Kohle kostet Leben

Studie: Schärfere Grenzwerte für Kraftwerke könnten pro Jahr 20.000 Leben retten / HEAL und WWF fordern schnelle Emissionsminderung mit Ziel Komplettausstieg

Braunkohlekraftwerk © iStock / Getty Images
Braunkohlekraftwerk © iStock / Getty Images

Mit der Reduktion von Emissionen aus Kohlekraftwerken ließen sich einer aktuellen Studie zufolge pro Jahr mehrere Tausend Menschen in Europa vor einem vorzeitigen Tod bewahren. Bleiben die aktuellen Grenzwerte dagegen weiter bestehen, kostet das pro Tag sieben Menschen das Leben. Das haben die Organisationen European Environmental Bureau (EEB), Climate Action Network (CAN), Health and Environment Alliance (HEAL), Sandbag und WWF in ihrer Studie <link http: www.wwf.de fileadmin fm-wwf publikationen-pdf lifting_europe_s_dark_cloud.pdf _blank external-link>„Lifting Europe’s Dark Cloud“ errechnet. „Die Zahlen führen klar vor Augen: Die Minderung der Emissionen in Form von Feinstaubpartikeln und klimaschädlichen Treibhausgasen aus den Kohlekraftwerken ist nicht nur für den Klimaschutz eine Notwendigkeit, sondern auch für die Gesundheit zahlreicher Menschen in Europa“, sagt Viviane Raddatz, Klimaschutzreferentin beim WWF Deutschland.

 

Die aktuelle Studie baut auf dem Report „Europe’s Dark Cloud“ auf, der im Juli 2016 veröffentlicht wurde und erstmals die grenzüberschreitenden Gesundheitsfolgen durch Luftverschmutzung von europäischen Kohlekraftwerken aufgezeigt hat. Dafür waren Auswertungen von 257 der 280 Kraftwerke verfügbar. Diese zeigen, dass die Emissionen aller Kraftwerke im Jahr 2013 für rund 22.900 vorzeitige Todesfälle, zehntausende von Herz- und Lungenkrankheitsfällen und bis zu 63,2 Milliarden Euro an Gesundheitskosten verantwortlich waren. Deutschland ist mit seinen schmutzigen Kohlekraftwerken demnach für 4.350 vorzeitige Todesfälle europaweit verantwortlich.

 

Die aktuelle Studie hat nun ermittelt, wie viele Todesfälle mit einer Verschärfung der Grenzwerte zu verhindern wären. Verglichen mit dem Ausgangswert 2013 von 22.900 vorzeitigen Todesfällen ließen sich mit den Grenzwerten der Industrieemissionsrichtlinie (IED), die seit Januar diesen Jahres gilt, rund die Hälfte der Fälle vermeiden. Die vorzeitigen Todesfälle durch Kohle lägen dann bei 10.900. Dafür müssten allerdings bestehende Ausnahmen aufgehoben werden, die momentan für mehr als die Hälfte der Kraftwerke in Europa gelten.

 

Aktuell von der EU diskutierte neue Grenzwerte, die noch in diesem Jahr beschlossen werden sollen, würden die Todesfälle noch einmal reduzieren – auf 8.500 oder sogar auf bis zu 2.400, wenn man die besten verfügbaren Techniken anlegt. Durch deutsche Kraftwerke wären mit den strengeren Grenzwerten noch 1.050 Todesfälle pro Jahr zu beklagen, der schwächere Vorschlag würde noch immer zu 3.440 Todesfällen führen. „Der Einsatz der besten Technologien bei der Rauchgasreinigung müsste selbstverständlich sein, um einen Großteil der Gesundheitsauswirkungen durch Kohlekraftwerke zu verhindern. Aber selbst damit kommt man nicht auf null. Damit kein Mensch in Europa mehr durch Kohleemissionen sterben muss, geht am Kohleausstieg kein Weg vorbei“, sagt Julia Gogolewska von HEAL.

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WWF Presse-Team