UBA veröffentlicht Emissionsbericht/ WWF: Eine Krise löst die andere nicht

Berlin, 16.3.2021: Deutschlands Erreichen seiner Klimaziele für 2020 auf den letzten Metern ist einzig der Coronakrise geschuldet. Darauf macht der WWF anlässlich der am Dienstag veröffentlichten Emissionsdaten 2020 vom Umweltbundesamt aufmerksam. Demnach erfüllte Deutschland 2020 die Vorgaben aus dem Klimaschutzgesetz für die meisten Sektoren – zu einem wesentlichen Teil jedoch, weil die Wirtschaft pandemiebedingt herunterfuhr und der Winter mild war. Dies gilt insbesondere für den Verkehrssektor, in dem strukturelle Änderungen noch deutlich ausstehen. Selbst unter diesen Voraussetzungen konnte der Gebäudesektor sein Ziel nicht erreichen. „Die Bundesregierung kann nicht länger mit unser aller Gesundheit pokern und darauf setzen, mit einem Krisen-Paar zu gewinnen. Die Zahlen spiegeln nicht im Entferntesten wider, was sich in Sachen Klimaschutz hierzulande wirklich tut – nämlich deutlich zu wenig“, sagt Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.

„Wir sind noch weit davon entfernt, einen angemessenen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise zu leisten und haben unsere ohnehin überholten Ziele nur mit Hilfe einer globalen Pandemie erreicht. Deshalb fordern wir, das Klimaschutzgesetz jetzt unmittelbar an das neue EU-Klimaziel für 2030 anzupassen. Gemäß Klimaschutzgesetz ist dies ohnehin Pflicht, ein weiteres Herauszögern würde nur Unsicherheit für die Wirtschaft bedeuten“, so Raddatz. „Deutschland muss sein Klimaziel für 2030 auf mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 anheben, damit es dem neuen EU-Ziel entspricht, für die Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens müsste es sogar bei mindestens 70 Prozent liegen."

Damit dieses Ziel dann auch erreicht wird – und zwar ohne Schützenhilfe einer neuen Pandemie –, ist jetzt Handeln angesagt, nicht nur beim Gebäudesektor, wo sich die verschlafene Wärmewende besonders deutlich bemerkbar macht und für den jetzt ein Sofortprogramm aufgelegt werden muss. Besonders beim Ausbau der Erneuerbaren. „Beim Erneuerbaren-Ausbau hat die Regierung und hier insbesondere das Wirtschaftsministerium völlig unverantwortlich gehandelt, beziehungsweise nicht gehandelt. Werden Sonne und Wind nicht schleunigst unter die Arme gegriffen, bringen wir uns alle zu Fall.“ Bis Ende März muss sich die Regierung eigentlich über neue Ausbaupfade verständigen, so sieht es ein Entschließungsantrag vom Dezember vor. „Bislang ist es dazu aber unheilvoll ruhig geblieben“, sagt Raddatz.

Appell zum Klimaschutzgesetz

Mehr als 85 Organisationen aus Naturschutz, Umwelt und Soziales fordern die Bundesregierung in einem Appell auf, die Klimaziele in Deutschland deutlich anzuheben. Das deutsche Klimaschutzgesetz muss an das Pariser Klimaabkommen und das neue EU-Klimaziel angepasst werden, so der gemeinsame Appell. Sie finden ihn unter diesem Link.

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Lea Vranicar

Pressesprecherin, Berlin