Europäischer Rechnungshof attestiert EU unzureichenden Meeresschutz / WWF: „Bestehende Gesetzgebung muss umgesetzt werden“

In einem Sonderbericht hat der Europäische Rechnungshof die EU für ihre Versäumnisse im Meeresschutz kritisiert. Es gibt zwar einen EU-Rahmen zum Schutz der Meere, doch laut Bericht reichen die Maßnahmen nicht aus, um den guten Umweltzustand der europäischen Meere wiederherzustellen und Überfischung zu beenden.

Dazu Stella Nemecky, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland:

„Die Kritik des Europäischen Rechnungshofs ist mehr als berechtigt. Die Probleme sind lange bekannt und Ziele zur Lösung definiert. In allen europäischen Meeren soll bis zum Ende dieses Jahres ein „guter Umweltzustand“ erreicht werden. Davon ist die EU weit entfernt und verfehlt klar ihre Ziele zum Schutz der marinen Biodiversität. Der Großteil der europäischen marinen Schutzgebiete sind nicht mehr als sogenannte „Paper Parks“, deren Schutzwirkung nur auf dem Papier existiert. Noch immer sind Fangmengen zu hoch, besonders im Mittelmeer, in Meeresschutzgebieten wird gefischt und mit Grundschleppnetzen der Meeresboden zerstört. Die EU muss endlich ihrer Verantwortung nachkommen und mit effektiven Managementplänen und funktionierenden Kontrollen dafür sorgen, dass sich die Meeresumwelt wirklich erholen kann. Der heutige Bericht macht deutlich, dass die vollständige und in allen Mitgliedstaaten konsistente Umsetzung der bestehenden EU-Gesetzgebung dringend erforderlich ist. Dies gilt unter anderem für die Vogelschutzrichtlinie, die FFH-Richtlinie, die Gemeinsame Fischereipolitik und die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.

Der WWF fordert darüber hinaus, 30 Prozent der europäischen Gewässer bis 2030 unter Schutz zu stellen. Gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise brauchen wir gesunde und widerstandsfähige Meere, die durch Erwärmung und Versauerung zusätzlich bedroht sind. Und nur gesunde Meere können Menschen, die von ihnen leben, genügend Lebensgrundlage bieten.“

Auch Deutschland schneidet beim Meeresschutz schlecht ab. Etwa 45 Prozent der deutschen Meeresgewässer sind formal als Schutzgebiete ausgewiesen, dennoch haben auch Jahre nach deren Ausweisung gerade einmal die Hälfte davon Managementpläne. Wirtschaftliche Nutzung, insbesondere Fischerei, findet weiterhin großflächig in den Schutzgebieten statt und gefährdet die Biodiversität. Vor allem die Ostsee ist in einem schlechten Zustand. Der WWF fordert die Ausweitung wirksamer Schutzmaßnahmen, deren Einhaltung auch kontrolliert wird. Hier ist die aktuelle Überarbeitung der Fischerei-Kontrollverordnung eine wichtige Gelegenheit dafür.

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin, Hamburg