Einnahmen steigen / Weichenstellung mit neuer Strategie und neuem Vorstand / Rückzug aus Russland

Berlin, 08.02.2024: In seinem heute veröffentlichten Jahresbericht blickt der WWF Deutschland auf ein erfolg- und ereignisreiches Jahr zurück: Dank steigender Einnahmen von 124,7 Millionen Euro (plus neun Prozent) konnte die Organisation mit dem Panda im Logo ihre Arbeit im Finanzjahr 2022-2023 ausbauen. Für die gute Entwicklung sorgten vor allem Zuwächse bei privaten Spenden und Erbschaften sowie institutionelle Zuwendungen. „Für die Unterstützung sind wir sehr dankbar. Nur mit unseren Förderinnen und Förderern, starken Partnern aus der Zivilgesellschaft, aber auch aus Politik und Wirtschaft können wir den Schutz unserer Lebensgrundlagen vorantreiben“, sagt Meike Rothschädl, Vorständin Kommunikation, Marketing & Fundraising.

Dass große Fortschritte möglich sind, habe die Weltgemeinschaft zuletzt auf mehreren Konferenzen bewiesen. In Montreal einigten sich rund 200 Staaten innerhalb der UN-Biodiversitätskonvention im Dezember 2022 darauf, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Kurz darauf verständigten sich die Staaten auf einen Vertragstext zum Schutz der Hohen See. Damit sei die Chance greifbar nahe, über Zweidrittel der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Zuversichtlich stimme auch das Ergebnis der vergangenen Klimakonferenz in Dubai mit der Entscheidung zur Abkehr von fossilen Energieträgern.

Große Naturschutzerfolge vermeldet der WWF unter anderem aus Afrika: In einem seiner größten Projekte „Unganisha“ in der Grenzregion zwischen Tansania und Kenia arbeitet die Organisation mit den Menschen vor Ort daran, berühmte Schutzgebiete wie Serengeti oder Kilimandscharo über Wildtierkorridore miteinander zu verbinden und so ein Netz intakter Ökosysteme zu schaffen. Im vergangenen Jahr konnte die geschützte Fläche auf über 100.000 Hektar erweitert und Hunderte Kilometer Zäune beseitigt werden, die der Wanderung von Elefanten, Löwen, Zebras und vielen anderen Tieren im Wege standen. Davon profitiert auch die lokale Bevölkerung: Naturtourismus und andere naturverträgliche Nutzung bringt den Bewohner:innen mehr Einkommen, als es überweidetes, degradiertes Land je ermöglicht hätte.

Einen schmerzvollen Rückschlag musste der WWF hingegen in Russland hinnehmen: Die für die Zivilgesellschaft immer prekärer werdende Situation in dem Land machte auch vor den Umweltschützer:innen nicht halt. Die russische Generalanwaltschaft stufte den WWF im März 2023 als „ausländischen Agenten“ ein, im Juni wurde die Organisation dann für „unerwünscht“ erklärt. Zum Schutz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zog sich der WWF Deutschland (sowie das gesamte WWF-Netzwerk) aus Russland zurück. Eine mehr als 30-jährige Erfolgsgeschichte ging damit zu Ende: Zwischen 1989 und 2023 hat der WWF mehr als 1.000 Feldprojekte zum Schutz der Natur durchgeführt. Mehr als 72 Millionen Hektar wurden unter Schutz gestellt, der Europäische Bison und der Persische Leopard wieder ausgewildert, Populationen des Amur-Tigers, Argali, Eisbären, Orientalischen Weißstorchs und anderer Arten wurden wiederhergestellt und erhalten.

Trotz steigender Herausforderungen blickt der WWF optimistisch in die Zukunft. Mit einer neuen Strategie und einem neuen Vorstand will die Organisation ihre Kräfte noch wirksamer einsetzen. Die erneuerte Führungsstruktur ist gekennzeichnet durch flache Hierarchien und Teilhabe über die verschiedenen Ebenen und Bereichen hinweg. Der neue, gleichberechtigte Vorstand soll dem WWF in turbulenten Zeiten Orientierung geben, aber auch Flexibilität und Kreativität ermöglichen. Die gemeinsame Arbeit sollen drei Hauptziele leiten: der Erhalt und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume, die Halbierung des menschlichen CO2-Fußabdrucks und der Stopp des Artenverlusts. Um dies zu erreichen, möchte sich der WWF besonders stark für die Ausweisung neuer Schutzgebiete, die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und die Halbierung der Treibhausgasemissionen einsetzen.

Ein zentrales Augenmerk liege in Zukunft auf der Transformation der Wirtschaft: „Wir wollen in Zukunft noch stärker bei den Ursachen der Umweltzerstörung ansetzen. Dafür müssen wir die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so verändern, dass eine nachhaltige Wirtschaft möglich wird“, so Meike Rothschädl. Wie das geht, zeige das „Modell Deutschland Circular Economy“. Es vereine eine fundierte Analyse zur Transformation der Wirtschaft mit Maßnahmen, Instrumenten und Folgeabschätzungen für die konkrete politische Arbeit. Eine echte Kreislaufwirtschaft sei möglich und essenziell für den Schutz der menschlichen Lebensgrundlagen. Gleichzeitig erhöhe sie die Versorgungssicherheit durch einen verringerten Energieverbrauch und sinkende Abhängigkeit von Rohstoffen.

Hintergrund Jahresbericht

Der WWF-Jahresbericht erscheint jährlich und gibt einen Überblick über die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit des WWF Deutschland und bilanziert das vergangene Geschäftsjahr. Die Gesamteinnahmen im Finanzjahr 2022/2023 (Juli 2022 bis Juni 2023) lagen mit 124,7 Millionen Euro deutlich über denen des Vorjahres (114 Millionen Euro). Die Ausgaben stiegen auf 122,4 Millionen Euro (Vorjahr: 114,6 Millionen Euro).

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