Illegaler Schuppentier-Handel boomt / Drastische Bestandsrückgänge befürchtet

Berlin, 18.02.2021: Während Sie diese Pressemitteilung lesen, wird irgendwo mindestens ein Schuppentier erlegt. Darauf macht der WWF zum Weltschuppentiertag am 20. Februar aufmerksam: Schuppentiere gelten als die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere der Welt. Zwar ist der internationale Handel mit den sogenannten Pangolinen verboten, doch die Nachfrage ist ungebrochen. Allein zwischen Januar und Juli 2019 deckten Strafverfolgungsbehörden weltweit Schmuggelversuche mit umgerechnet rund 195.000 Tieren auf. Dementsprechend hoch ist die Wilderei.

„Der globale illegale Handel mit Wildtieren bedroht unzählige Arten – darunter auch Schuppentiere. Alle der acht Arten gelten derzeit als bedroht, drei davon stehen laut der Internationalen Roten Liste unmittelbar vorm Aussterben. Wenn wir jetzt nicht entschieden gegen Wilderei und illegalen Handel vorgehen, werden die Bestände weiter einbrechen: Für manche Arten ist mit einem Rückgang von mehr als 80 Prozent bis 2040 zu rechnen“, warnt Katharina Trump, Expertin für illegalen Artenhandel beim WWF Deutschland.

Zwischen 2000 und 2019 wurden weltweit Schmuggelwaren entdeckt, für die geschätzte 895.000 Pangoline sterben mussten. „Wir müssen davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl der Fälle wesentlich höher ist. Denn nur ein Bruchteil wird überhaupt aufgedeckt“, so Trump. Die Schmuggelware wird seit einigen Jahren vermehrt aus Afrika nach Asien verfrachtet. Meist handelt es sich dabei um getrocknete Schuppen. Sie werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) vor allem als Mittel gegen Blutstauungen, Schwellungen und Schmerzen durch Arthritis eingesetzt. Auch das Fleisch der Pangoline wird in Afrika und Asien verzehrt und gilt in einigen asiatischen Ländern als Delikatesse und Luxusgut.

Seit Anfang 2017 werden alle Schuppentierarten in der höchsten Schutzkategorie des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) geführt und ihr internationaler Handel ist damit verboten. Doch solange die Nachfrage besteht, floriert das Schmuggelgeschäft. Nur wenig optimistisch stimmt auch ein Schritt Chinas im letzten Jahr: „Zwar wurden Pangolin-Schuppen aus dem Haupttext des Arzneibuchs für TCM entfernt. Bereits zugelassene Medikamente, die diese enthalten, werden in den Anhängen des Buches aber weiterhin aufgeführt und sind somit nach wie vor erlaubt. In der aktuellen Ausgabe sind acht solcher Arzneien gelistet“, so Trump. Schuppen aus alten Beständen dürfen demnach weiterhin in Arzneimitteln verwendet werden. Das berge die Gefahr, dass frisch gewilderte Schuppen unbemerkt unter die Restbestände geschmuggelt werden. Für ihre medizinische Wirksamkeit gibt es keine Belege. „Pangolin-Schuppen bestehen aus Keratin, genau wie menschliche Fingernägel“, erklärt Trump.

Hintergrund: Schuppentier

Insgesamt gibt es acht verschiedene Pangolin-Arten, je vier in Asien und Afrika. Sie sind allesamt bedroht, über ihre genauen Bestände ist aber wenig bekannt. Denn die scheuen und häufig nachtaktiven Insektenfresser leben meist zurückgezogen in den Wäldern, Buschland und Savannen Afrikas und Asiens. Sie ernähren sich von Ameisen und Termiten. Die meisten Arten sind etwa so groß wie Hauskatzen, einige afrikanische Arten können aber ein Gewicht von 20 bis 30 Kilogramm erreichen.

Kontakt

Doreen Kolonko

Pressestelle, Berlin