Es war einmal ein Wisent

Nach Wisent-Abschuss: Staatsanwaltschaft stellt Verfahren ein. / WWF kündigt weitere Schritte an.

Vergangenen Herbst wurde der erste Wisent erschossen, der nach Ausrottung der Tierart in Deutschland, von alleine in die Heimat seiner Vorfahren zurückgekehrt war. Nur kurz nach dem Grenzübertritt von Polen nach Brandenburg hatte der Lebuser Ordnungsamtsleiter eine entsprechende Anordnung erteilt. Gegen ihn hat der WWF Deutschland im September 2017 Strafanzeige gestellt. Nun teilte die zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) dem WWF mit, das Ermittlungsverfahren einzustellen. Die Naturschutzorganisation kündigte daraufhin in einer Stellungnahme weitere, juristische Schritte an. Die Begründung der Staatsanwaltschaft lautet, dass vom Wisent eine Gefahr für Menschen ausgegangen sei, dies rechtfertige den Abschuss. Diese Aussage scheint für den WWF eine Schutzbehauptung, war das Tier doch in Polen als besonders unauffällig bekannt. Zudem geht von Wisenten allgemein keine Gefahr für Menschen aus.

 

„Der Wisent ist eine bedrohte und streng geschützte Art und darf nicht mal eben so abgeschossen werden. Eine Gefahr für Menschen schien nicht ersichtlich. Der WWF wird daher gegen die Einstellung des Strafverfahrens beim zuständigen Generalstaatsanwalt Beschwerde erheben“, so Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz in Deutschland beim WWF.

 

Das erschossene Exemplar war zuvor über längere Zeit in Polen, in der Region westlich von Kostrzyn (Küstrin), gesichtet worden. Zwischenfälle oder Probleme hatte es dort nie gegeben. Im Gegenteil: Der Wisentbulle wurde dort zu einem lokalen Symboltier. Entsprechend groß war dort die Empörung über den Abschuss.

 

„Nach dem Abschuss zeigte sich das Umweltministerium in Potsdam entsetzt und empört. Umso unverständlicher, dass nun die eigenmächtige Aktion des für das besondere Artenschutzrecht nicht einmal zuständigen Ordnungsamtsleiters nicht zur Anklage geführt hat. Der Vorgang zeigt, die Bevölkerung braucht keinen Schutz für Wisenten, sondern Wisente brauche in Deutschland offenbar Schutz vor Behördenwillkür“, so Pretzell.

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