Schluss mit Lebensmittelverschwendung: WWF und DUH fordern Berichtspflicht für Unternehmen

Berlin, 02.05.2024: Fünf Jahre nach dem Start der „Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ herrscht mangelnde Transparenz über deren faktischen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Wesentliche Meilensteine sind zudem immer noch nicht umgesetzt. Darauf weisen der WWF Deutschland und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zusammen mit dem Bündnis Lebensmittelrettung hin. Am heutigen Tag gegen Lebensmittelverschwendung übergaben die Organisationen eine entsprechende Analyse an das Bundeslandwirtschaftsministerium. Darin fordern sie unter anderem eine Berichtspflicht für Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette. Außerdem sei eine nationale Kompetenzstelle zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen einzurichten. Mit übergeben wurde ein „Jubiläumskuchen“ aus geretteten Lebensmitteln mit Kerzen in Fragezeichenform – um darauf aufmerksam zu machen, dass Lebensmittel in Deutschland weiter in unbekanntem Ausmaß verschwendet werden.

Dr. Rolf Sommer, Bereichsleiter Landwirtschaft, WWF Deutschland:

„Wechselnde Messverfahren, lückenhafte Berichterstattung auf freiwilliger Basis und Schätzmethoden – nach fünf Jahren „Nationale Strategie“ ist unklar ob und welche Reduktionserfolge die Ampel-Koalition und ihre Vorgängerregierung erzielt haben. Österreich macht es besser: Unternehmen sind dort zur jährlichen transparenten Berichterstattung auf Betriebsebene verpflichtet. Ein politischer Rahmen für eine verbindliche und öffentlich zugängliche Berichterstattung nach einheitlichen Kriterien ist auch in Deutschland längst überfällig.“

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH:

„Nach fünf Jahren ‚Strategie‘ gegen Lebensmittelverschwendung gibt es noch nicht einmal konkrete Pläne und Maßnahmen, wie Lebensmittelverschwendung reduziert werden soll – und zwar für alle Bereiche, von der Landwirtschaft über Lebensmittelverarbeitung und Handel bis hin zu Außer-Haus-Verpflegung und Privathaushalten. Dass die Anforderungen in der Lieferkette die Lebensmittelverschwendung in vorgelagerten Bereichen in die Höhe treiben, ist ein Unding. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass perfekt genießbares Obst und Gemüse untergepflügt werden muss, weil Landwirtinnen und Landwirte für eine zweibeinige Möhre oder einen vermeintlich zu kleinen Apfel keine Abnehmer finden. Hier muss Cem Özdemir endlich dafür sorgen, dass die Schnittstellen zwischen den Sektoren systematisch betrachtet und solche Verlagerungseffekte verhindert werden.“

Stefan Kreutzberger, Vorstand Foodsharing e.V.:

„2012 ist die Umweltbewegung foodsharing entstanden, mit dem Ziel, Lebensmittelverschwendung zu beenden. 174.000 Foodsaver:innen engagieren sich heute aktiv und ehrenamtlich für mehr Lebensmittelwertschätzung - das zivilgesellschaftliche Engagement und gemeinschaftliche Handeln dazu ist in den letzten Jahren immer weiter gewachsen. Gleichzeitig hat sich politisch seitdem viel zu wenig getan; unsere Community fühlt sich im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung von der Politik alleine gelassen. Eine politische Verbindlichkeit, rechtliche Sicherheit und Klarheit für die wichtige Mission von foodsharing gibt es bis heute nicht.”

Analyse „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“: Bilanzpapier-Fuenf-Jahre-Nationale-Strategie-gegen-LMV-Buendnis-Lebensmittelrettung.pdf (wwf.de)

Hintergrund Bündnis Lebensmittelrettung:
Das Bündnis Lebensmittelrettung ist ein Zusammenschluss aus Initiativen, Organisationen, Vereinen und Unternehmen mit dem gemeinsamen Ziel, Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Das Bündnis ist die politische Stimme gegen Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Mitglieder sind die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Farm Food Climate, Foodsharing e.V., Querfeld, Restlos Glücklich, Sirplus, Too Good To Go, Tafel Deutschland, Veggie Specials und WWF Deutschland. Das Bündnis fordert gemeinsam: eine verbesserte Datenlage, die Einrichtung einer nationalen Kompetenzstelle, Rechtssicherheit bei Lebensmittelspenden, die erleichterte Weitergabe von Lebensmitteln, Bildungsförderung, Abschaffung ästhetischer Standards, verbindliche Maßnahmen für Außer-Haus-Verpflegung, eine verbesserte Haltbarkeitskennzeichnung sowie Schulungs- und Umstellungsmaßnahmen.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Ernährung, Landwirtschaft, Bergbau / Berlin