Am morgigen Welterschöpfungstag sind für 2020 alle Ressourcen aufgebraucht

Berlin, 19.08.2020: Fataler Stichtag im Kalender: Der Earth Overshoot Day jährt sich am Samstag. Dann hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Der sogenannte Welterschöpfungstag war eigentlich für Ende Juli prognostiziert, doch 2020 ist alles anders: Durch die Corona-Pandemie und den wirtschaftlichen Lockdown hat sich der Ressourcenverbrauch in den meisten Ländern schlagartig verringert. Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland kommentiert: „Die Corona-Pandemie hat uns die Verletzlichkeit unseres Zusammenlebens und Wirtschaftens gezeigt. Der im Kalender 2020 nur kurz verzögerte Welterschöpfungstag ist keine Trendwende, sondern eine Warnung: Der Verlust von natürlichen Ökosystemen und biologischer Vielfalt bringt nicht nur die Gesundheit unseres Planeten, sondern auch unsere eigene Gesundheit in Gefahr. Wir müssen aufhören, die Natur für unseren verschwenderischen Lebensstil zu zerstören. Um unsere Lebensgrundlagen besser zu schützen, brauchen wir zügig Gesetze, die Sorgfaltspflichten für Menschenrechte und Umweltschutz auch entlang von Lieferketten verbindlich regeln.“

Besonders der verringerte Holzverbrauch (8,4 % im Vergleich zum Vorjahr) und die geringeren CO2-Emissionen (14,5 % im Vergleich zum Vorjahr) während der Corona-Pandemie sorgten laut Berechnungen des Global Footprint Networks dafür, dass die Ressourcen der Erde 2020 drei Wochen später als noch im letzten Jahre erschöpft sind. 

Der deutsche Earth Overshoot Day war bereits am 3. Mai. Unser Lebensstil bedroht Regenwälder, Flusssysteme und Artenvielfalt in Asien, Südamerika und Afrika. Um Futtermittel anzubauen werden zum Beispiel anderswo Wälder abgeholzt. Deutschland müsse in diesem Kontext seiner Verantwortung nachkommen und eine Vorreiterrolle übernehmen, so Brandes. Er fordert starke Gesetze auf nationaler wie europäischer Ebene für nachhaltige Lieferketten und entwaldungsfreie Produkte. Brandes sagt: „Wir begrüßen die Ankündigung der deutschen Bundesregierung ein Lieferkettengesetz auf den Weg zu bringen. Darin sollten neben menschenrechtlichen Standards auch Umweltstandards festgeschrieben werden. Denn für die zahlreichen Waren, die in den Supermarkregalen der EU landen, dürfen keine Urwälder abgeholzt oder Moore trockengelegt werden.“ 

Zusätzlich zu Politik und Wirtschaft braucht es auch jeden Einzelnen, um die Natur zu schützen. Brandes kommentiert: „Jeder von uns kann sagen: ‚Nicht mit mir‘. Jeder von uns kann beim Einkaufen zu regionalen und saisonalen Bio-Lebensmitteln greifen, für den Umweltschutz auf die Straße gehen, oder sein Geld in grüne Geldanlagen investieren. Druck von der Straße hat die Politik beispielsweise zum Ausstieg aus der Atomkraft und zum Verbot von FCKW-Gasen gebracht.“

Herausragende Bedeutung hat für den WWF in diesem Zusammenhang auch der Schutz intakter Natur. Sie ist ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Wirtschaft, versorgt uns mit überlebenswichtigen Ressourcen wie Wasser und ist nicht zuletzt ein Bollwerk gegen Krankheiten und Pandemien. Der WWF fordert deswegen ein Drittel der Erde unter Schutz zu stellen. Als erster Schritt muss dafür auf EU-Ebene das 30/30 Ziel festgeschrieben werden. Demnach sollen 30 Prozent der Land- und Meeresfläche der EU innerhalb des kommenden Jahrzehnts einen Schutzstatus erhalten. Brandes kommentiert: „In der EU-Biodiversitätsstrategie, die die Kommission vorgelegt hat, ist 30/30 schon enthalten, dass gleicht einem Paradigmenwechsel hin zu mehr Naturschutz. Deutschland muss sich nun im Rahmen seiner EU-Ratspräsidentschaft für das 30/30 Ziel einsetzen. Denn die Biodiversitätsstrategie muss noch durch den EU-Umweltministerrat im Herbst beschlossen werden. Die Bundesregierung hat es also mit in der Hand, ob Europa vorangeht – und damit seinen wichtigen Beitrag dazu leistet, dass das Ziel auf einer UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt in 2o21 dieses Ziel zu einem globalen Maßstab zu erklären.“

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin, Berlin