WWF: Deutscher Luchsbestand erholt sich nur langsam. / Problem bleiben illegale Tötungen und Verkehrsunfälle

Derzeit gibt es in Deutschland rund 125-135 ausgewachsene Luchse, sowie 59 Jungtiere. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Bundesamts für Naturschutz (BfN) hervor. Damit hat sich die Zahl der Luchse seit 2019 erhöht. Grund für Euphorie sei das jedoch nicht, so die Einschätzung der Naturschutzorganisation WWF Deutschland. „Der positive Bestandstrend ist erfreulich. Zugleich wird allerdings deutlich: Der Luchs kehrt nur sehr langsam nach Deutschland zurück – obwohl er seit fast 50 Jahren wieder in Deutschland heimisch ist. Illegale Tötungen und die schlechte Vernetzung von Luchslebensräumen bleiben ein Problem“, fasst Moritz Klose, Wildtierexperte beim WWF Deutschland zusammen. In der Roten Liste der Säugetiere in Deutschland wurde der Luchs erst kürzlich aufgrund der geringen Bestandszahlen und der schlechten Bestandsentwicklung sogar von „stark gefährdet“ auf „vom Aussterben bedroht“ hochgestuft.

Hauptursache für das geringe Anwachsen des Luchsvorkommen seien in einigen Regionen nach wie vor illegale Tötungen der Tiere, die weder verhindert noch nachverfolgt werden. Zusätzlich sind die Luchs-Vorkommen in Deutschland klein und isoliert, es gibt nur relativ wenige Tiere, die sich miteinander fortpflanzen. „Ein Luchs im Pfälzerwald kann nicht eben mal in den Harz oder nach Bayern spazieren, um einen Geschlechtspartner zu finden. Die zunehmende Zerschneidung von Lebensräumen durch Straßen, Autobahnen und Siedlungen machen das zu einem häufig tödlichen Unterfangen. Leider sind allein im letzten Jahr acht Luchse auf ihren Wanderungen verunglückt“, so Klose. 

Die Wilderei ist jedoch kein alleiniges „deutsches Problem“. Es betrifft alle europäischen Länder mit Luchspopulationen. Ohne gemeinsame Lösungsstrategien und konsequentes Handeln werden sich die Luchsbestände nach WWF-Prognose nicht erholen können. Ein wichtiger Schritt für den langfristigen Schutz der Tiere ist demnach ein funktionierendes, grenzübergreifendes Monitoring. Hier gehe Deutschland mit guten Beispiel voran. So kann genau festgestellt werden, wo sich welche Tiere befinden und ob es nicht doch zu Überschneidungen zwischen den isolierten Populationen kommt. Durch das bayerische Monitoring konnte zum Beispiel dieses Jahr ein besonderes Ereignis nachgewiesen werden: Dreifacher Nachwuchs einer bayrischen Katze und eines Harzer Kuders im Steinwald (Bayern). Auch im Pfälzerwald machen die Meldungen von Nachwuchs in den letzten Jahren Mut. „Trotz und gerade wegen solcher Erfolgsnachrichten ist es nicht weiter hinnehmbar, dass Tiere, die jahrelang sorgsam beobachtet werden und sich erfolgreich vermehren, immer wieder spurlos verschwinden“, kritisiert Klose.  

Der WWF fordert, dass die illegale Tötung von geschützten Wildtieren wie dem Luchs von Ermittlungsbehörden ernstgenommen und langfristig nachverfolgt werden. Ohne die Unterstützung von Polizei und Justiz würden aufwendige und erfolgreiche Artenschutzbemühungen durch kriminelle Handlungen zunichte gemacht. Konkret braucht es nach Ansicht des WWF eine bessere Dokumentation von Wilderei-Fällen, eine Ausbildungsinitiative für Polizei und Justiz, die Verbesserung von Prozessabläufen bei der Strafverfolgung und einen gesellschaftlichen Dialog über die Ursachen von Wilderei.

 

Hintergrund

Der WWF engagiert sich seit vielen Jahren für den Luchs und setzt sich dafür ein, dass die heimliche Katze wieder dauerhaft in Deutschlands Wälder zurückkehrt. Seit Anfang des Jahres unterstützt auch die Naturkosmetikmarke SANTE als Partner des WWF die Projektarbeit zum Schutz des Luchses. Der WWF ist Partner im Luchsprojekt Pfälzerwald, unterstützt gemeinsam mit der Postcode Lotterie die Arbeit des Luchs Bayern e.V. und macht sich in Baden-Württemberg für eine Bestandsstützung des Luchses stark.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin