Extraportion Dorsch

Ostseefischerei: WWF kritisiert zu hohe Fangquoten für Dorsch

Dorsch © iStock / Getty Images
Dorsch © iStock / Getty Images

Die Fischereiminister der EU haben gestern Nacht  die Höchstfangmengen für die Ostsee im  Jahr 2016 festgelegt. Der WWF kritisiert vor allem die Entscheidungen zu den Dorschbeständen.  Aus Naturschutzsicht sind die Kürzungen beim Dorsch unzureichend, weil die Fangmengen deutlich über den wissenschaftlichen Empfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der überfischten Bestände liegen. Die Fischereiminister erlauben 63% mehr Fang vom Westdorsch, als von den Wissenschaftlern empfohlen. Vor allem dieser Dorschbestand wird von deutschen Fischern bewirtschaftet.

 

„Westlicher  Dorsch wird kommende Saison mit amtlichem Segen überfischt werden, obwohl der Bestand seit Jahren im roten Bereich ist.  Das ist legalisierte Überfischung statt nachhaltiger Bewirtschaftung, die das Fischereigesetz vorschreibt“, kritisiert Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF. Die Fischerei verweise gern auf den Bestandszuwachs, ignoriere dabei aber, dass der westliche Dorschbestand der Kollaps-Gefahr noch gar nicht entwachsen ist. „Der Bestand wächst von einem so  niedrigen Niveau an, dass er immer noch gefährdet ist. Man verlässt sich hier auf die guten Prognosen zur Erholung. Die allerdings erfordern auch ideale Bedingungen im Meer. Wenn man vom Gesundheitszustand der Ostsee ausgeht, liegen die längst nicht vor.“ Beim östlichen Dorsch kürzten die Minister die Fangmengen um 20 statt um 40 Prozent wie von der Wissenschaft empfohlen. Auch die Fangmengen für die Heringsbestände im östlichen Teil der Ostsee, sowie für die Lachsbestände überschreiten die wissenschaftlichen Fangempfehlungen.

 

„Insgesamt machen die Minister wenig Anstalten, die reformierte Fischereipolitik auch konsequent umzusetzen. Das Ziel,  in 2020 erholte Fischbestände zu erreichen, rückt mit dieser Politik in weite Ferne. Die Ostsee bleibt eine Baustelle der Fischereipolitik.“, so Fischereiexpertin Nemecky.

Die Ostsee ist laut WWF noch weit davon entfernt ein nachhaltig befischtes Meer zu sein. Die praktische Umsetzung des Anfang des Jahres in Kraft getretenen Rückwurfverbots laufe schleppend. Die Umstellung des Fischereimanagements auf einen nachhaltigen Mehrjahresplan, der die  Fischerei auf Dorsch, Hering und Sprotte  für mehrere Jahre zusammenfasst und Quoten vorgibt, steckt in der Sackgasse. Die Ausgestaltung des Plans –insbesondere der noch als nachhaltig geltenden Obergrenzen für Fangmengen- ist politisch stark umkämpft. Der Trilogprozess zwischen EU-Kommission, Ministerrat und EU Parlament ist seit Monaten ausgesetzt. Ursprünglich sollte der Plan bereits Mitte 2015 beschlossen sein.

Britta König

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