Entwurf des neuen Meeresraumordnungsplans für Nord- und Ostsee / WWF: „Keine nachhaltige Entwicklung möglich“

Im September legte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie einen Entwurf des neuen Meeresraumordnungsplans für Nord- und Ostsee vor. Der neue Raumordnungsplan wird für mindestens die nächsten 10 Jahre über die Gewichtung und räumliche Verteilung wirtschaftlicher Interessen und den Schutz der Meere entscheiden. Heute endet die Frist für die Öffentlichkeitsbeteiligung. Der WWF kritisiert, dass mit dem vorgelegten Entwurf eine nachhaltige Entwicklung von Nord- und Ostsee nicht möglich ist.

„Der gute Umweltzustand von Nord- und Ostsee liegt noch immer in weiter Ferne, obwohl dieser nach der Meeresstrategierahmenrichtline in diesem Jahr hätte erreicht werden sollen. Mit der Überarbeitung des Meeresraumordnungsplans hat die Bundesregierung die Chance, den Natur- und Klimaschutz ins Zentrum einer integrierten Meerespolitik zu stellen.

Stattdessen hat die zuständige Behörde mit dem jetzigen Entwurf ein mutloses Dokument vorgelegt. Der Plan verfehlt das Ziel, eine nachhaltige Entwicklung in den begrenzten Räumen unserer Meere zu konzipieren und bereitet den Weg für eine weitere ungebremste Übernutzung. Die marine Raumordnung kann so keinen langfristigen Beitrag zum dringend notwendigen Schutz von Nord- und Ostsee leisten“, moniert Carla Kuhmann vom Internationalen WWF-Zentrum für Meeresschutz.

Der WWF erwartet eine deutliche Nachbesserung, damit der Plan zur Seekarte für den Schutz und die Erholung der Meeresumwelt und deren nachhaltiger Bewirtschaftung wird. Die Bewahrung der marinen Artenvielfalt und die Anwendung eines Ökosystemansatzes bei der räumlichen Gestaltung müssen dabei eine zentrale Rolle spielen. Zwar wird den Meeresschutzgebieten in dem vorliegenden Entwurf endlich formal Vorrang gegenüber anderen Nutzungen eingeräumt, trotzdem werden sie weiterhin von wirtschaftlichen Aktivitäten überlagert. So wurden Schifffahrtsrouten nicht zusammengelegt oder die Kiesgewinnung ausgeschlossen. „Meeresschutzgebiete müssen schützen und dürfen kein Spielfeld für Fischerei und Schiffsverkehr sein, hier hat auch die marine Raumordnung ihren Beitrag zu leisten“, fordert Kuhmann.

Zudem braucht es in den Plänen nach Ansicht des WWF deutlich mehr Freiraum für zukünftige Entwicklungen und mögliche Maßnahmen des Naturschutzes zur Verbesserung der Meeresumwelt. Insbesondere im Hinblick auf den Plan der Bundesregierung, die Ausbauziele für die Offshore-Windenergie bis 2040 noch einmal stark anzuheben, ist es dringend notwendig, die ökologische Tragfähigkeit von Nord- und Ostsee zur Grundlage neuer Flächenausweisungen zu machen – nicht nur für die Windenergie, sondern auch im Zusammenspiel mit anderen Nutzungsinteressen.  Zudem erwartet der WWF, dass das Thema Fischerei auch für die Erhaltung von gesunden natürlichen Fischbeständen in die Planung eingeht.  

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin, Hamburg