Gutachten zu Emissionen/WWF: Jeder Sektor braucht Sofortmaßnahmen

Berlin, 15.4.2021: Die Verfehlungen Deutschlands beim Klimaschutz sind am Donnerstag von einem offiziellen Expertengremium bestätigt worden. Der Rat aus unabhängigen Expert:innen hat sein Gutachten zu den Emissionsdaten des Umweltbundesamt vorgelegt, wie es das Klimaschutzgesetz vorsieht. Ab jetzt hat die Regierung drei Monate Zeit, in den Sektoren, die ihre Ziele verfehlt haben, mit Sofortprogrammen nachzubessern. “Offizieller kann es nicht werden: Es kommt kein Sektor umhin, sich klimafit zu machen, um Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten - auch wenn laut Datenlage im letzten Jahr nur der Gebäudesektor sein Ziel verfehlt hat“, sagt Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.

Verkehr und Industrie hatten aufgrund der Corona-Pandemie unerwartet „Hilfe“ bekommen und insbesondere der Verkehrssektor dadurch die Ziele erreicht. „Wir erwarten nun natürlich einmal vom zuständigen Bundesminister Horst Seehofer, einen wirksamen Plan für den Gebäudesektor vorzulegen. Unter anderem darf es ab sofort keinen Einbau neuer Ölheizungen mehr geben. Aber auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kann sich nicht auf der Pandemie ausruhen. Die Emissionen im Verkehrssektor stagnieren seit Jahren, die Verkehrswende kommt nicht voran. Wir fordern, den Bundesverkehrswegeplan zu einem Mobilitätswendeplan umzubauen und für den Straßenverkehr eine zielgerichtete Elektromobilitätsstrategie umzusetzen“, sagt Raddatz.

„Und auch im Stromsektor, der wegen Kohlekraftwerksschließungen zwar CO2-Reduktionen sieht, besteht dringender Handlungsbedarf. Noch immer warten wir auf neue Ausbaupfade für die Erneuerbaren. Alle Sektoren sind auf ausreichend Energie aus Wind und Sonne angewiesen.“ Der WWF fordert einen Anteil von 80 Prozent Erneuerbarer am Bruttostromverbrauch in 2030.

„Über den Sofortmaßnahmen steht aber noch eine Aufgabe für die Bundesregierung: die Anpassung des Klimaziels für 2030 an das neue europäische Klimaziel für 2030 - darauf müssen sich alle Sektoren vorbereiten. Die EU sieht eine Treibhausgasreduktion von mindestens 55 Prozent bis 2030 vor – diese Zielerhöhung muss sich auch in Deutschland niederschlagen, so legt es das Klimaschutzgesetz fest“, so Raddatz.

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Lea Vranicar

Pressesprecherin, Berlin