Klimaschutz stählern

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Höhere Energieeffizienz, ein Paradigmenwechsel in der Kreislaufwirtschaft, neue Prozesse und für kleine Restmengen die Wiederverwendung oder die Speicherung von CO2 können die Industrie in Deutschland klimaneutral machen. Das zeigt ein neuer Bericht des WWF Deutschlands. Die vom Klimakabinett angekündigten Maßnahmen schaffen noch nicht den Rahmen für die anstehende industrielle Revolution Richtung Treibhausgasneutralität. Die Bundesregierung muss aber heute die Weichen stellen, um Fehlinvestitionen und Wertverluste zu vermeiden und die Vorteile zu heben, die mit einem klimafreundlichen Umbau für den Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen verbunden sind.

 

„Die Industrie – insbesondere die emissionsintensiven Branchen Stahl, Zement und Grundstoffchemie – ist ein Sorgenkind des Klimaschutzes und kann so auch leicht zum Sorgenkind der Wirtschaft werden. Denn wenn die Politik jetzt nicht den richtigen Rahmen setzt, drohen klimaschädliche Fehlentwicklungen. Damit steigt das Risiko von Wertverlusten, die Zukunftsfähigkeit betroffener Unternehmen ist gefährdet“, sagt Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. „Das wäre umso fataler, da Deutschlands Industrie eigentlich eine Vorreiterrolle einnehmen und sich über die Etablierung klimaneutraler Prozesse und Materialien Wettbewerbsvorteile sichern könnte.“

 

Die Industrie ist in Deutschland für 23 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Laut Klimaschutzplan 2050 soll sie die Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 halbieren und bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral sein. Doch zuletzt ist der CO2-Ausstoß sogar noch gestiegen, statt zu sinken – von 181 Millionen Tonnen in 2014 auf aktuell 196 Millionen Tonnen. Die Hälfte dieser Emissionen geht auf das Konto von Stahl, Zement und Grundstoffchemikalien.

 

„Kurzfristig helfen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Zudem braucht es Energie aus sauberen erneuerbaren Quellen statt schädlichen fossilen – weshalb dem schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien eine solch große Bedeutung zukommt“, so Schäfer. „Auf mittel- und langfristige Sicht geht kein Weg an neuen klimafreundlichen Produktionsverfahren und einer verbesserten Kreislaufwirtschaft vorbei.“ Für nicht vermeidbare Emissionen wird es außerdem auf das Auffangen und Verwerten (<link fileadmin fm-wwf publikationen-pdf ccu-position-wie-klimaneutral-ist-co2-als-rohstoff.pdf>Carbon Capture and Utilization, CCU) bzw. Speichern (Carbon Capture and Storage, CCS) von CO2 ankommen.

 

Für diese kurz- wie langfristigen Maßnahmen, die vor 2030 bzw. bis 2050 ihre Wirkung entfalten müssen, braucht es klare Rahmensetzungen und Vorgaben seitens der Politik. Dazu gehören Gesetze zur schnellen Steigerung der Energieeffizienz und zur Weichenstellung bis 2050 – etwa indem über die öffentliche Beschaffung ein Leitmarkt für klimaneutrale Materialien und Produkte geschaffen wird und über Carbon Contracts for Difference Investitionsrisiken reduziert werden.

 

„Die Bundesregierung muss im Sinne einer integrierten Klimaschutz- und Industriepolitik zügig voran gehen. Wichtig ist dafür auch ein Klimaschutzrahmengesetz und eine ambitionierte EU-Klimapolitik mit entsprechender Langfriststrategie: Das macht den Pfad für die Industrie besser plan- und gestaltbar“, so Schäfer. Nicht zuletzt kommt es auch auf eine positive Rückkopplung mit dem Finanzsystem an, da der Umbau der Industrie hohe Investitionen benötigt. Dafür braucht es unter anderem eine Neuorientierung von Finanzierungsentscheidungen: Sie müssen sich künftig an der klimafreundlichen Transformation der Realwirtschaft ausrichten.

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