Kein Rettungsanker für den Dorsch

Fangquoten für Ostseefischerei: WWF kritisiert Fischereiminister für legalisierte Überfischung / „Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat Fischern einen Bärendienst erwiesen“

Dorsch ©Erling-Svenson-WWF-Canon
Dorsch ©Erling-Svenson-WWF-Canon

Die Fischereiminister der EU haben die Fangquoten für die Ostseefischerei im Jahr 2017 festgelegt. Der WWF kritisiert die Entscheidung zum Dorsch, weil die beschlossenen Höchstfangmengen weit über den wissenschaftlichen Empfehlungen für eine nachhaltige Fischerei liegen.

 

„Die vorgenommen Quotenkürzungen reichen längst nicht aus. Der westliche Dorsch steht vor dem Kollaps und braucht einen Rettungsanker, stattdessen haben die Fischereiminister dem Bestand und der Fischerei den Tod auf Raten verordnet. Die Fortsetzung der Überfischung ist verantwortungslos und ignoriert völlig, dass rentable Fischerei von gesunden Beständen abhängt. Die Zeche zahlen die Fischer nach Ende der Legislaturperiode unseres Fischereiministers, denn diese anhaltende Überfischung senkt die Chance auf Erholung des Dorschbestandes drastisch“, kritisiert Christoph Heinrich, Naturschutzvorstand des WWF Deutschland.    

Die Fischereiminister genehmigten eine kommerzielle Fangmenge von 5.597 Tonnen Dorsch in dem Fanggebiet, das ist etwa das Doppelte der wissenschaftlichen Empfehlung, wenn man die Fänge der Freizeitfischerei addiert. Wissenschaftler hatten insgesamt eine Kürzung von 87 Prozent gegenüber dem Vorjahr empfohlen.

Der EU-Ministerrat verstößt nach Einschätzung des WWF  mit dieser Entscheidung gegen den zusammen mit Europäischem Parlament und Kommission erst in diesem Jahr beschlossenen Ostsee-Mehrjahresplan. „Wenn Gesetze vom Gesetzgeber selbst gebrochen werden, so ist das ein demokratischer Offenbarungseid des Ministerrates. Es wirft zudem die Frage auf, ob die Fischereiminister die Gemeinsame Fischereipolitik und ihr Ziel, die Überfischung zu beenden tatsächlich ernst nehmen“,  so WWF-Vorstand Heinrich.

Vom beschlossenen Maßnahmenpaket ist der WWF nicht überzeugt: „Begleitende  Maßnahmen bleiben leider Kosmetik, wenn sie die fischereiliche Sterblichkeit nicht auf das wissenschaftlich empfohlene Maß senken“, so Heinrich weiter.

Dagegen begrüßt der WWF, dass erstmals berücksichtigt wurde, welch beachtliche Mengen Dorsch durch Freizeitfischer gefangen werden. „Die Situation  ist so ernst, dass jetzt alle, die auf Dorsch fischen, einen Beitrag zum Wiederaufbau des Bestandes leisten müssen“, bekräftigt WWF-Vorstand Christoph Heinrich.  Er fordert dafür eine effektive Kontrolle der Freizeitfischerei durch deutsche Behörden: „Eine Dunkelziffer von doppelt abgefischter Dorschquote können wir uns nicht leisten“.

 

Die Entscheidungen zu Hering und Sprotte entsprechen laut WWF weitgehend den wissenschaftlichen Empfehlungen für nachhaltige Befischung.

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