Der Putumayo-Fluss ist einer der wichtigsten Nebenflüsse des Amazonas. Seine Quelle liegt in den Anden, von wo aus er durch Kolumbien, Ecuador und Peru fließt. Die Artenvielfalt des Putumayo ist weltweit als eine der bedeutendsten in der Amazonasregion anerkannt. Doch auch der kulturelle Reichtum in der Region ist außergewöhnlich und schützenswert.

Fast unberührte Natur

Sieben Millionen Hektar Regenwald gilt es zu erforschen. © Gesa Labahn / WWF
Sieben Millionen Hektar Regenwald gilt es zu erforschen. © Gesa Labahn / WWF

Tapire tasten mit ihrem Rüssel grunzend den Boden ab, Brüllaffen turnen lautstark durch das Geäst und Aras schweben wie bunte Fahnen über ein dampfendes, dunkelgrünes Kronendach: Am Mittellauf des Putumayo erscheint der Regenwald noch undurchdringlich und voller Geheimnisse. Hier im Grenzgebiet zwischen Ecuador, Kolumbien und Peru leben nur wenige Menschen. In die größeren Dörfer gelangt man mit dem Flugzeug, in die kleineren nur per Boot. Weil diese Region Amazoniens so abgeschieden ist, sind ihre Regenwälder auch noch weitgehend unberührt.  

Genau genommen ist es ein Mosaik aus Land und Fluss, ein riesiger Überschwemmungswald, der mit dem Putumayo atmet und gedeiht. Hier jagen noch Ozelot und Jaguar, Anakonda und Kaiman, Riesenotter und Süßwasserdelphin. So manche der unzähligen Pflanzen- und Tierarten hier sind noch gar nicht erforscht. Im Gebiet des Putumayo leben ethnische Gruppierungen sowie Siedler:innen aus dem Andengebiet.  

Angesichts des natürlichen und kulturellen Reichtums der Region haben die Regierungen Ecuadors, Kolumbiens und Perus als Teil ihrer nationalen Strategie drei wichtige Schutzgebiete eingerichtet: den Güeppí Sekime Nationalpark, das Cuyabeno Reservat und den La Paya Nationalpark. Zudem wurden in Peru die indigenen Territorien Airo Pai und Huimeki ausgewiesen. 

Die Regierungen der drei Länder arbeiten somit grenzübergreifend zusammen, um das Erbe der Natur und auch der Kultur zu bewahren. Die indigenen Völker verfügen außerdem über indigene Territorien, Kommunen, Reservate und andere Schutzformen für ihre Ländereien und Gebiete, die unabhängig von den verwaltungstechnischen und politischen Grenzen sind, was – wie in anderen Amazonasregionen – die Integration von Völkern und Kulturen fördern soll.

Ein bedrohtes Gebiet

Trotz all dieser Bemühungen, den Reichtum der Region zu bewahren, ist das Flussbecken des Putumayo vielerlei Bedrohungen ausgesetzt.  

Druck auf die Region entsteht durch die Abholzung von Wäldern zur Gewinnung von Weideflächen sowie für den internationalen Handel mit Holz und Wildpflanzen. Außerdem ist die Region durch den Bau von Wasserkraftwerken und den Straßenbau bedroht. Auch der Putumayo-Fluss selbst könnte möglicherweise von riesigen Infrastrukturprojekten im Bereich Transport und Energie betroffen sein. Die Region ist zusätzlich umgeben von geplanten und bereits fördernden Erdölfeldern.  

All diese Faktoren könnten in der Folge zu einer verstärkten Besiedlung führen – und damit den Druck auf die Wälder verstärken.

Das WWF-Putumayo-Projekt

Schüler:innen bei einer Unterrichtsstunde zum Pflanzen von Bäumen © Luis Barreto / WWF UK
Schüler:innen bei einer Unterrichtsstunde zum Pflanzen von Bäumen © Luis Barreto / WWF UK

Um den Amazonas am Putumayo-Fluss vor Brandrodung und illegalem Holzeinschlag, gigantischen Verkehrsprojekten und Ölförderung zu bewahren, hat der WWF 2009 ein grenzüberschreitendes Projekt ins Leben gerufen. Insgesamt sollen bis zu 4 Millionen Hektar Regenwald geschützt und gemeinsam mit den Menschen vor Ort nachhaltige Einkommensquellen entwickelt werden.

Einige ausgewählte Erfolge

  • Ausweisung des Güeppí Sekime Nationalparks und der indigenen Reservate Huimeki und Airo Pai mit einer Größe von 600.000 Hektar. 
  • Der WWF hat zudem dabei geholfen, das Co-Management-Gremium (ECA) für das indigene Territorium Huimeki zu etablieren, in dem Indigene ebenso vertreten sind wie Vertreter der nationale Schutzgebietsbehörde. Auch bei der Anerkennung der Statuten der ECA war der WWF beteiligt. So wird das indigene Territorium Huimeki gemeinsam und im Interesse der Indigenen verwaltet. 
  • Ein Patrouillen-Team wurde aufgebaut, das von Booten aus die Schutzgebiete grenzüberschreitend kontrolliert. Dadurch kam es zur Verringerung von illegalen Aktivitäten innerhalb der geschützten Gebiete. 
  • Übergabe von Landtiteln an sechs indigene Kichwa- Gemeinden, die am Putumayo-Fluss in Peru beheimatet sind. 
  • Unterzeichnung von 30 Abkommen zwischen Gemeinden und staatlichen Institutionen in Kolumbien über eine gerechte Klärung der Eigentumsverhältnisse und eine angemessene Verwendung natürlicher Ressourcen.  
  • Aufbau des ersten regionalen Jaguar-Monitoring über die Länder Ecuador, Peru und Kolumbien hinweg. Das erste überhaupt innerhalb eines Nationalparks in Peru. Nach der ersten Biomonitoring-Saison 2017 bis 2018 konnte 2019 die zweite systematische trinationale Monitoring-Phase durchgeführt werden. 
  • Es wurde eine Studie zur Einstellung der indigenen Gemeinden am Aguarico Fluss zum Jaguar durchgeführt. Diese soll dabei helfen, Strategien für die Entschärfung von Mensch-Tier-Konflikten zu entwickeln. Die Strategie soll auch auf peruanischer Seite Anwendung finden. 
  • Beginn der Produktion von biologischer Fairtrade-Schokolade durch eine Indigene Gemeinde und eine Frauenassoziation.  
  • Flussschildkröten (Podocnemis unifilis) werden in Kooperation mit den indigenen Gemeinden geschützt. Das Ausbrüten der Schildkröteneier und das Freilassen der Schildkröten durch Tourist:innen ist eine Win-Win-Situation: Einerseits erholen sich die Schildkrötenbestände und andererseits können die Gemeinden den Tourist:innen eine sinnvolle/sinnstiftende Tätigkeit anbieten.  
  • Zusammen mit der Universität Las Américas (UDLA) wurde eine Schwermetalluntersuchung in den Flüssen Putumayo, Aguarico und Pastaza in Ecuador durchgeführt. Es wurden Schwermetallkonzentrationen u.a. von Quecksilber sowohl in den Flusssedimenten als auch in den Fischen gemessen, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind.  
  • Vier Jahre arbeitete der WWF mit daran, dass die Bedeutung des 770.000 Hektar großen Cuyabeno-Lagartococha-Yasuní-Gebietes für Ökologie und Klimaschutz anerkannt wurde. Am 24. August 2017 erfolgte die offizielle Anerkennung als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung unter der Ramsar-Konvention.
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