Einspruch, MSC!

MSC zertifiziert in Nordsee tätigen Fischereiverbund | WWF protestiert und bemängelt „Taschenspielertricks“

Fischerei im Nordatlantik ©Mike R. Jackson WWF
Fischerei im Nordatlantik ©Mike R. Jackson WWF

Berichtigung: Der Fischereiverbund wurde zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zertifiziert. Durch den erhobenen Einspruch ist die MSC-Zertifizierung nun ausgesetzt bis das Schiedsverfahren über den Einspruch entschieden hat.

 

Der Marine Stewardship Council (MSC)  hat trotz erheblicher Bedenken der Naturschutzorganisation WWF einem Verbund aus deutschen, dänischen und schwedischen Fischern eine Zertifizierung erteilt. Der WWF Deutschland kritisiert den Einsatz von bodenzerstörenden Fanggeräten in Meeresschutzgebieten und mangelnde Kontrollen des sogenannten Anlandegebots. Der Verbund mit insgesamt über 950 Booten ist in der Nordsee unterwegs,  zu großen Teilen in Naturschutzgebieten wie der Doggerbank oder der Cleaver Bank.

 

„Fanggeräte wie Grundschleppnetze zerstören wertvollen Lebensraum am Meeresboden, sie haben in Meeresschutzgebieten nichts verloren“, so Philipp Kanstinger, Referent für Fischereizertifizierungen beim WWF Deutschland. „Die Zertifizierung untergräbt  die Glaubwürdigkeit des MSC als Organisation für nachhaltige Fischerei.“

 

Die Vergabe des MSC-Siegels erfolgt nach einer zweijährigen Überprüfung durch externe Zertifizierer, während jener der WWF wiederholt naturschutzfachliche Bedenken geltend gemacht hat. Der WWF hat nun gegen den Beschluss des MSC formell Einspruch erhoben.

 

Der negative ökologische Fußabdruck der Großflotte sei mit „Taschenspielertricks“ klein gerechnet worden. „Statt die Auswirkungen der eingesetzten Fanggeräte insgesamt zu beurteilen, hat man die über 950 Schiffe nach ihrer Beflaggung in kleinere Einheiten unterteilt und deren ökologischen Fußabdruck isoliert voneinander bewertet. Aber für den Meeresboden ist es egal, ob die zerstörerische Eisenkette einem dänischen, schwedischen oder deutschen Fischer gehört - die Wirkung bleibt gleich verheerend“, kritisiert Kanstinger das Vorgehen der Zertifizierer.

 

Außerdem hat der WWF begründete Zweifel, dass die Flotte das europäische Anlandegebot ausreichend umsetzt und daher „erhebliche Mengen ungewollt gefangener Fische illegal tot und sterbend über Bord gehen“. Das Anlandegebot schreibt vor, dass Fischereien auf Kabeljau, Wittling, Seelachs, Scholle oder Seezunge ihren gesamten Fang an Land bringen. Der früher auf See praktizierte Rückwurf von beigefangenen Fischen, die zu klein waren oder nicht gewünscht sind, ist verboten. In der Praxis wird die Einhaltung des Anlandegebots von den nationalen Behörden jedoch kaum kontrolliert. „Die Zertifizierer sehen selbst ein sehr hohes Risiko einer systematischen Missachtung des Anlandegebots durch die Flottenschiffe“, so Kanstinger. „Der MSC drückt beide Augen zu, wo besondere Sorgfalt geboten wäre.“

 

In den kommenden Wochen wird ein unabhängiger Schiedsrichter sich mit dem Zertifizierungsbericht und der WWF Kritik daran auseinandersetzen. Der WWF hofft, dass durch den Einspruch die MSC-Zertifizierung dieser Fischerei zurückgesetzt wird, bis die Fischerei dem MSC-Standard entspricht und der Schutz von Naturschutzgebieten oder bedrohten Arten durch diese Fischereien nicht gefährdet wird. „Menschen, die Produkte mit MSC-Siegel kaufen, müssen sich sicher sein können, dass die Fischerei dahinter so wenig Umweltschäden anrichtet wie möglich“, betont Kanstinger.

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WWF Presse-Team