WWF kritisiert CBD-Entwurf für internationales Biodiversitätsabkommen

Berlin, 12.07.2021: Heute hat das Sekretariat der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) den ersten Entwurf für eine neue Strategie im Kampf gegen den alarmierenden Verlust der weltweiten Biodiversität vorgelegt. Er stellt die Basis dar für die weiteren internationalen Verhandlungen zum zukünftigen Schutz der Natur und der Ökosysteme. „Der aktuelle Entwurf ist noch Stückwerk und bleibt an vielen Stellen zu vage. Bis zum finalen Rahmenwerk muss noch deutlich nachgebessert werden. Sonst geht das größte Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier wohl ungebremst weiter“, sagt Florian Titze, Experte für Biodiversität und internationale Politik beim WWF Deutschland. Die letzten internationalen Naturschutzziele, die sogenannten „Aichi-Targets“, liefen 2020 aus. Die unterzeichnenden Staaten hatten sie durchweg verfehlt.

Der Entwurf sieht vor, bis 2030 mindestens 30 Prozent der für Biodiversität besonders wichtigen Land- und Meeresräume zu bewahren und zu schützen. „Das ist Feigenblatt-Naturschutz und verpufft wirkungslos, wenn wir drumherum weiter rücksichtslos Wälder abholzen, Meere zumüllen sowie Wasser, Luft und Boden auslaugen und überbeanspruchen“, sagt Titze. Und wer das Ziel setzt, 30 Prozent der Erde unter Schutz zu stellen, müsse direkt im Ziel auch klare Garantien für die Rechte indigener Völker aussprechen. Die aber fehlen dort, so der WWF.

Weiterhin kritisiert der WWF, dass der Entwurf zwar eine weiche prozentuale Vorgabe enthält, den konsum- und produktionsbedingten ökologischen Fußabdruck der Menschen deutlich zu halbieren. Aber die vage Zielmarke bis 2030 ist kein priorisierter Meilenstein des Entwurfs. Und es fehlen ausreichend konkrete und ausreichend wirksame Maßnahmen zur Zielerreichung, zum Beispiel in den Bereichen der Nahrungsmittelproduktion, der Infrastruktur oder der Städteentwicklung. Hier drücke sich der Entwurf vor klaren Vorgaben, so der WWF.

Der WWF vermisst außerdem Fahrpläne für die Transformation zu nachhaltigen Wirtschafts- und Finanzsystemen. „Das ist eine große Enttäuschung. Viele Finanzinstitutionen gehen bereits selbst voran, aber die Politik muss für Planbarkeit sorgen“, kritisiert Titze vom WWF. Es fehlt ein Ziel, das konkret den Finanzsektor adressiert und ihm global Maßnahmen und Instrumente an die Hand gibt, um biologische Vielfalt künftig zu schützen, statt an ihrer Zerstörung mitzuwirken.

Hintergrund:

Die letzten internationalen Naturschutzziele, die sogenannten „Aichi-Targets“ liefen 2020 aus und wurden durchweg verfehlt. Laut Weltbiodiversitätsrat (IPBES) ist das Stoppen und Umkehren des Biodiversitätsverlustes bis jedoch 2030 weiterhin möglich, jedoch nur mit einem schnellen und gesamtgesellschaftlichen Wandel, der vor allem die Transformation unserer Wirtschafts- und Finanzsysteme hin zu einer nachhaltigen Produktions- und Konsumweise miteinbezieht. Verfehlt die Weltgemeinschaft dieses Ziel, bestehen große Risiken für den Wohlstand, die Gesundheit und die Ernährungssicherheit aller Menschen. Zudem sind Klima- und die Artenkrise Zwillingskrisen – ohne Schutz der Biologischen Vielfalt ist auch die fortschreitende Erderhitzung nicht aufzuhalten.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin, Berlin