Rahmen des KAZA-weiten Monitoringsystems sozioökonomische Daten in den Gemeinden @ WWF Deutschland

Im Binga-Distrikt im Westen von KAZA in Simbabwe leben etwa 3.000 Elefanten. Hier sind neben den staatlichen Ranger:innen des Chizarira-Nationalparks auch Gemeindewildhüter:innen im Einsatz – viele von ihnen wurden durch das EU-finanzierte KAZA-Projekt in den letzten drei Jahren ausgebildet.

Seit 2005 gab es in der Region jedoch kein funktionierendes Funksystem mehr, Patrouillen und ein Einschreiten bei Mensch-Wildtier-Konflikten wurden durch mangelnde Kommunikation behindert.

Daher hat der WWF Deutschland zusammen mit dem Partner CAMPFIRE daran gearbeitet, das Funk-Kommunikationssystem wiederaufzubauen. Somit sind die Wildhüter:innen auch im Notfall schnell erreichbar und können jederzeit von abgelegenen Orten aus mit der Basisstation kommunizieren.

2022 decken die neuen Basisstationen einen Radius von 50 Kilometern ab. Es ist geplant, den Radius mit zusätzlichen Repeatern für eine effiziente Überwachung der Wildtierressourcen stetig zu erweitern.

Vier Jahre, die zählen – vom Wahlkampf mit Schwung in die Koalitionsverhandlungen

Mit der Bundestagswahl am 26. September 2021 endete die zweite von drei Phasen des WWF-Themenschwerpunkts Bundestagswahl – die Wahlkampfphase. Von Mitte Mai 2021 an hat der WWF auf all seinen Kanälen die politischen Schwerpunktthemen Klimaschutz, Biodiversität und nachhaltiges Wirtschaften sichtbar gemacht, um Aufmerksamkeit bei Wähler:innen zu erreichen, Parteien und politische Akteur:innen zu sensibilisieren und anzutreiben und der Öffentlichkeit zu zeigen, dass der WWF eine starke politische Interessenvertretung für Klima- und Umweltschutz ist.

Über die digitalen Kanäle des WWF wurden über 21 Millionen Menschen erreicht. Besonders über den WWF Zukunftswahl-Check der Wahlprogramme der Parteien sowie insgesamt sechs Ausgaben von WWFthink Wahl Spezial konnten hohe Reichweiten und Engagementwerte erzielt, die WWF-Netzwerke und -Kontakte ausgebaut und Themen gesetzt werden, die ansonsten nicht so stark in der Öffentlichkeit behandelt werden.

Der WWF hat die Koalitionsverhandlungen engmaschig begleitet und immer wieder Themen aufgegriffen oder gesetzt – bis weit ins Jahr 2022 hinein.

Neues Einzelhandelskonzept macht Nachhaltigkeit in den Märkten sicht- und erlebbar

Die Partnerschaft für Nachhaltigkeit wird in den Märkten der EDEKA-Regionalgesellschaft Minden-Hannover deutlich präsenter: Als erster Markt erhielt das Berliner EDEKA Center Moabit im September 2021 das Label „Auf ZukunftsWegen“ in Form einer Panda-Tatze.

Dies Zeichen steht für die erfolgreiche Umsetzung des gemeinsam vom WWF und der Regionalgesellschaft entwickelten Leitfadens. Dieser Leitfaden enthält 47 Umwelt- und Ressourcenschutz-Maßnahmen, die die Sortiments- und Marktgestaltung sowie Kommunikation betreffen und auf Biodiversitätserhalt, Ressourcen- und Emissionseinsparungen einzahlen.

So sollen Märkte zum Beispiel ihren Bio-Anteil am Gesamtsortiment nach festen Vorgaben erhöhen, ihre Bedientheken für Fleisch, Wurst, Käse, Fisch und Backwaren nach Bio-Standard zertifizieren, sich aktiv gegen Lebensmittelverschwendung engagieren und in allen Bedienbereichen sowie bei Obst und Gemüse Mehrwegkonzepte anbieten. Weitere Maßnahmen betreffen Energieeffizienz, Strombezug, ökologischere Gestaltung des Außengeländes sowie Informations- und Werbemittel.

Nun wird das Konzept in bis zu 15 weiteren Testmärkten erprobt und umgesetzt und steht im Anschluss allen Märkten der EDEKA Minden-Hannover zur Verfügung.

