EU-Plastikabgabe kommt 2021 / WWF: „Wir brauchen mehr Kreislaufwirtschaft statt immer mehr Verpackungen“

Berlin, 16.10.2020: Ab Januar 2021 werden EU-Länder über die neue EU-Plastikabgabe für nicht recycelten Verpackungsmüll zur Kasse gebeten. Die Abgabe wird anhand des Gewichts der nicht recycelten Verpackungsabfälle aus Kunststoff berechnet. In Deutschland ergibt das nach neuen Aussagen der Bundesregierung im nächsten Jahr eine Summe von 1,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das ist fast so viel wie der EU-Beitrag Griechenlands im Jahr 2019 (1,5 Milliarden Euro). Bernhard Bauske, Projektkoordinator Plastikmüll bei WWF Deutschland kommentiert: „Wir brauchen einen Systemwechsel von der Wegwerfgesellschaft hin zu Kreislaufwirtschaft. Der Verpackungsverbrauch in Deutschland steigt jedes Jahr, gleichzeitig sind viele Verpackungen schwer zu recyceln. Wenn es so weiter geht, sind die 1,4 Milliarden Euro nur der Anfang. Um höhere Strafzahlungen zu vermeiden, muss die Bundesregierung die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und Müllvermeidung fördern.“

Der WWF kritisiert, dass die EU-Plastikabgabe nicht in die Förderung von Kreislaufwirtschaft fließt und so keine Lenkungswirkung entfaltet. Bauske fordert: „Die 1,4 Milliarden dürfen jetzt nicht nur auf die Bürger umgelegt werden. Auch die Hersteller und Inverkehrbringer von Verpackungen müssen beteiligt werden. Nur so haben sie Anreize auf bessere Verpackungen umzustellen.“ Eine „gute“ Verpackung sollte ressourcenarm gestaltet und recyclingfähig sein, also beispielsweise nicht aus vielen schwer trennbaren unterschiedlichen Materialien bestehen. Um das zu erreichen, muss die Politik strengere Vorgaben bei der Recyclingfähigkeit von Verpackungen durchsetzen.

Auch Verbraucher können im Alltag Verpackungsmüll vermeiden. 2017 wurden in Deutschland 226,5 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf produziert, der Durchschnitt in der EU lag bei 173 Kilo. Um die Müllflut zu reduzieren, rät der WWF zum Einkaufen immer eine eigene Stofftasche mitzunehmen. Auch eine nachfüllbare Trinkflasche vermeidet unnötigen Verpackungsmüll. Für viele Produkte gibt es außerdem praktische Nachfüllpacks, etwa für Gewürze, Waschpulver oder Flüssigseife. Diese bestehen aus weniger Verpackungsmaterial und schonen oft auch den Geldbeutel. Wer ganz ohne Einwegverpackungen auskommen möchte, kann zumindest in vielen deutschen Großstädten in Unverpackt-Läden einkaufen.

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin, Berlin