Grobmaschige Fischereireform

WWF kommentiert EU Kompromiss bei Fischereireform

Uppps, das Bild fehlt!
Uppps, das Bild fehlt!

Hamburg, Brüssel – Nach einer langen Nachtsitzung haben sich die EU-Fischereiminister und das EU Parlament am Donnerstagmorgen über die Neugestaltung der europäischen Fischerei geeinigt. Zur Debatte standen die zentralen Elemente der laufenden Fischereireform, ein Rückwurfverbot, die Begrenzung des Beifangs und die Erholung der Fischbestände. Anspruch ist ein Nachhaltigkeitsziel, das die Überfischung beendet und eine Erholung der Bestände sichert.

Anna Holl, Fischereiexpertin des WWF kommentiert die Beschlüsse:
„Die EU hat die Gefahr der Überfischung erkannt und erste Regelungen zu Rückwurf und Nachhaltigkeit verabschiedet. Die Gefahr ist damit aber noch längst nicht gebannt. Es fehlt ein klarer Zeitrahmen, um die Erholung der Fischbestände sicherzustellen. Immerhin wurde erstmals ein Rückwurfverbot beschlossen. Dennoch ist der Kompromiss zu grobmaschig. Viele Ausnahmen verwässern das Rückwurfverbot und könnten sich als Schlüpflöcher erweisen."

Das Nachhaltigkeitsziel - MSY

Nach dem nun verhandelten Kompromiss sollen die Fangmengen spätestens ab 2020 so angepasst werden, dass nur noch so viel gefischt wird, wie auch nachwachsen kann. Dieses Prinzip stellt den Kern einer nachhaltigen Fischerei und verantwortungsvollen Nutzung der Fischbestände dar. Für die bereits überfischten Bestände in Europa - immerhin zwei von Drei - führt diese Regelung aber nicht zu einer schnellen Erholung. Diese Bestände müssten erst einmal wieder auf ein gesundes Niveau anwachsen dürfen, bevor sie nachhaltig befischt werden können. Die überfischten Bestände können sich jedoch nur erholen, wenn die Fangmengen für eine gewisse Zeit entsprechend abgesenkt werden und ein Zeitpunkt festgelegt wird, zu dem die Bestände wieder ein gesundes Niveau erreicht haben sollen. Dieser Aspekt wurde in der neuen Version des Fischereigesetzes jedoch weder mit bindendem Zeitrahmen noch als Verpflichtung aufgenommen. 

Die EU hat in ihrer Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik erstmals den Rückwurf von unerwünscht gefangenem Fisch verboten. Bisher mussten Fischer alle Fische, die die Quote des Fischers übersteigen, über Bord werfen. Nun sollen auch diese Fische angelandet werden. Diese Fänge werden dann mit der Quote der eigentlichen Zielart des Fischers verrechnet und dürfen eine gewisse Menge nicht übersteigen. Allerdings ist es im Rahmen von Ausnahmeregelungen auch weiterhin erlaubt, bis zu 5 Prozent der jährlichen Gesamtfangmenge von Arten mit Fangbeschränkungen über Bord zu werfen. Leider dürfen Arten ohne Fangbeschränkung und von geringem wirtschaftlichem Interesse weiterhin ohne Beschränkung über Bord geworfen und somit verschwendet werden. Die Summe der Ausnahmen macht die Kontrolle, ob das Verbot eingehalten wird, fast unmöglich. Des Weiteren fehlt in dem Entwurf ein echter Anreiz das Verbot konsequent umzusetzen. 

Der WWF begrüßt ausdrücklich, dass man sich nun grundsätzlich darauf geeinigt hat, dass alle Fischereien in Zukunft im Rahmen von individuellen Mehrjahresplänen bewirtschaftet werden sollen. Außerdem soll das Fischereimanagement in Zukunft dezentralisiert und an die unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Der WWF setzt sich seit Jahren dafür ein, dass mehrjährige Bewirtschaftungspläne zum zentralen Element eines nachhaltigeren Fischereimanagements werden. Jedoch ist bedauerlicherweise immer noch nicht geklärt, wie und bis wann die Mehrjahrespläne umgesetzt werden sollen. Die EU-Institutionen müssen dringend die Zuständigkeiten klären, damit die Pläne schnellstmöglich erarbeitet und in Kraft treten können. 

Sehr positiv ist zu bewerten, dass zum ersten Mal überhaupt die GFP-Verordnung die sogenannte externe Dimension miteinbezieht. Es ist vorgesehen, dass Schiffe der EU-Flotte, die außerhalb der EU-Gewässer fischen, den grundlegenden Prinzipien der GFP folgen sollen. Dies ist v.a. deswegen ein wichtiger Schritt, weil die EU-Flotte jahrelang mit dazu beigetragen hat, z.B. die Gewässer vor den Küsten Westafrikas zu überfischen. 

Kontakt

WWF Presse-Team