EDEKA-Markt © EDEKA / Jochen Zick
EDEKA-Markt © EDEKA / Jochen Zick
Das Globale Rahmenabkommen für Biodiversität (GBF)

Im Dezember 2022 wurde auf der COP15 entschieden, dass mit dem „Globalen Rahmenabkommen für Biodiversität (GBF)“ bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent der Erdoberfläche unter Schutz gestellt werden sollen. Eine Entscheidung von immenser Bedeutung für den Erhalt biodiversitätsreicher Ökosysteme wie den Amazonas-Regenwald.

Erstmals hat die Staatengemeinschaft beschlossen, gegen die Ursachen des Artensterbens vorzugehen und somit gegen Praktiken bestimmter Wirtschaftssektoren. Als Lehre aus der Vergangenheit stehen die Länder in der Berichtspflicht. Alle fünf Jahre – mindestens – müssen sie die erzielten Fortschritte darlegen. Wenn nun 30 Prozent der Land- und Meeresfläche des Planeten Schutz erhalten, bleibt die Frage, was mit den restlichen 70 Prozent geschehen soll. Die sollen nun nachhaltig genutzt werden, um das Artensterben zu stoppen.

Beschlossen wurde überdies, dass private Unternehmen ihre Wirkung auf die Biodiversität entlang ihrer Lieferketten messen und öffentlich machen müssen. Biodiversitätsschädliche Subventionen sollen global bis 2030 um 500 Mrd. US-Dollar sinken. Jetzt geht es um die Umsetzung. Die hängt einmal mehr vom politischen Willen ab sowie von der Vehemenz der Zivilgesellschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen wie dem WWF.

Pathways to Paris: Erste Projektphase erfolgreich abgeschlossen

Im BMU-geförderten und von WWF und PwC initiierten Projekt Pathways to Paris werden im Dialog mit Real- und Finanzwirtschaft praktische Lösungen erarbeitet, wie die Transformation in eine emissionsarme Wirtschaft bis 2045 gelingen kann.  

Die erste Projektphase wurde im Herbst 2021 erfolgreich abgeschlossen. Über die letzten Monate war der WWF mit rund 50 realwirtschaftlichen Unternehmen und 40 Finanzinstituten in mehr als 30 Workshops im intensiven Austausch über Erfahrungen und Fachwissen zu den kosteneffizientesten Maßnahmenhebeln und Investitionsbedarfen.  

Im nächsten Schritt wird ein webbasiertes Transformationstool erarbeitet, das Unternehmen kostenlos zur Verfügung stehen wird.

Wiederherstellung ästuartypischer Lebensräume auf 36 Hektar Fläche im Emsästuar

Im Mai 2022 erfolgte der erste Spatenstich für den Bau eines Tidepolders im Emsästuar im Rahmen der Umsetzung des Masterplan Ems 2050. Über ein Einlassbauwerk sollen hier europaweit bedrohte, von Ebbe und Flut beeinflusste Ästuarlebensraumkomplexe und Prielstrukturen aus Flachwasser, Watt, Röhricht und Tideauwald entstehen. Der Tidepolder Coldemüntje ist der erste seiner Art an der Ems. Insgesamt sollen bis 2050 auf 500 Hektar solche tidebeeinflussten Lebensräume entstehen.

Der WWF ist Mitinitiator des vom Land Niedersachen, dem Bund, den Landkreisen Leer und Emsland, der Stadt Emden, der Meyerwerft und den Umweltverbänden BUND, NABU und WWF 2015 unterschriebenen Vertrags zur ökologischen Sanierung der Ems unter Beibehaltung der Ems als funktionsfähige Bundeswasserstraße. Im Rahmen der Umsetzung des Masterplans vertritt der WWF die Umweltbelange.

Pilotprojekt zu entwaldungsfreien Kakaolieferketten zwischen Ecuador und Deutschland

Im Rahmen des Projektes „Indigenous Amazonian Chakras, leading the way for a sustainable cocoa supply chain“ arbeiten der WWF Deutschland und der WWF Ecuador eng zusammen, um mehrere zu 100 Prozent rückverfolgbare und entwaldungsfreie Kakaolieferketten zwischen Südamerika und Deutschland aufzubauen.

