Minusrekord: Arktis-Eis lässt auf sich warten

Die Fastenzeit für Eisbären fällt in diesem Jahr besonders lang aus. Zwar nimmt die Ausdehnung des Meereises seit Ende September jahreszeitlich bedingt wieder zu – doch wesentlich langsamer als in den Jahren zuvor. Die Tiere benötigen das Meereis, um zu ihren Jagdrevieren zu kommen. Die diesjährige Eisausdehnung betrug Ende Oktober nur 5,28 Millionen Quadratkilometer berichtet das National Snow and Ice Data Center der USA „Das ist ein alarmierender Minus-Rekordwert.  Ganze drei Millionen Quadratkilometer weniger als der Durchschnitt von 1981-2010 und tiefster Stand im Oktober, der je aufgezeichnet wurde“, zeigt sich Sybille Klenzendorf aus dem Arktis Programm des WWF beunruhigt. Für die südlichen Eisbär-Populationen in Kanada und Russland werde es schwierig. Insbesondere den weiblichen Tieren falle es immer schwerer, ihre Jungen durchzubringen. Die Eisbärinnen haben monatelang so gut wie nichts gefressen und es wird höchste Zeit, dass sie auf dem Eis auf Robbenjagd gehen können.

Das zu langsame Eis-Wachstum hat auch zur Folge, dass sich die Eisbären auf der Suche nach Futter vermehrt Siedlungen nähern. Die WWF Polarbär Patrouille in Chukotka, im äußersten Nordosten Russlands, beobachtet einen starken Anstieg von Begegnungen zwischen Mensch und Tier. Man müsse Lösungen finden, wie sich Konflikte künftig zwischen Anwohnern und Bären vermeiden lassen.

Der WWF befürchtet, dass sich die ohnehin prekäre Lage der Eisbären noch verschärft. Erst vor wenigen Monaten hatten nordamerikanische Wissenschaftler prognostiziert, dass die Art aufgrund des fortschreitenden Klimawandels noch in diesem Jahrhundert aussterben könnte. Die aktuellen Daten stützen dieses Szenario. „Erst verschwindet das Eis, dann stirbt der Bär und schließlich trifft es auch die Menschen“, ist sich Sybille Klenzendorf sicher, „deshalb sei es existenziell alles zu tun, um die Erderhitzung auszubremsen.“ Ein Schmelzen der Eisschilde an den Polen würde zu einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels führen. Dadurch seien ganze Küstenregionen dem Untergang geweiht.
 

Mehr zum Thema Eisbär im WWF Podcast "Überleben".

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin