Von der richtigen Grillkohle über den Anzünder bis zu dem was auf den Teller kommt – auch beim Grillen können wir die Umwelt schützen. Der WWF gibt wertvolle Tipps fürs ökologische Grillen.

Für Millionen Menschen in Europa ist Grillen während der warmen Jahreszeit ein beliebtes und regelmäßiges Freizeitritual. Gegrillt wird eigentlich überall: im Garten oder auf dem Balkon, im Park oder am See. Zurück bleibt oft jede Menge Müll, der sich vermeiden lässt. Und oft hört man während der Grillsaison den Satz „Nur wer mit Kohle grillt, grillt wirklich richtig!“ – dabei hat grade Grillkohle so ihre ökologischen Tücken.

Das Problem mit der Holzkohle

Grillkohle © GettyImages
Grillkohle © GettyImages

Schon zweimal hat der WWF 2017 und 2018 Marktrecherchen zu Holzkohle in Deutschland durchgeführt, um sie 2020 groß angelegt auf Europa auszuweiten. Denn was kaum ein Grill-Fan ahnt: Die Holzkohle stammt oft aus zweifelhaften Quellen in Osteuropa oder sogar aus tropischen Wäldern. Dort treibt ihre Herstellung die Entwaldung voran, bedroht Tier- und Pflanzenarten und heizt die Klimakrise an.

Deshalb empfiehlt der WWF, statt Holzkohle aus Tropenwald-Raubbau zu verwenden, beim Kauf der Grillkohle auf das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) zu achten. Das FSC-Siegel ist das einzige internationale Zertifikat, das gewährleistet, dass alle Rohstoffe aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. FSC-Holzkohle ist in sehr vielen Baumärkten, Supermärkten und an Tankstellen erhältlich.

Wie nachhaltig sind Alternativen?

Inzwischen gibt es auch jede Menge Alternativen zur klassischen Holzkohle: Grillkohle aus Mais-Spindeln und Bambus zum Beispiel oder auch Briketts aus Kokosschalen oder Olivenkernen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn nur, weil die Kohle aus Kokos oder Bambus ist, ist sie noch lange nicht unbedenklich.

„Um die Nachhaltigkeit von Bambuskohle zu bewerten, muss man den gesamten Lebensweg betrachten“, sagt WWF-Expertin für nachhaltiges Holz und Papier, Laura Prill. „Das fängt schon bei der Herkunft der Bambuspflanze an. Hauptanbaugebiet ist vor allem China. Hier müssen wir uns die Frage stellen wie der Bambus angebaut wird. Häufig sieht man Monokulturen, die sehr schlecht sind für die Artenvielfalt. Ist der Anbau dann zusätzlich nicht kontrolliert, kann es zur Auslaugung der Böden kommen oder auch dem Eindringen von Bambus in andere, angrenzende Ökosysteme“, erklärt Laura Prill. „Hinzu kommt natürlich noch der lange Transportweg, den die Kohle von China bis zu uns zurücklegen muss.“ – Kein Pluspunkt auf der CO2-Bilanz.

Ausgekratzte Kokosnuss-Schalen © Tom Vierus / WWF-US
Ausgekratzte Kokosnuss-Schalen © Tom Vierus / WWF-US

Ganz ähnlich sieht es bei Briketts aus Kokosschalen aus. “Kokospalmen werden überwiegend in Indonesien und auf den Philippinen angebaut – hier haben wieder den Faktor Transport.

Vor allen Dingen in Indonesien ergeben sich außerdem ganz ähnliche Risiken wie wir sie von der Ölpalme kennen“, sagt Laura Prill. „Hier werden also Wälder abgeholzt, um Platz für Plantagen zu schaffen – und damit kann das Produkt nicht mehr nachhaltig sein.“

Kohle, Briketts oder doch lieber Elektro?

Und was jetzt? Grundsätzlich empfiehlt der WWF, den Grillkohle-Konsum insgesamt zu verringern und da, wo es möglich ist, auf die bessere Variante – den Elektrogrill (am besten mit grünem Strom betrieben) – zurückzugreifen. Wenn es doch Holzkohle sein soll, empfiehlt Laura Prill weiterhin die „herkömmliche, aber zu 100 Prozent FSC-zertifizierte Holzkohle“ zu nutzen. Und zwar möglichst die Produkte, bei denen Holzart und Herkunft auf der Verpackung deklariert werden.” Dem Geldbeutel schadet es übrigens nicht: Die Ökokohle ist nicht sehr viel teurer als Produkte ohne Nachhaltigkeitsgarantie.

