Hoffnung auf eine naturverträgliche Krabbenfischerei

Verpflichtung für mehr Naturschutz macht Weg frei für MSC-Zertifizierung / Naturschutzverbände einigen sich mit Krabbenfischerei, sehen aber Verbesserungsbedarf des MSC-Standards

Wattenmeer von oben © Martin Stock
Wattenmeer von oben © Martin Stock

Die Krabbenfischerei der deutschen, niederländischen und dänischen Nordseeküste hat das MSC-Zertifikat erhalten. Dies war bis vor kurzem umstritten: Die Naturschutzverbände WWF, NABU und Schutzstation Wattenmeer hatten im August Widerspruch gegen die Zertifizierung eingelegt, da sie die MSC-Kriterien als nicht erfüllt und die Schutzziele des Nationalparks Wattenmeer als gefährdet ansahen. Nach Verhandlungen und einer erzielten Vereinbarung zwischen Naturschutzverbänden und Krabbenfischern, zogen sie den Einspruch zurück und machten den Weg für das MSC-Siegel frei. In der Vereinbarung verpflichtet sich die Fischerei zu zusätzlichen Anstrengungen für den Schutz von Arten und Lebensräumen, so dass die Krabbenfischerei nun mit den bestehenden Kriterien des MSC knapp vereinbar ist.

 

"Wir freuen uns über die mit der Krabbenfischerei vereinbarten Fortschritte bei der Beifang-Vorsorge und beim Schutz des Meeresbodens. Die zusätzlichen Anstrengungen machen jetzt zwar eine MSC-Zertifizierung möglich, bis die Krabbenfischerei aber auch nationalpark-tauglich ist bleibt noch ein Wegstück zu gehen. Erst wenn große Teile der Wattenmeer-Nationalparks nicht mehr befischt werden und die Natur sich dort wieder frei entwickeln kann, ist eine Balance zwischen Schutz und Nutzung erreicht", sagt Hans-Ulrich Rösner vom WWF. Derzeit findet rund ein Viertel der deutschen Krabbenfischerei noch im Wattenmeer hinter den Inseln statt, also im Kern jener drei Nationalparks, die das Wattenmeer eigentlich schützen sollen - genau dort, wo die meisten Jungfische leben und wo die Natur auf einem großen Teil der Fläche eigentlich ungestört sein muss.

 

"Die MSC-Zertifizierung der Krabbenfischerei war alles andere als ein Selbstläufer. Die feinen Maschen der über den Meeresgrund geschleppten Netze beeinträchtigen die empfindlichen Lebensgemeinschaften im Wattenmeer. Viel zu viele junge Schollen, Seezungen und Kabeljaue verenden dabei als ungewollter Beifang", so Kim Detloff vom NABU. "Durch die jetzt vereinbarten Auflagen hoffen wir auf echte Verbesserungen."

 

"Wir haben der MSC-Zertifizierung nur mit großen Bauchschmerzen zugestimmt. Nun müssen die dafür gemachten Auflagen und die Selbstverpflichtungen von der Krabbenfischerei auch umgesetzt werden", sagt Harald Förster von der Schutzstation Wattenmeer. "Wir hoffen, künftig mit der Krabbenfischerei gemeinsame Wege zu finden, den Schutz des Wattenmeeres zu verbessern, den Nationalpark-Zielen gerecht zu werden und verschwundenen Arten eine Rückkehr zu ermöglichen."

 

Die Naturschutzverbände verbinden ihre Zustimmung zur Zertifizierung der Krabbenfischerei aber auch mit einer Kritik am bestehenden Standard des MSC: "Meeresschutzgebiete sind leider ein blinder Fleck im MSC-Standard. Hier muss nachgebessert werden, damit Fischereien künftig zu deutlich mehr Vorsorge in empfindlichen Gebieten verpflichtet sind, als es nun erreicht werden konnte", so WWF, NABU und Schutzstation Wattenmeer.

 

Die grenzüberschreitende Krabbenfischerei im Wattenmeer umfasst rund 400 Kutter. Gemeinsam fangen sie etwa 30.000 Tonnen Krabben pro Jahr, das entspricht 90 Prozent des gesamten Fangs der Nordseegarnele.

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WWF Presse-Team