Watt muss Wachsen

Meeresspiegelanstieg gefährdet Natur an deutschen Küsten / Forderungen des WWF zur Anpassung an den Klimawandel

Das Wattenmeer ist ein wichtiger Rastplatz für Vögel ©Hans-Ulrich Rösner
Das Wattenmeer ist ein wichtiger Rastplatz für Vögel ©Hans-Ulrich Rösner

Der Meeresspiegel steigt an den deutschen Küsten von Nord- und Ostsee und dies wird sich durch den menschengemachten Klimawandel zukünftig drastisch beschleunigen. Der WWF fordert daher im Vorfeld des IPCC Sonderberichts über den Ozean und die Kryosphäre ein umfassendes Paket an Klimaschutzmaßnahmen und -gesetzen, die eine schnelle Minderung von Treibhausgasemissionen sicherstellen. Für die Ostseeküste und das Wattenmeer sind neben Klimaschutz- auch Anpassungsmaßnahmen an die Folgen der Klimakrise nötig. „Wenn der Meeresspiegel zu schnell steigt, drohen Wattflächen zu ertrinken, die Erosion der Küste, Inseln und Halligen nimmt ebenso zu wie das Sturmflutrisiko. Die besten Anpassungsstrategien dienen gleichzeitig dem Schutz der Menschen und dem Schutz der Küstennatur. Wattflächen und Salzwiesen wirken auch als Puffer vor Überschwemmungen. Eine möglichst natürliche, widerstandsfähige Küstenlandschaft schützt auch uns selbst vor dem Meeresspiegelanstieg“, sagt Jannes Fröhlich, Referent für Wattenmeerschutz beim WWF Deutschland.  Seine Forderungen hat der WWF Deutschland in einer Sonderstellungnahme zusammengefasst, um dem Verlust einzigartiger Lebensräume wie Wattflächen, Dünen und Salzwiesen im Wattenmeer und an der Ostsee entgegenzuwirken.

 

Statt mit harten Schutzbauten aus Stein oder Beton gegen die Kräfte der Natur zu arbeiten, sollte laut WWF wo möglich „weicher Küstenschutz“ im Einklang mit der Natur z. B. in Form von Sandaufspülungen zum Einsatz kommen. Auch die Anpassung der Deichlinie kann sich in manchen unbewohnten Küstenniederungen der Nordseeküste als Anpassungsmaßnahme eignen. „Durch die Verlegung der Deichlinie kann verlorene Küstennatur wiederhergestellt werden und mit dem Meeresspiegelanstieg besser mitwachsen“, erklärt Jannes Fröhlich. Zusätzlich wirkten diese Überflutungsflächen vor dem Deich als Puffer gegen Sturmfluten. Auch an der Ostseeküste kann Salzgrünland, das ehemals eingedeicht wurde, durch gezielte Deichrückverlegungen wiederhergestellt werden und zu mehr Sedimentation, zu Torfbildung und damit zum in die Höhe wachsen des Landes führen. Um Anpassungsstrategien zu entwickeln und in konkrete Maßnahmen umzusetzen, braucht es wirksame Politik und geeignete Förderinstrumente auf EU-, Bundes- und Landesebene.

 

Hintergrund

Das Wattenmeer an der Nordseeküste mit seinen Wattflächen, Salzwiesen und Dünen ist weltweit das größte seiner Art. Es ist fast vollständig geschützt (in Deutschland durch drei Nationalparks) und seit 2009 auch UNESCO-Weltnaturerbe. Dank dieses Schutzes lassen sich heute eine vielfach noch intakte Landschaft, gut erholte Bestände an Seehunden und Kegelrobben, zahlreiche Küstenvögel sowie blühende Salzwiesen bestaunen. Ein zu schnell steigender Meeresspiegel bedroht diesen Lebensraum massiv, überflutet Vogelnester und führt zum Verlust von Nahrungsflächen im Watt. Die Salzgrünländer an der Ostsee sind für spezielle Pflanzen und zehntausende Kraniche, Gänse und Watvögel ein Rückzugsort. Salzgrünland besteht zum großen Teil aus Torf. Dieser Torf zersetzt sich, wenn er durch Entwässerung austrocknet. Daher ist es wichtig, schnell möglichst viele – heute eingedeichte – Salzgrünländer wiederherzustellen. Jahr für Jahr geht Torfboden verloren. Dies verstärkt die Klimakrise durch entweichende Treibhausgase noch.

 

In Monaco wird am 25. September die Zusammenfassung des IPCC-Sonderberichts „Ozean und Kryosphäre“ (SROCC) für politische Entscheidungsträger*innen vorgestellt. Zuvor verabschieden auf der 51. Plenarsitzung des IPCC, vom 20.-23. September, Vertreter*innen der 195 Mitgliedstaaten den Inhalt des Sonderberichts. Über 100 Wissenschaftler*innen aus 80 Ländern haben die Klimaveränderung der Ökosysteme im Ozean, Küstenregionen, Polarmeeren und Berggewässern erforscht und in diesem Bericht zusammengetragen.

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WWF Presse-Team