Das Buffet bleibt geöffnet

Fangmengen 2020 für Nordsee und Nord-Ost-Atlantik festgesetzt / EU versagt bei Nachhaltigkeitsziel

Kabeljau (C) Wild Wonders of Europe Magnus Lundgren WWF

Hamburg: Nach langen Verhandlungen haben die EU-Fischereiminister heute die Fangmengen für die Nordsee und den Nordost-Atlantik festgelegt. In der Nordsee dürfen im Jahr 2020 mehr Scholle und Schellfisch und weniger Hering, Seelachs und Kabeljau gefangen werden. Der WWF begrüßt Teile der Entscheidung als längst überfällig. „So erfreulich die Entscheidung für weite Teile der für die deutsche Fischerei wichtigen Bestände ist, so sehr muss betont werden, dass die EU das selbstgesteckte Ziel, die Überfischung der Bestände bis 2020 zu beenden, sehr deutlich verfehlt“, kommentiert Stella Nemecky, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland.

 

„Das Ergebnis ist ein vorausschauendes, vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für den Hering in der Nordsee“, ergänzt Nemecky. „Hier wurde der negative Bestandstrend in die Entscheidung einbezogen und die wissenschaftliche Fangempfehlung unterschritten. In Zeiten von Klimakrise und ausbleibendem Nachwuchs ist das sehr erfreulich!“

 

Scholle und Schellfisch können weiterhin in großem Umfang gefangen werden, hier wurden die Fangmengen, im Einklang mit der wissenschaftlichen Empfehlung, um 17 bzw. 23 Prozent erhöht. Beim Seelachs wurde die Fangmenge um fast 15 Prozent auf 88093 Tonnen gekürzt.

 

Für den stark überfischten Nordsee-Kabeljau sieht die Lage düster aus. Die beschlossene Höchstfangmenge liegt mit 17679 Tonnen rund 4000 Tonnen über der wissenschaftlich empfohlenen Fangmenge von 13686 Tonnen. Übersetzt bedeutet das: Statt der erforderlichen 61 Prozent Quotenkürzung wurden 50 Prozent Kürzung beschlossen. „Dem Bestand ging es erst seit Kurzem endlich wieder besser – nach einem Bestandszusammenbruch Mitte der 2000er und vielen Jahren Erholungsplan. Doch zu früh angehobene Fangmengen, die nicht kontrollierte Anlandeverpflichtung und erhebliche illegale Rückwürfe von Jungfischen zeigen nun ihre traurige Wirkung“, kritisiert Stella Nemecky. Einzig positiv sind die beschlossenen Begleitmaßnahmen wie Schonzeiten für Laicher, Schließungen für den Schutz von Jungfischen und die beschlossene Ausweitung der Kontrollen auf See, um illegale Rückwürfe zu verhindern. Sechs weitere Kabeljau-Bestände in besorgniserregend schlechtem Zustand in angrenzenden Gewässern des Nord-Ost-Atlantiks werden allerdings auch weiterhin gravierend überfischt.

 

Zum Hintergrund:
Höchstfangmengen oder TACs (engl. Total Allowable Catch) sind ein Werkzeug, um das Fischereimanagement so zu gestalten, dass die Fischbestände gesund bleiben. Seit Jahren liegen die vereinbarten Höchstfangmengen im Schnitt bei rund 60 Prozent der TACs über den wissenschaftlichen Empfehlungen.

Kontakt

WWF Presse-Team