WWF fordert „mehr Transparenz über konkrete Verwendung verkaufter Pflanzenschutzmittel“ und „zügige Anpassung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung“

Berlin, 12.08.2020: Heute stellt Bundesministerin Julia Klöckner gemeinsam mit Friedel Cramer, dem Präsidenten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), den Jahresbericht zum Absatz von Pflanzenschutzmitteln 2019 in Deutschland vor. Dazu sagt Dr. Rolf Sommer, Leiter des Bereichs Landwirtschaft und Landnutzung beim WWF Deutschland:

„Um den Schwund biologischer Vielfalt in Deutschland zu stoppen, ist ein deutlicherer Rückgang beim Absatz und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nötig – in privaten Kleingärten ebenso wie auf kommunalen Grünflächen und in der Landwirtschaft.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium darf den Ausstieg aus für die Artenvielfalt nachweislich besonders schädlichen Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat nicht länger verschleppen. In der Hand des Bundeslandwirtschaftsministeriums liegt es, endlich die notwendigen Anpassungen in der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung auf den Weg zu bringen.

Es braucht darüber hinaus mehr Transparenz über die konkrete Verwendung verkaufter Pflanzenschutzmittel. Was einzeln betrachtet in Menge und Wirkstoff als unproblematisch gilt, kann in der Summe und Wechselwirkungen der Einträge fatale Wirkungen auf das Ökosystem haben.

Bisher müssen zum Beispiel keine genauen Angaben zur Verwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf landwirtschaftlichen Flächen gemacht werden. Die Landwirtschaft nutzt über 50 Prozent der Fläche Deutschlands. Es ist also unklar, welche toxischen Wirkstoffe auf Feldern und Wiesen landen. Daten über Orte, Zeitpunkte und ausgebrachte Mengen und Wirkstoffe auf den Flächen sollten erhoben, gesammelt und für die unabhängige wissenschaftliche Auswertung zugänglich gemacht werden.

Deutschlands Landwirtschaft kann mit dem Einsatz von weniger Pflanzenschutz- und Düngemitteln einen großen Beitrag zum Erhalt von Naturvielfalt und zu mehr Klimaschutz leisten. Umso enttäuschender ist das vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegte Diskussionspapier „Ackerbaustrategie 2035“. Es bleibt allgemein und vage, insbesondere wenn es um die Frage geht, wie wir jetzt und heute landwirtschaftliche Praxis zukunftsfähig machen, weniger Pestizide und Düngemittel einsetzen und gleichzeitig für gesündere und widerstandfähige Böden sorgen.

WWF Deutschland hat bereits im letzten Jahr eine Ackerbaustudie mit konkreten Lösungsvorschlägen veröffentlicht. Sie zeigt, dass eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln möglich ist, ohne dabei große Ertrags- und Einkommensverluste hinnehmen zu müssen. Eine konsequente Umsetzung des integrierten Pflanzenschutzes ist ein wichtiger erster Schritt.

Die Landwirte müssen wirtschaftlich dabei unterstützt werden, diese und andere Ideen umzusetzen. Sie brauchen neben finanzieller Unterstützung Planungssicherheit, um ihre Betriebe zukunftsgerecht umzustellen. Insbesondere die Gemeinsame Agrarpolitik als das wichtigste Förderinstrument in Deutschland und der Europäischen Union gilt es so auszurichten, dass eine artenschützende und ressourcenschonendere Landwirtschaft die Norm und nicht Ausnahme ist.“

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin, Berlin