Finger in der Wunde

Bundesamt für Naturschutz stellt Artenschutzbericht vor / WWF fordert Soforthilfeprogramm für biologische Vielfalt

Luchs © iStock / Getty Images
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Berlin - Anlässlich des am Mittwoch vorgestellten „Artenschutz-Reports 2015“ des Bundesamtes für Naturschutz hat der WWF den voranschreitenden Verlust an Arten und Lebensräumen in Deutschland sowie mangelhafte Schutzmaßnahmen kritisiert. Nach dem Bericht stehen inzwischen ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland auf der Roten Liste und gelten als gefährdet. „Der Bericht legt den Finger in die Wunde. Wir erleben in Deutschland eine alarmierende Krise der biologischen Vielfalt“, konstatiert Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. Bund und Länder müssten ihre Bemühungen rasch intensivieren, um Lebensqualität, natürliche Ressourcen und Vielfalt der Arten wirksam zu sichern.

 

„Die Bundesregierung ist meilenweit davon entfernt, ihre eigenen Ziele beim Artenschutz zu erreichen“, so Heinrich weiter. Mit der Nationalen Strategie für biologische Vielfalt seien bereits 2007 gute und ambitionierte Ziele gesetzt worden. Es hapere jedoch an der Umsetzung. Um den Verlust an Arten und Lebensräumen in Deutschland aufzuhalten, fordert der WWF ein Soforthilfeprogramm. So müsse sowohl für das Bundesprogramm biologische Vielfalt und für das Schutzgebietsnetz Natura 2000 deutlich mehr Geld bereitgestellt werden. „Naturschutz in Deutschland ist dramatisch unterfinanziert. Jeder hier angelegte Euro ist eine gute und wichtige Investition in die Zukunft.“ Neben finanziellen Mitteln mangele es in vielen Bereichen auch an konkreten Vorgaben. Viele Schutzgebiete bestünden lediglich auf dem Papier und verfügten weder über Schutzvorschriften noch Managementpläne. Insbesondere die dafür zuständigen Bundesländer sieht der WWF hier in der Pflicht.

 

Als besondere Problemzone des Naturschutzes identifiziert der WWF die Landwirtschaft. Der  steigende Einsatz von Dünger und Pestiziden mache vielen Arten zu schaffen. Daneben sorge die Umwandlung von artenreichen Wiesen in Äcker dafür, dass wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen in unserer Kulturlandschaft rapide verschwänden. „Natur und Landwirtschaft können Partner sein. Aber dazu brauchen wir eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie. Bauern und Waldbesitzern muss klar gemacht werden, dass die Natur ihr Kapital darstellt und es in ihrem langfristigen wirtschaftlichen Interesse liegt, es zu erhalten“, so Christoph Heinrich.

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WWF Presse-Team