Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Ver-braucherschutz zu Besuch auf Bioland-Betrieb // Rund 150 Bio-Betriebe setzen sich bei Deutschlands größter Initiative für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft ein

Baden-Württembergs Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk  MdL, hat den Bioland-Hof Hummel in Degenfeld bei Schwäbisch-Gmünd besucht. Er informierte sich über das Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ (LfA), die bundesweit größte Initiative für Biodiversität in der Agrarlandschaft. Das Projekt konnte im vergangenen Jahr seine Teilnehmerzahl auf mehr als 150 verdoppeln. Allein im Südwesten Deutschlands befinden sich inzwischen ein Viertel aller Betriebe: darunter 41 Bioland-Betriebe, sowie zwei einer Erzeugergemeinschaft. LfA ist ein Gemeinschaftsprojekt von WWF, EDEKA, ökologischen Anbauverbänden wie dem Bioland e.V. sowie dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Die intensive Bewirtschaftung hat in vielen landwirtschaftlich geprägten Räumen zu einem Rückgang der Artenvielfalt geführt. LfA will einen Lösungsweg aufzeigen, der Agrarwirtschaft mit Artenvielfalt verbindet: Bio-Landwirt:innen können ihre Flächen so bewirtschaften, dass sie Lebens- und Rückzugsraum für heimische wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten. Teilnehmende Höfe lassen beispielsweise Streifen von Kleegrasfeldern ungemäht, nutzen vielfältige Fruchtfolgen, Lichtäcker und schaffen mit Nist- und Quartiershilfen Lebensraum für Kleinvögel, Insekten und Reptilien.

„Die Produktion unserer heimischen Lebensmittel ist untrennbar mit einer vielfältigen Natur verbunden. Bäuerinnen und Bauern wie die Familie Hummel leisten mit ihrer Arbeit einen unschätzbaren Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt, aber klar ist, die Biodiversität zu schützen ist nicht nur Aufgabe der Landwirtschaft, sondern es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Nutzung und den Beitrag zur biologischen Vielfalt in Einklang zu bringen und so eine nachhaltige Landbewirtschaftung sicherzustellen, ist das erklärte Ziel der Landesregierung. Das Projekt ‚Landwirtschaft für Artenvielfalt‘ von WWF und Edeka in Kooperation mit Bio-Anbauverbänden wie Bioland ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie eine solch nachhaltige Kooperation zwischen Handel, Landwirtschaft und Naturschutz in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann“, erläuterte Minister Hauk bei seinem Besuch des Bio-Hofs der Familie Hummel.

Lukas Wortmann, Programmleiter von Landwirtschaft für Artenvielfalt beim WWF Deutschland sagt: „Wir freuen uns, Peter Hauk bei unserem Erfolgsprojekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ zu begrüßen. Mit dem Bioland-Betrieb Hummel haben wir ein konkretes Erfolgsbeispiel vor Augen, wie sich Artenschutz und Landwirtschaft vereinen lassen. Der Hof ist ein Tummelplatz für zahlreiche heimische Arten. Wichtiger Partner bei diesem Kooperationsmodell sind Anbauverbände wie der Bioland e.V. Ihre Betriebe engagieren sich von je her für den Erhalt der Artenvielfalt. Durch die Projektteilnahme gehen sie einen wichtigen Naturschutzschritt weiter und schaffen zusätzlichen Lebensraum für viele Tier- und Insektenarten. Und durch Edeka erreichen die artenfreundlichen Bio-Produkte auch die Kund:innen“.

„Das Engagement der Familie Hummel und ihrer Kolleginnen und Kollegen ist beispielhaft“, lobte Jürgen Mäder, Geschäftsführer Edeka Südwest. „Sie beliefern uns nicht nur mit nachhaltigeren Bio-Erzeugnissen, sondern setzen sich darüber hinaus auch für wildlebende Pflanzen und Tiere ein. Das bedeutet viel zusätzliche Arbeit und verdient Respekt. Wir hoffen, noch viele weitere unserer Partnerbetriebe für das Projekt gewinnen zu können“, so Jürgen Mäder weiter. Durch die Zusammenarbeit mit Edeka profitieren die Landwirte von garantieren Abnahmemengen und zusätzlich wird der Mehraufwand entsprechend vergütet.

