WWF am Tag des Waldes: “Illegalen Holzhändlern das Handwerk legen“/ Gorch Fock als „Paradebeispiel“

Berlin, 19.03.2021: Zwischen 15 und 30 Prozent des weltweit gehandelten Holzes stammen laut Angaben von INTERPOL aus illegalem Einschlag. Darauf macht der WWF zum Tag des Waldes am 21. März aufmerksam. Das Holz erreicht auch die deutschen Baumarktregale und Möbelhäuser: bis zu 30 Prozent der Holzprodukte in Deutschland könnte illegalen Ursprungs sein.

“Jedes Jahr werden weltweit etwa 8 bis 13 Millionen Hektar Wald zerstört. Der illegale Holzeinschlag ist eine der Hauptursachen für den Verlust und trägt damit wesentlich zur Erderhitzung bei. Dennoch werden illegale Holzimporte in Europa und hierzulande kaum strafrechtlich verfolgt. Verbraucher laufen so Gefahr, ihre Wohnung mit Möbeln aus illegal importiertem Holz einzurichten”, kommentiert Johannes Zahnen, Holzexperte beim WWF Deutschland und fordert schärfere Kontrollen durch die zuständigen Behörden, allen voran von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). “Nur indem wir illegalen Holzhändlern das Handwerk legen, können wir die globale Abholzung und damit die Klimakrise noch bremsen.”

Der Import, Handel und Besitz von Holz aus illegalem Einschlag sind laut Europäischer Holzhandelsverordnung (EUTR) in der EU seit 2013 verboten. “Damit steht der Politik ein Mittel zur Verfügung, mit dem sie illegale Handelspraktiken effektiv zurückdrängen könnte. Dennoch ändert sich kaum etwas”, so Zahnen. Denn das Gesetz zum Schutz vor illegaler Entwaldung wird in der EU nur mangelhaft umgesetzt. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für die Einhaltung der EUTR zuständig. Auch sie wird ihrer Verantwortung nicht gerecht. “Zu wenig Holzimporte werden hierzulande kontrolliert und Verstöße gegen die Holzhandelsverordnung nur mit symbolischen Strafen geahndet. Dabei liegt Umweltkriminalität am Umsatz gemessen direkt hinter Betrug und Drogenhandel auf Platz drei des organisierten Verbrechens weltweit.”

“Paradebeispiel“ für das deutsche Behördenversagen ist der Fall Gorch Fock, symbolträchtiges Segelschulschiff der deutschen Marine. Für die Restauration des Schiffs ließ die Bundeswehr Teakholz aus Myanmar einführen. Es ist praktisch unmöglich dort gesetzeskonformes Teakholz zu kaufen. Der WWF wies mehrfach darauf hin, dass es sich bei dem Tropenholz um illegales Raubbauholz aus Mafiahänden handelt. Laut der Umweltorganisation wurden allem Anschein nach beim Export Steuern hinterzogen, damit ist das Holz selbst illegal. Trotz zahlreicher Hinweise weigert sich die BLE weiterhin, die Exportpapiere des Burma Teaks auf seine Legalität zu prüfen. “Der Fall Gorch Fock geht weit über bloßes Behördenversagen im Einzelfall hinaus. Die BLE missachtet ihren staatlichen Prüfauftrag systematisch und höhlt die EUTR massiv aus” kommentiert Zahnen. “Gleichzeitig nimmt sie billigend in Kauf, dass die letzten alten Wälder dieser Welt, in diesem Fall in Myanmar, weiter schwinden.” Experten zufolge wird es wegen des Raubbaus in Myanmar vermutlich bereits in zwei Jahren keine nennenswerten Teakbestände mehr geben.

Derzeit klagt der Deutsche Naturschutzring als Dachverband der deutschen Umweltverbände vor dem Verwaltungsgericht Köln in einem Eilverfahren gegen die BLE. Dabei wird er inhaltlich vom WWF beraten. Die Umweltschützer:innen wollen die Behörde per Gerichtsbeschluss dazu bringen, die Exportpapiere des für die Gorch Fock importierten Tropenholzes auf einen Verstoß gegen die EUTR zu prüfen. Die Entscheidung wird für die nächsten Wochen erwartet. Der WWF kritisiert, dass Umweltschützer:innen die Prüfbehörde gerichtlich dazu zwingen müssen, ihrer Verantwortung nachzukommen und fragt: Nimmt die Bundesregierung Umweltrecht überhaupt ernst?

Hintergrund:

Um den illegalen Holzhandel zu stoppen, arbeitet der WWF seit März 2019 mit INTERPOL im Rahmen der “EU Forest Crime Initiative” zusammen. Ziel des Projektes ist es, behördliche Maßnahmen zu entwickeln, um illegale Praktiken im Holzhandel wirksam zu erkennen. Dadurch sollen Verstöße gegen die EUTR effektiver strafrechtlich verfolgt werden.

Weitere Informationen unter: www.wwf.de/eu-forest-crime-initiative 

Kontakt

Doreen Kolonko

Pressestelle, Berlin