Erklärung von Kunming zeigt Willen, den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen / WWF: Mehr politische Anstrengung nötig, um Wirkung zu erzielen

Berlin, 13.10.2021: Auf der Weltnaturkonferenz in Kunming haben die Vertragsstaaten heute die sogenannte „Erklärung von Kunming“, verabschiedet. Sie stellt die Weichen für die weiteren Verhandlungen im April 2022. Florian Titze, Experte für Biodiversität und internationale Politik beim WWF Deutschland, kommentiert:

„Die Staats- und Regierungschefs wollen das größte menschengemachte Artensterben der Erdgeschichte aufhalten. Die Deklaration schlägt den richtigen Ton für die nächsten Verhandlungsrunden an und setzt ein gutes, allerdings vages Ambitionsniveau. Wichtig ist, dass sie anerkennt, dass eine breite Palette von Maßnahmen nötig ist, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Es braucht nicht nur mehr Schutzgebiete und großflächige Renaturierung, sondern auch die Transformation unserer Wirtschafts- und Finanzsysteme, die weltweit stark zur Zerstörung der Natur beitragen. Deutlich wird auch der große Zeitdruck, um das Ruder noch herumzureißen und den nötigen Wandel über die gesamte Gesellschaft hinweg zu erreichen. Biodiversität muss in allen Regierungen zur Querschnittsaufgabe werden.

Die konkreten Maßnahmen, um dies zu erreichen, sind in der Deklaration eher allgemein gehalten. Das ist für politische Deklarationen dieser Art üblich. Der aktuelle Entwurf des neuen Abkommens jedoch, das auf dem zweiten Teil der Konferenz ab April 2022 verabschiedet werden und neue globale Ziele für den Biodiversitätserhalt beschließen soll, ist nach Einschätzung des WWF noch sehr ungenügend. Damit wird es nicht möglich sein, den Biodiversitätsverlust bis 2030 aufzuhalten. Die Aufgabe der Staaten ist nun, das Ambitionsniveau der Deklaration in die weiteren Verhandlungen hineinzutragen und in konkret ausformulierten Maßnahmen der neuen Biodiversitätsziele zu übersetzen. Dafür braucht es noch mehr Anstrengungen und politischen Willen, vor allem bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks unserer Produktions- und Konsumweisen, dem Einbezug des Finanzsektors, effektiven Mechanismen zur Umsetzung und der gesamten Finanzierung.

Der WWF begrüßt das Engagement Deutschlands in den Verhandlungen, das neue Abkommen mit einem starken Umsetzungsmechanismus und Berichtspflichten zu versehen. Dies ist unbedingt nötig, damit das Abkommen nicht wieder eine leere Worthülse bleibt. In Anbetracht der riesigen Finanzierungslücke von rund 700 Mrd. Euro pro Jahr und der großen Verantwortung Deutschlands, die wir auch wegen unseres sehr großen ökologischen Fußabdruckes in der Welt haben, muss Deutschland allerdings noch mehr tun. Der WWF fordert daher von der Bundesregierung, den Beitrag für die internationale Biodiversitätsfinanzierung auf mind. 2 Mrd. Euro im Jahr zu erhöhen.“

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin, Hamburg