Energiewende mit Mensch und Natur

Das Stromsystem nach 2035: WWF legt umfassende Studien zum Erneuerbaren-Ausbau vor

Die neuen WWF-Studien zeigen, wie die Transformation des Stromsystems möglich ist - weg von den schädlichen Fossilen, hin zu sauberen Erneuerbaren © ThinkstockPhotos
Die neuen WWF-Studien zeigen, wie die Transformation des Stromsystems möglich ist - weg von den schädlichen Fossilen, hin zu sauberen Erneuerbaren © ThinkstockPhotos

Deutschland steht ausreichend Fläche zur Verfügung, um seinen Strom vollständig erneuerbar zu erzeugen und dabei den Naturschutz zu achten. Dafür ist eine vorausschauende Planung essentiell. Das ist das Ergebnis zweier umfassender Studien, die der WWF am Dienstag in Berlin veröffentlicht hat. Darin wurde mithilfe des Öko-Instituts, Prognos und Bosch & Partner erstmals die Flächeninanspruchnahme durch den Ausbau der Erneuerbaren mit einer naturschutzfachlichen Raumbewertung in betroffenen Landkreisen abgeglichen.

 

„Vergangene Woche erst hat uns der Weltklimarat IPCC einen Weckruf gesandt: Wir müssen jetzt handeln, sonst sind die Folgen der Klimakrise verheerend. Für Deutschland liefern wir mit unserer Studie nun eine Antwort auf den IPCC-Sonderbericht. Wir zeigen, dass und wie sich die Energiewende unter wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten umsetzen lässt und Deutschland damit einen Beitrag zu den internationalen Klimaschutzbemühungen leistet“, sagt Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.

 

Für den Ausbau der Erneuerbaren werden 2050 in Deutschland laut den neuen Berechnungen durchschnittlich bis zu 2,5 Prozent der Landesfläche benötigt – bis zu 2,0 Prozent, wenn verstärkt auf Solarenergie gesetzt wird. „Wir haben in Deutschland genug Platz für ein sauberes Energiesystem, es ist günstig und naturverträglich zu realisieren“, resümiert Schäfer die Ergebnisse der Studien. Wichtig ist, den Ausbau der Erneuerbaren deutlich zu beschleunigen und mindestens 2.5 GW pro Jahr netto zuzubauen. Der Ausbau der Photovoltaik sollte gestärkt werden, damit die Energiewende auch in die Städte ziehen kann. Daneben darf die Windkraft nicht allein im Norden forciert werden – auch in Süddeutschland braucht es den Strom aus Wind vor Ort.

 

„Zentral für ein Gelingen der Energiewende ist, die Interessen der Menschen vor Ort und die Anliegen des Naturschutzes zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass neben der Flächenverfügbarkeit auch planerische Aspekte eine stärkere Rolle spielen müssen. Denn eine mit Weitsicht gestaltete Energiewende lässt Menschen an ihr teilhaben – politisch in der Planung, aber auch finanziell in der Umsetzung – und schafft so Akzeptanz“, sagt Schäfer. Andere Länder wie Dänemark haben solche finanziellen Teilhabemodelle bereits erfolgreich umgesetzt. „Auf diese Weise gelingt die Energiewende in Einklang mit Mensch und Natur.“

 

Zum Hintergrund:

Die umfassende WWF-Studie „Zukunft Stromsystem II – Regionalisierung der erneuerbaren Stromerzeugung“ mit Berechnungen des Öko-Instituts und Prognos bildet den zweiten Teil unseres Blicks auf das Stromsystem nach 2035. <link januar der-strom-der-zukunft>Im ersten Teil haben wir den Kohleausstiegspfad vorgezeichnet. Begleitend hat das Umweltplanungsbüro Bosch & Partner in unserem Auftrag beispielhaft in sechs Landkreisen die Ergebnisse validiert und einer naturschutzfachlichen Raumbewertung bezüglich der Betroffenheit von drei windenergiesensiblen Vogelarten -  Mäusebussard, Kiebitz und Rotmilan - unterzogen. Das Ergebnis: Obwohl damit nur ein kleiner Ausschnitt betrachtet wird, zeigt die Untersuchung, dass auch in Landkreisen, in denen mit einem überdurchschnittlich hohen Ausbau der Windenergienutzung gerechnet wird, entsprechende Flächen für diesen Ausbau vorgesehen werden können, ohne hohe Konflikte mit dem Naturschutz hervorzurufen. Es ist Aufgabe von Politik und Behörden, solche Analysen zu vertiefen, damit der Ausbau der Erneuerbaren beschleunigt und in einem für Mensch und Natur verträglichen Maße realisiert werden kann.

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WWF Presse-Team