Diese Lieferkette soll sowohl den Ansprüchen der EUDR (European Union Deforestation Regulation) als auch den ecuadorianischen Gesetzgebungen zu entwaldungsfreien Rohstoffen entsprechen. Der WWF Ecuador hat das Ziel mit ca. 900 Kakaoproduzenten auf 2.000 Hektar Wald (alles Agroforstsysteme) ein System für gute landwirtschaftliche Praktiken zu errichten und mit Hilfe von Polygonvermessungen und der Einführung eines Rückverfolgbarkeitssystem (genannt ‘SAC’) eine Segregation zu ermöglichen.

Im Jahr 2022 konnte eine Lieferkette für 150 Tonnen Kakao zwischen dem deutschen Schokoladenunternehmen Storck und der Indigenen Kakaokooperative Kallari unterzeichnet werden. Der Kakao ist bereits zu einem großen Teil segregiert und entwaldungsfrei. Bis Ende 2024 soll dies in Gänze geschehen und drei weitere Lieferketten aufgebaut werden. 

Kampagne zu nachhaltigem Konsum in Kolumbien

Verbraucher:innen spielen eine wesentliche Rolle, wenn es um die Reduzierung von Lebensmittelabfällen geht. Doch wie sehr sind sich Konsument:innen ihrer kritischen Rolle bewusst? Im Rahmen des Projekts "Sustainable Consumption and Production“ (SCP) hat sich der WWF in Kolumbien die Lebensmittelverschwendung in Haushalten genauer angesehen, um die Verhaltensweisen und Einstellungen der Menschen zum Thema nachhaltiger Konsum zu verstehen.

Anhand der Untersuchungsergebnisse wird nun eine gezielte Kampagne entwickelt, die sich mit den wichtigsten ermittelten Herausforderungen befasst. Der Schlüssel zu wirksamen Aktionen liegt nach Ansicht des Projektteams im Aufzeigen konkreter Handlungsoptionen, die auf die unterschiedlichen Ebenen der Beziehung zwischen Verbraucher:innen und Lebensmitteln abzielen – vom Einkauf über die Lagerung bis hin zur Zubereitung von Mahlzeiten und dem Umgang mit Essensresten.

Neues Projekt: SchoolFood4Change

Das im Januar 2022 gestartete Projekt „SchoolFood4Change“ (SF4C) möchte einen grundlegenden Wandel unseres Ernährungssystems hin zu einer gesunden und umweltverträglichen Ernährung herbeiführen.

Mit 43 EU-Partnern unter der Leitung des globalen Netzwerks Local Governments for Sustainability Europe (ICLEI) setzt es auf Schüler:innen in ganz Europa als Akteure des Wandels. Mittels des „Whole School Approach“, der alle Stakeholder an einen Tisch bringt, sollen Vorschläge für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung und für die Etablierung einer „Planetary Health Diet“ erarbeitet werden.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, um die sozioökonomischen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der veränderten Prozesse zu messen. Geplant war, dass der WWF Deutschland das Projekt nutzt, um die aktuelle Debatte über eine nachhaltigere und gesündere Gemeinschaftsverpflegung aktiv mitzugestalten. Aufgrund der Kritik wichtiger Stakeholder an der Kooperation des WWF mit PepsiCo wird der WWF Deutschland die Kommunikation im Rahmen des Projekts nun lediglich aus dem Hintergrund betreuen.

Wildlife Watching mal anders: Heimische Wildtiere in 3D erleben

Wildtiere wie Wisent, Elch, Wolf und Luchs bekommt man kaum in freier Wildbahn zu sehen. Wer sie doch mal trifft, sollte immer Abstand halten und sie nicht stören. Unsere Augmented-Reality-Tiere in 3D hingegen erlauben eine Kontaktaufnahme mit den scheuen Wildtieren. Über ein mobiles Endgerät kann man sich die animierten Tiere per Klick ins eigene Wohnzimmer holen.

Abgerundet wird das Erlebnis durch die Landingpage, auf der interessierte Besucher:innen Detailwissen zu den Tieren, eine interaktive Verbreitungskarte und Informationen zu den WWF-Projekten wie ŁośBonasus-Crossing! und EuroLargeCarnivores finden.

Im Dezember 2022 wurden die Augumented-Reality-Tiere offiziell auf den Social-Media-Kanälen und der Webseite des WWF gelauncht. 

  • Großer Panda © naturepl.com / Juan Carlos Munoz / WWF Hier finden Sie alle WWF-Erfolge

    Ermöglicht durch unsere Förderinnen und Förderer: Über 60 Jahre gelungene Naturschutzarbeit. Beeindruckende Erfolge