Chinas Kampf um die Dickhäuter

Neun Monate Elfenbein-Bann: WWF zieht Bilanz nach Handelsverbot / Angebot und Nachfrage sinken merklich

Vernichtung von Elfenbein © WWF
Vernichtung von Elfenbein © WWF

Berlin: Am 31.12.2017 trat in China ein lang erwartetes Handelsverbot mit Elfenbein in Kraft. Der weltweit mit Abstand wichtigste Markt für Schnitzereien und Schmuck aus den Stoßzähnen der Elefanten sollte endlich trockengelegt werden und so die Wildereikrise stoppen helfen. Neun Monate später ziehen WWF und TRAFFIC mithilfe von Umfragen und Marktuntersuchungen eine erste Bilanz der neuen Politik.

 

Nach Angaben der Umweltschützer besonders positiv: Der Wunsch der Chinesinnen und Chinesen, Produkte aus Elfenbein zu erwerben, ist deutlich abgeflaut. 26 Prozent der Befragten gaben an, dies in Zukunft tun zu wollen. Das sei zwar immer noch ein zu hoher Wert, aber immerhin 17 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Umfrage in 2017. Zudem hätten viele potentielle Käufer von dem Handelsverbot offenbar keine Kenntnis gehabt: Nur acht Prozent gaben zu Protokoll, bereits von dem Bann gehört zu haben (im Vergleich zu vier Prozent im vergangenen Jahr). Mit diesem Umstand konfrontiert sank der Anteil derer, die Elfenbein trotzdem weiter beziehen wollten, von 26 auf 14 Prozent. Gleichzeitig gaben neun von zehn Befragten an, das Verbot grundsätzlich zu begrüßen.

 

„Der Rückgang beim Kaufinteresse ist ein großer Erfolg, gerade im Hinblick auf die tiefe Verwurzelung von Elfenbein in der chinesischen Kultur. Es ist wichtig die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass der Kauf dieser Produkte direkt mit dem massenhaften Töten der Elefanten zusammenhängt. Allein in Afrika verlieren wir 20.000 Tiere pro Jahr – und das bei einem Gesamtbestand von höchstens einer halben Million“, sagt Katharina Trump, Referentin für Wildtierkriminalität beim WWF Deutschland.

 

Neben der Nachfrage hat sich laut WWF und TRAFFIC auch das Angebot an Elfenbeinprodukten im Reich der Mitte verringert: Alle 71 untersuchten Verkaufsstellen, die in 2017 noch legal Elfenbein handeln durften, entfernten die entsprechenden Produkte aus ihrem Sortiment oder wurden gänzlich geschlossen. Auch neun Monate später wird hier keine Ware aus Elefantenstoßzähnen angeboten. Neben den lizensierten, legalen Verkaufsstellen gab es bereits vor dem offiziellen Handelsverbot in China Läden, die ohne Lizenz und damit illegal Elfenbein anboten. Ihre Anzahl ging im Vergleich zum Vorjahr zwar um 30 Prozent zurück, trotzdem entdeckten die Umweltschützer in 354 Shops  nahezu 3.000 illegal angebotene Elfenbeinprodukte – ein Anstieg um gut 20 Prozent verglichen mit 2017.

 

Gleichzeitig warnen WWF und TRAFFIC vor Schlupflöchern durch den Verkauf antiker Elfenbeinprodukte, die mit entsprechenden Zertifikaten und im Rahmen von Auktionen weiterhin legal gehandelt werden. In fast der Hälfte der 17 beispielhaft untersuchten Versteigerungen deckten die Umweltschützer Gesetzesverstöße auf. Über 200 Elfenbeinprodukte im Wert von rund einer Million US-Dollar wurden daraufhin konfisziert.

 

„Die Schließung des nationalen Elfenbeinmarkts in China war ein enorm wichtiger Schritt für den Elefantenschutz. Das Verbot zeigt erste Wirkungen“, fasst Katharina Trump zusammen. „Angebot und Nachfrage gehen zurück, was sich auch in sinkenden Preisen wiederspiegelt. Dadurch wird das Geschäft für die Wildtiermafia und allen, die daran mitverdienen, weniger attraktiv. Gleichzeitig zeigt unsere Marktanalyse, dass der Bann kein Selbstläufer ist. Nach wie vor wird auf der Straße illegales Elfenbein verkauft und auch der legale Handel mit antiken Stücken lässt Schlupflöcher offen, um illegales Elfenbein zu handeln. Hier muss der Staat genau hinsehen und durchgreifen.

 

Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Kaufinteresse der Menschen weiter sinkt, damit sich Schwarzmärkte nicht vergrößern oder in benachbarte Länder verlagern. Es bleibt noch viel zu tun, um den Handel zu stoppen. Insgesamt sind die bisherigen Entwicklungen des Elfenbeinhandelsverbots jedoch positiv zu bewerten  und es bleibt zu hoffen, dass weitere Länder Chinas Beispiel zügig folgen.“

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WWF Presse-Team