Studie: 94 Prozent der Abholzungen im Amazonas und Teilen des Cerrado verstoßen gegen brasilianisches Recht

Berlin, 20.05.2021: Die Entwaldungen im brasilianischen Amazonas und Teilen des Cerrado zwischen 2000 und 2020 waren in 94 Prozent der Fälle illegal. Insgesamt geht es um 18 Millionen Hektar zerstörte Wälder, was mehr als der Hälfte der Fläche Deutschlands entspricht. Das geht aus einer aktuellen Studie der Nichtregierungsorganisationen ICV und IMAFLORA sowie der Universität Minas Gerais mit Unterstützung des WWF Brasilien hervor. „Die illegale Waldzerstörung in Brasilien schreitet seit geraumer Zeit massiv voran, häufig mit Billigung der Behörden. Nun sehen wir, dass fast die gesamte Entwaldung in der Region gegen brasilianisches Recht verstößt“, sagt Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland.  

Die Studie „Illegal Deforestation and Conversion in the Amazon and MATOPIBA: lack of transparency and access to information“ vergleicht offizielle Daten aus dem PRODES-System des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) zum Waldverlust im Amazonasgebiet und Teilen des Cerrado (genauer gesagt der als Matopiba bekannten Region) mit den Datenbanken der brasilianischen Bundesstaaten, die die legal umwandelbaren Flächen festhalten (Autorização de Supressão de Vegetação Nativa, ASV). Nur Waldflächen, die in diesen Datenbanken enthalten sind, dürfen nach brasilianischem Recht abgeholzt werden.  

Doch sowohl der Zugang zu den Datenbanken als auch deren Qualität lassen nach Aussage der Forscherinnen und Forscher zu Wünschen übrig. Je nach Bundesstaat seien die Daten nicht aktuell, unvollständig oder gar nicht verfügbar. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten waren dabei erheblich: So waren in Amapá rund 70 Prozent der entwaldeten Flächen in den offiziellen Datenbanken nicht oder nicht vollständig vermerkt und somit nicht gesetzeskonform umgewandelt worden, während es in Amazonas, Pará und Bahia über 98 Prozent waren. In einigen Staaten waren die Datenbanken überhaupt nicht einsehbar. Insgesamt waren bei 94 Prozent der abgeholzten Flächen im Amazonas und der Matopiba-Region die anders als vom Gesetz geforderten öffentlich zugänglichen Daten nicht einsehbar oder unvollständig, weshalb diese Rodungen nach brasilianischem Recht als illegal angesehen werden müssen, so die Studie.  

Es sei dramatisch, wie mangelhaft die Bestimmungen zum Waldschutz durchgesetzt würden. Das gelte für die brasilianische Bundesregierung wie auch die Verwaltungen in den Bundesstaaten. Nach Ansicht des WWF ergeben sich hieraus auch Auswirkungen für die internationalen Handelsbeziehungen und Handelspolitik. „Die in Europa und den USA diskutierten Reformen für entwaldungsfreie Lieferketten müssen jede Form von Entwaldung und Umwandlung ausschließen, denn die Handelspartner Brasiliens haben keine Chance, legale von illegalen Produkten zu unterscheiden“, so Roberto Maldonado. „Rodungen, die legal erscheinen, sind in der Realität häufig gesetzeswidrig. Unternehmen, die sich hier auf die brasilianische Politik und Verwaltung verlassen, machen sich mitschuldig an der Waldzerstörung.“  

Kontakt