Gut in Mecklenburg-Vorpommern erhält WWF-Umweltpreis „Ostseelandwirt:in 2021“

Berlin, 11.08.2021: Axel Böttcher ist der deutsche „WWF-Ostseelandwirt 2021“. Er erhält den Preis stellvertretend für das Gut Groß Voigtshagen im Landkreis Nordwestmecklenburg. Die Umweltschutzorganisation zeichnet Landwirtinnen und Landwirte im Einzugsgebiet der Ostsee aus, die den Austrag von Nährstoffen in die Gewässer mindern und damit zum Schutz dieses Binnenmeeres beitragen. Die Ostsee ist stark mit Nährstoffen – vor allem Stickstoff und Phosphat – belastet. Die Hälfte von ihnen stammt immer noch aus der Landwirtschaft.

„Gut Groß Voigtshagen zeigt, dass auch ein konventioneller, auf hohe Erträge ausgerichteter Ackerbaubetrieb Maßnahmen für den besseren Schutz von Boden und Gewässern ergreifen kann. Das Team um Axel Böttcher nutzt digitale Präzisionstechnik ebenso wie vielfältige Kulturen und Fruchtfolgen, um die eigene Stickstoffbilanz zu mindern. Gewässerrandstreifen von 20 Metern entlang der Fließgewässer und in den Äckern belassene kleine Tümpel ergänzen diese Bemühungen“, sagt WWF-Agrarexperte Michael Berger. Betriebsleiter Axel Böttcher arbeitet unter anderem auch mit Biomassenkarten, um den tatsächlichen Bedarf an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln möglichst genau zu bestimmen.

„Wir freuen uns über diese Auszeichnung und nehmen sie mit Stolz entgegen. Es ist schön, dass der WWF uns als konventionellen Betrieb auszeichnet für unsere Bemühungen, Ökologie und Ökonomie erfolgreich zu verbinden. Wir sehen das auch als Auszeichnung für viele andere Betriebe, die sich gleichermaßen engagieren“, sagt. Axel Böttcher vom Gut Groß Voigtshagen. Die sechsköpfige Jury aus Vertreter:innen der Wissenschaft, der Bauernverbände Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, des Naturschutzes und der Landesbehörden würdigt dieses Engagement „in Richtung mehr Umweltschutz“, heißt es in der Begründung.

Seit 2018 nimmt Gut Groß Voigtshagen außerdem am Förderprogramm „Vielfältige Kulturen“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern teil. Es fördert den Anbau von jährlich mindestens fünf verschiedenen Hauptfruchtarten in Kombination mit dem Anbau von stickstoffbindenden Leguminosen wie Ackerbohne auf der Ackerfläche des Betriebes. Um Nährstoffe zu binden und den Humusaufbau zu erhöhen, setzt Axel Böttcher auch auf Zwischenfrüchte und sogenannte Sommerungen. Solche im Frühjahr ausgebrachten Kulturen wie Sommergerste wirken sich im Zusammenspiel mit Zwischenfrüchten positiv auf die Stickstoffbilanz aus.

Hintergrund Gut Groß Voigtshagen:

Gut Groß Voigtshagen gehört zur Stadt Dassow im Landkreis Nordwestmecklenburg, nur etwa sieben Kilometer von der Ostsee entfernt. Der Betrieb liegt in einer für die Region typischen Endmoränenlandschaft. Erste Erwähnung fand der Betrieb als "Indagio Aduocati" 1230 im Razeburger Zehntenregister. Seit 2001 ist Gut Groß Voigtshagen in Familienbesitz der Familie Graf von Nesselrode. Geleitet wird der Betrieb von Axel Böttcher, der ein Team von drei Festangestellten und bis zu acht Teilzeit- und Saisonhilfskräften koordiniert. Gemeinsam bewirtschaften sie rund 800 Hektar Acker- und Grünland und 300 Hektar Forst im konventionellen Anbau. Es werden Wintergerste, Winterraps, Winterweizen, Silomais, Ackerbohnen und Sommergerste angebaut. Bracheflächen nehmen 25 Hektar ein. Diese werden teils als Honigbrache, teils als Pufferstreifen entlang von Gewässern angelegt. Darüber hinaus baut Axel Böttcher zu Sommerungen, also Kulturen die im Frühjahr angebaut werden, Zwischenfrüchte an. Und es werden in größerem Umfang geeignete Flächen als „Bienenweide“ den Insekten zur Verfügung gestellt.

Hintergrund „Todeszonen“ in der Ostsee:

Laut Nitratbericht 2020 der Bundesregierung sind die deutschen Ostseegewässer vollständig eutrophiert, also überversorgt mit Nährstoffen. Über Flüsse in die Ostsee gespülte Düngemittel wie Nitrat und Phosphat fördern das Massenwachstum von Algen und Bakterien. Sterben diese ab, werden sie von Sauerstoff zehrenden Bakterien am Meeresgrund zersetzt. Es entstehen sauerstofffreie tote Bodenzonen. Die Nährstoffeinträge müssen also sinken. Sie tun dies zwar leicht, doch sind 826.000 Tonnen Stickstoff und 30.900 Tonnen Phosphor immer noch zu viel, so dass sich die Ostsee erholen könnte.

Hintergrund WWF-Ostseelandwirt:

Der WWF und die Swedbank haben 2009 gemeinsam mit dem Baltic Farmers Forum for the Environment (BFFE) und Bauernverbänden aus verschiedenen Ländern den Wettbewerb „Ostsee-Landwirte des Jahres“ ins Leben gerufen. Der WWF Deutschland vergibt den Preis zum sechsten Mal national. Teilnehmende Länder in 2021 sind Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen, Russland, Schweden, Weißrussland und die Ukraine.

Mit dem Wettbewerb will der WWF Bauern dazu anregen, eine aktive Rolle im Kampf gegen die Überdüngung einzunehmen. Bisher wurden über 50 Höfe rund um die Ostsee für ihre innovativen Methoden ausgezeichnet. Dabei unterscheiden sich die Bauernhöfe in Form und Größe. Unter den Teilnehmern finden sich sowohl kleine biodynamische Höfe als auch große konventionelle Betriebe.

In Deutschland vereint die nationale Jury Landwirtschaft, Forschung und Naturschutz:

Dr. Herwart Böhm (Thünen-Institut für Ökologischen Landbau)

Dr. Reinhold Stauß (im Ruhestand, ehemals Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein)

Dr. Susanne Werner (Bauernverband Schleswig-Holstein e.V.)

Ralf Benecke (Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.)

Carolina Wegner (Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern)

Michael Berger (WWF Deutschland)

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin, Berlin