Christoph Zimmer, Bioland-Geschäftsführer, erklärt: „Bioland-Landwirtinnen und Landwirten liegt der Erhalt der Biodiversität schon immer am Herzen. Sie wissen: Nur eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt kann unser Öko-System tragen und dabei Grundlage für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sein. Als erster deutscher Anbauverband hat Bioland deshalb eine verpflichtende Richtlinie zur Förderung der Biodiversität eingeführt. Unsere Mitglieder setzen dabei wirksame Maßnahmen ein, um so unsere natürliche Lebensgrundlage zu bewahren. Wir freuen uns, dass mit dem Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ der Wert der Biolandwirtschaft für Verbraucher:innen sichtbar gemacht wird. Denn: Ökologisch zu wirtschaften, bedeutet auch, aktiv Umweltschutz zu betreiben.“

Herzstück von LfA ist ein betriebsgerecht variierbares Naturschutzmodul als Zusatzqualifikation für den Öko-Landbau. Dabei profitiert das Projekt in Baden-Württemberg von der öffentlichen Beratungsförderung zu Biodiversitätsmaßnahmen im Rahmen der laufenden ELER-Programme: Die teilnehmenden Betriebe erhalten eine Erstberatung und wählen aus einem Katalog mit über 100 naturschutzfachlichen Maßnahmen, die für ihren Betrieb und die dortigen natürlichen Bedingungen passen. Für die Ausweitung nach Südwestdeutschland wurde der Katalog gemäß den landwirtschaftlichen Gegebenheiten der südlicheren Region aktualisiert.

Das ZALF e.V. begleitet die Umsetzung von Maßnahmen wissenschaftlich. In Baden-Württemberg werden seit 2020 auf ausgewählten Flächen Kartierungen zu Wildblumen im Grünland sowie zu Heuschrecken und Schmetterlingen auf ungemähten Streifen im Grünland durchgeführt.

Der besuchte Bioland-Betrieb von Rainer und Martin Hummel befindet sich in einer sehr biodiversen Lage, in strukturreicher Landschaft. Bewirtschaftet werden 24 ha Acker- und über 100 ha Grünland für Milcherzeugung und Rindermast. Der Hof ist Teil der Erzeugergemeinschaft rebio. Auf den Betriebsflächen leben viele Arten von Insekten, Amphibien, Feld-, Wiesen- und Greifvögeln, Kleintiere und Niederwild. Die kleinteiligen Anbauflächen mit Hecken erzeugen viele Grenzlinien, die Lebensräume für verschiedenste Arten bieten. Manche Flächen bleiben zum Schutz brütender Wiesenvögel wochenlang ungenutzt. Andere bleiben ungedüngt, da auf mageren Flächen der Aufwuchs lichter ist und bestimmte Blütenpflanzen, Insekten und andere Arten profitieren. Zudem verzichtet der Betrieb in Teilen auf das Walzen und Schleppen, um Nester von Feldvögeln und überwinternde Insekten zu schützen. Neben über 100 Jahre alten Bäumen sind auch fast 200 Obstbäume vorhanden. Streuobstbestände gehören zu den sehr artenreichen Lebensräumen, vor allem für Insekten und Vögel.

„Landwirtschaft für Artenvielfalt“ wurde 2012 gestartet. 100 Bio-Betriebe nehmen mittlerweile erfolgreich am Projekt teil, über 50 weitere Öko-Höfe sind derzeit neu in der Beratung. Sie alle liegen in elf der insgesamt 13 Flächenbundesländern (28 in Baden-Württemberg), mit Betriebsgrößen von 50 bis 4000 ha. Auf den Höfen spielt die Grünland- und Ackerbewirtschaftung eine zentrale Rolle. Der Schwerpunkt bei der Tierhaltung liegt auf der Mutterkuh- und Schweinehaltung. Um den Erfolg der zusätzlichen Naturschutzmaßnahmen zu überprüfen, führt das Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Zusammenarbeit mit spezialisierten Biologen auf ausgewählten Betrieben Bestandserfassungen bestimmter Arten durch.

Mehr Informationen unter: https://www.landwirtschaft-artenvielfalt.de/

 

Kontakt

Sylvia Ratzlaff

Pressesprecherin, Berlin