Massensterben bei Deutschlands Insekten

WWF fordert „Neuausrichtung der Landwirtschaft“ / Äpfel, Birnen, Kirschen, Gurken oder Heidelbeeren werden zu etwa 50 Prozent von Bienen und Co. bestäubt.

Eine aktuell in der Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie eines internationalen Forscherteams vermeldet einen dramatischen Rückgang von Fluginsekten in weiten Teilen Deutschlands. Dazu erklärt Jörg-Andreas Krüger, Geschäftsleitung des WWF Deutschland:

 

„Die am Dienstag vorgelegten Zahlen übersteigen selbst pessimistischste Einschätzungen. Biene Maja und Co. verschwinden heimlich, still und leise - vor unseren Augen. Hauptgrund für das dramatische Insektensterben in Deutschland ist die ständige Intensivierung der Landwirtschaft. Bienen, Schmetterlinge und Käfer leiden gleich mehrfach unter der gängigen Agrarpraxis: Falls sie nicht direkt durch Insektizide sterben, fehlen ihnen der Lebensraum und vielfältige Nahrungsgrundlagen. Durch Pestizide werden die Wildkräuter, Gräser und Grünstreifen vernichtet. Enge Fruchtfolgen auf den Äckern führen zu Fehlernährung der Insekten. Da sie die Nahrungsgrundlage für viele Vögel und Amphibien sind, verschwinden auch diese zunehmend und hinterlassen oftmals stille, leere Landschaften.

Die nächste Bundesregierung muss daher endlich eine tiefgreifende und echte Neuausrichtung der Landwirtschaft in Deutschland auf den Weg bringen. Weniger Stickstoff, weniger Pestizide und mehr Vielfalt auf den Äckern sind Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit des Agrarsektors. Noch ist eine Trendwende möglich, wenn es gelingt, die Fläche des Ökolandbaus zügig erheblich auszuweiten. Der Gesetzgeber muss außerdem Totalherbizide grundsätzlich verbannen, da sie alle Pflanzen ausnahmslos vernichten. Verboten gehören auch Neonikotinoide, mit denen Saatgut behandelt wird. Sie stehen ebenfalls in Verdacht, das Bienen- und Insektensterben mit zu verursachen“

 

Insektenschutz sichert nach WWF-Einschätzung auch die wirtschaftliche Grundlage vieler Landwirte in Deutschland und weltweit. Fast 90 Prozent der wildblühenden Pflanzenarten und 75 Prozent der Nahrungspflanzen sind global von der Weitergabe des Blütenpollens durch Tiere abhängig. So werden Äpfel, Birnen, Kirschen, Gurken oder Heidelbeeren zu etwa 50 Prozent von Bienen und Co bestäubt. Diese Leistung, die zu einem Großteil von Insekten erbracht wird, entspricht laut dem Weltbiodiversitätsrat einem globalen jährlichen Marktwert von bis zu 500 Milliarden Euro.

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WWF Presse-Team