WWF: Mehr nachhaltige Agrarfinanzierung für kleinbäuerliche Betriebe bedeutet mehr Umwelt- und Klimaschutz

Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Asien, Südamerika oder Afrika ernähren sich und die Welt – benötigen aber mehr Investitionen auch aus privater Hand, um nachhaltiger und produktiver zu wirtschaften. Darauf weist der WWF Deutschland anlässlich des „Weltbauerntag“ (1. Juni) hin. Laut der Umweltschutzorganisation besteht allein in Südostasien ein jährlicher Bedarf von rund 100 Milliarden US-Dollar für die nachhaltige Agrarfinanzierung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Nur ein Drittel davon steht aber derzeit zur Verfügung.

„Kleinbäuerliche Betriebe haben ein großes Potenzial ihre Erträge zu erhöhen und gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit zu fördern, Bodenerosion zu vermeiden, einen nachhaltigen Umgang mit lokalen Wasserressourcen zu gewährleisten, Ökosysteme zu bewahren und die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen wieder zu erhöhen. Dafür brauchen sie aber zielgerichtete Finanzierung. Finanzinstitutionen sind im Moment noch sehr zurückhaltend, wenn es um Kredit- und Fördermodelle in diesem Bereich geht. Vor allem fehlt es meist an mehrjährigen Finanzierungsangeboten, die besonders wichtig sind, um nachhaltige Praktiken umzusetzen“, sagt Jonas Aechtner, Experte für nachhaltige Agrarfinanzierung beim WWF Deutschland.

In Thailand hat der WWF den in den letzten Jahren den „Forest Landscape Restoration Fund (FLR349)“ auf- und ausgebaut. Er unterstützt Kleinbäuerliche Betriebe in Wassereinzugsgebieten technisch und finanziell dabei, auf agrarökologische Anbausysteme umzustellen - weg von waldzerstörender Monolandwirtschaft mit intensivem Chemikalieneinsatz, hin zu Anbausystemen, die zur Wiederherstellung der Umwelt beitragen, Biodiversität und fruchtbare Böden fördert und ein diversifiziertes Einkommen generieren. Der bisher spendenfinanzierte Fond soll nun zunehmend für private Investoren geöffnet werden. Um dies zu erleichtern wurde im letzten Jahr eine Firma zum Fond gegründet. Sie soll den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern einen besseren Marktzugang verschaffen für ihre Erzeugnisse und die Schnittstelle zu interessierten Finanzinstituten sein. „Dass sich Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Genossenschaften oder Firmen organisieren, ist wichtig. Das ermöglicht ihnen die Versorgung mit Betriebsmitteln besser zu managen, Marktaktivitäten zu koordinieren, Kredite und Verträge auszuhandeln oder politische Entscheidungsträger zu lobbyieren“, so Aechtner.

Allein in Südostasien gingen zwischen 2005 und 2015 80 Millionen Hektar Wald verloren. Zur Waldvernichtung tragen aus Mangel an Alternativen auch Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei. Sie bewirtschaften wenige Hektar. Sind ihre Erträge der zur Verfügung stehenden Flächen zu gering zum Überleben, wird häufig illegal gerodetes Land dazu genommen. Das passiert auch, wenn Böden endgültig ausgelaugt sind.

Weiter Informationen:

Der WWF-Report „Unlocking Smallholder Finance for Sustainable Agriculture in South-East Asia“ gibt Empfehlungen für Maßnahmen, die zivilgesellschaftliche Organisationen und Finanzdienstleister ergreifen können, um Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zu unterstützen. Er skizziert auch Ansätze zur Strukturierung von Finanzierungsprogrammen für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und stellt Erkenntnisse aus internationalen Fallstudien vor, die neuartige Ansätze zur Finanzierung nachhaltiger kleinbäuerlicher Aktivitäten zeigen.

Am 2. und 3. Juni diskutieren Expertinnen und Experten auf dem HCV Summit 2021 auch über Wege zu Finanzierung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.

Kontakt

Roland Gramling

Pressesprecher, Berlin