Bedrohte Räuber

WWF: Mittelmeer ist das gefährlichste Meer für Haie weltweit / Hauptbedrohung: Überfischung und Beifang

Hammerhai © shutterstock Wildestan
Hammerhai © shutterstock Wildestan

Über die Hälfte aller Hai- und Rochenarten, die im Mittelmeer leben, sind bedroht. Ein Drittel von ihnen wurde bereits bis an den Rand der Ausrottung befischt. Dies geht aus einem aktuellen WWF-Bericht hervor. Der besorgniserregende Zustand dieser Raubfische signalisiert klar, dass die Gesundheit des Mittelmeers insgesamt schwindet.

„Das Mittelmeer ist für Haie und Rochen ein gefährlicher Lebensraum geworden. Seit der letzten Bestandsaufnahme vor zehn Jahren hat sich die Situation noch verschlechtert. Der Mensch hat seit Tausenden von Jahren eine enge kulturelle und fischereiliche Beziehung zu diesen Arten im Mittelmeer,  jetzt drohen sie unter dem Druck der Fischerei zu verschwinden“, warnt Heike Zidowitz, Hai-Expertin beim WWF Deutschland. Während weltweit 17 Prozent der Hai- und Rochenarten bedroht sind, sind es im Mittelmeer 53 Prozent.

 

Überfischung ist die größte Bedrohung für Haie und Rochen im Mittelmeer. Während Dorn- und Glatthaie noch gezielt befischt werden, enden andere Arten häufig als lukrativer Beifang in anderen Fischereien. Alle Fischereimethoden sind mitverantwortlich: Die im Mittelmeer vom Aussterben bedrohten Blauhaie enden massenhaft an den kilometerlangen Köderleinen, die für Schwert- und Thunfisch ausgelegt werden. Ringwadennetze, mit denen Schwärme von Blauflossenthun umzingelt werden, fangen manchmal auch den geschützten Weißen Hai. In Schleppnetzen wurden regional bis zu 74 Hai- und Rochenarten nachgewiesen. Auch die Sportfischerei hat nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf mindestens 20 Prozent  der Arten. Verbreiteter Etikettenschwindel verschärft die Bedrohung noch: „Das Fleisch von Haien wird oft als hochpreisiger Schwertfisch verkauft. Viele Konsumenten bemerken diesen Betrug gar nicht“, so Zidowitz weiter.

 

Plastikmüll ist eine weitere für Haie unterschätzte Gefahr wie eine gerade <link https: www.int-res.com abstracts esr v39 p173-190>veröffentlichte Studie zeigt. „Auch Haie verheddern sich in treibenden Kunststoffmüll oder Geisternetzen und verenden oft qualvoll“, so Zidowitz. Das Mittelmeer ist eines der am stärksten mit Plastikmüll verschmutzen Meere.  Eine weitere Untersuchung zeigt, dass mehr als ein Viertel der untersuchten Blauhaie Plastikteile verschluckt hatte.

 

Der WWF fordert ein besseres Management und Regulierung der Hai-Fischereien, vor allem die Umsetzung bereits bestehender Maßnahmen. Insbesondere geschützte Arten sowie stark gefährdete Arten sind auf die rigorose Umsetzung der Fischereiregelungen. Die Datenaufnahme und Kontrolle von Fängen muss verbessert, Beifänge reguliert und besonders wichtige Lebensräume, wie Geburts- und Aufzuchtgebiete geschützt werden.

 

Hintergrund:

·         Über 80 Hai-und Rochenarten leben im Mittelmeer. Zu den meistbedrohten Arten gehören u.a. Mako-, Blau-, Herings- und Hammerhai sowie alle drei Engelhaiarten und der Weiße Hai. Von den Rochenarten sind Schmetterlings-, Glatt- und Sägerochen am stärksten gefährdet.

·         Hauptfangländer sind Libyen (4260 Tonnen)  und Tunesien (4161 Tonnen). Sie fischen etwa dreimal so viel Hai wie die nachfolgenden Staaten Italien (1347 Tonnen) und Ägypten (1141 Tonnen).

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WWF Presse-Team