WWF- Handbuch will Landwirtschaft und Wasserschutz besser verzahnen

Berlin, 22.05.2025: Trockenheit, Starkregen, Erosion – Deutschlands Böden stehen unter Wasserstress. Und mit ihnen die Landwirtschaft. Ein neues Maßnahmenhandbuch der Naturschutzorganisation WWF Deutschland hilft, Landwirtschaft und Wasserschutz stärker zu verzahnen. Das Handbuch enthält zehn naturnahe Maßnahmen, mit denen Landwirt:innen das Wasser besser in der Fläche halten, die Biodiversität stärken und die Klimaresilienz ihrer Betriebe erhöhen können. Dabei werden auch rechtliche Rahmenbedingungen und betriebswirtschaftliche Kosten berücksichtigt. Das „Handbuch landwirtschaftlicher Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhalts, der Wasserqualität und der Biodiversität“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Ecologic Institut und der IfÖL GmbH erstellt.

Die im Handbuch vorgestellten wissenschaftlich abgesicherten und betriebswirtschaftlich kalkulierten Maßnahmen orientieren sich an den unterschiedlichen naturräumlichen Gegebenheiten in Deutschland. Sie sind alle direkt auf Betriebsebene umsetzbar. Jede Maßnahme wird in einem Steckbrief mit Wirkung, Zeitrahmen, Kosten und Praxisbeispielen erläutert. Zu den vorgestellten Maßnahmen gehören unter Fruchtfolgeanpassungen, eine reduzierte und konservierende Bodenbearbeitung, begrünte Abflussmulden, Erosionsschutzstreifen und Hecken an Ackerrändern oder Ufer- und Pufferstreifen im Grünland.

Dr. Finn Viehberg, WWF Deutschland: „Zu viel, zu wenig, zur falschen Zeit – die Klimakrise verändert die Wasserdynamik unserer Landschaft. Deutschland erlebt ein neues Zeitalter der Wasserextreme mit steigenden Dürren, Erosion und Starkregen. Der Wasserstress nimmt weiter zu. Daher ist es zentral, den Wasserhaushalt in der Fläche jetzt zu verbessern. Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft prägt damit maßgeblich den Wasserhaushalt – sie ist nicht nur betroffen, sondern eine treibende Kraft für die Lösung. Wer heute in den Wasserrückhalt auf Acker- und Grünland investiert, schützt die Biodiversität, sichert Erträge und stärkt die Klimaresilienz der Betriebe.“

Die zehn Maßnahmen im Überblick:

Maßnahme 1 – Angepasste Fruchtfolgen
Mit Vielfalt gegen Trockenheit

Wechsel zwischen Flach- und Tiefwurzlern, Einbindung von Leguminosen und Zwischenfrüchten – das stärkt Bodenstruktur, reduziert Düngereinsatz und verbessert die Wasseraufnahme.

Maßnahme 2 – Vermeidung von Bodenverdichtung
Tragende Böden statt verdichteter Spuren

Angepasste Maschinen, geringerer Reifendruck, gezielte Befahrung – das schützt die Bodenporen und erhöht die Wasserspeicherfähigkeit.

Maßnahme 3 – Konservierende Bodenbearbeitung
Schonender Umgang, große Wirkung

Verzicht auf Pflug, Mulchsaat, Direktsaat – das schützt Humus, reduziert Verdunstung und fördert Bodenleben.

Maßnahme 4 – Agroforstsysteme
Mehr als nur Bäume im Acker

Bäume im Feld bieten Schatten, bremsen Wind, speichern Kohlenstoff – und eröffnen neue Wertschöpfung.

Maßnahme 5 – Erosionsschutzstreifen & Hecken am Acker
Grüne Barrieren mit Mehrwert

Permanente Randstreifen mit Gräsern oder Blühpflanzen filtern Nährstoffe, schützen Böden und bieten Lebensräume.

Maßnahme 6 – Uferrandstreifen im Grünland
Natürliche Filter am Wasser

Grasstreifen entlang von Bächen und Flüssen bremsen Erosion und filtern Nähr- und Schadstoffe.

Maßnahme 7 – Umwandlung von Acker zu Grünland
Dauerhaftigkeit für Flächenprämien

Durch die Umwandlung von Ackerland zu Grünland wird der Boden dauerhaft bedeckt, was Wasser zurückhält, Erosion verhindert und die Biodiversität stärkt.

Maßnahme 8 – Begrünte Abflussmulden
Wasserrückhalt mit System

Begrünte Wasserläufe oder Mulden verlangsamen den Abfluss von Starkregen auf der Fläche und verhindert Erosion.

Maßnahme 9 – Kleinrückhalte und Kleingewässer in der Flur
Wasserinseln in der Agrarlandschaft

Reaktivierte oder angelegte Kleingewässer speichern Regenwasser, puffern Starkregen, fördern Biodiversität und Mikroklima.

Maßnahme 10 – Anlage von Feucht- und Nassgrünland
Mehr Feuchte, mehr Vielfalt

Feuchte Wiesen speichern Wasser, sind CO₂-Senken und schützen Arten – durch Nutzungskonzepte auch wirtschaftlich rentabel.

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Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Agrarrohstoffe, Biodiversität und Bergbau / Berlin