„Die richtige Grillkohle zu kaufen, tut keinem weh. Für ein gegrilltes Steak will doch niemand unnötig Wälder abfackeln.“

Johannes Zahnen, Forstexperte beim WWF

Wie bekomme ich das Feuer an?

Auch bei der Wahl des Grillanzünders kann auf die Umwelt geachtet werden. Zum Anfeuern empfiehlt der WWF, statt übel riechender chemischer Brandbeschleuniger einen Kaminanzünder zu verwenden. Dieser entsteht auf Basis nachwachsender Rohstoffe aus reiner Holzfaser und wird mit Wachs getränkt. Bei der Herstellung werden keine chemischen oder synthetischen Komponenten benutzt. Der Anzünder ist unter anderem im Baumarkt zu finden, und mit etwas brennendem Papier bringt man die Kohle sehr schnell zum Glühen. Die positiven Nebeneffekte: Die im Holz befindlichen ätherischen Öle riechen angenehm und halten Insekten fern. Tipp: Befeuern Sie Ihren Grill mit Spaltholz und braunem Karton, denn dieser ist nicht chemisch behandelt.

Leckereien mit Öko-Biss

Grillgemüse © Stefanie Willhelm
Grillgemüse © Stefanie Willhelm

Beim Grillgut sollten Verbraucher:innen sehr genau hinausschauen. Der Tipp vom WWF: Auf Bio-Siegel achten und auf Produkte aus der Region zurückgreifen. Brasilianisches Rindfleisch zum Beispiel muss nicht sein: Die Vernichtung der Amazonas-Wälder in Brasilien geht zu rund 70 Prozent auf die Umwandlung in endlose Weideflächen für Rinder zurück. Und die Soja-Industrie rückt nach, übernimmt die Weideflächen und drängt wiederum die Rinderfarmer weiter in den Regenwald. Soja wird in Europa zum größten Teil als Futter für Mastvieh verwendet – und damit wieder für die Fleischproduktion.

Ein bewusster oder geringerer Fleischkonsum in Europa kann daher wichtige Signale senden: Muss es unbedingt ein brasilianisches Steak sein? Will ich wirklich ein Schweineschnitzel aus der Massentierhaltung – und damit höchstwahrscheinlich aus Sojafütterung? Oder bevorzuge ich Fleisch aus regionaler Bio-Haltung? Komme ich gar mit weit weniger Fleisch aus? Gemüse wie zum Beispiel Auberginen oder Paprika, beträufelt mit etwas Öl und Gewürzen, ist gegrillt besonders schmackhaft. Exotische Rezepte mit gegrilltem Obst und Gemüse und speziellen Marinaden werden immer beliebter.

Bei der richtigen Fischauswahl hilft der WWF-Fischführer. Bei Fisch sollte außerdem auf das Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) geachtet werden. Das Logo garantiert: Dieser Fisch wurde umweltverträglich gefangen.

Einweg-Grills – ein absolutes NoGo!

Finger weg von Einweg-Grills! Sie bestehen aus Aluminium, einem der problematischsten Rohstoffe überhaupt. Und sie sind überhaupt nicht notwendig: Es gibt viele praktische kleine Grills für unterwegs auf dem Markt. Gleiches gilt für Grillschalen aus Aluminium – hier gibt es tolle Alternativen aus Keramik oder Edelstahl.

Das Drumherum

Perfektioniert wird der Öko-Grill mit dem passenden Grillzubehör: Fleisch, Fisch, Gemüse und Kartoffeln sind auf Bratplatten aus Metall oder Speckstein besonders gut aufgehoben. Wer die Köstlichkeiten sorgfältig aufspießt und über dem Feuer dreht, sorgt am besten dafür, dass das Grillgut nicht verkohlt oder in die Glut fällt. Austretendes Fett sollte nicht in die Glut geraten, da der entstehende Rauch giftige Substanzen enthalten kann. Große Rhababer- oder Kohlblätter können beim Grillen als Fleischunterlage dienen.

Und für das gemütliche Beisammensein nach dem Grillen: Gasbetriebene Wärmestrahler sind zwar sehr angenehm gegen die abendliche Kälte, jedoch auch sehr klimaschädlich. Ein natürliches Feuer oder eine Decke helfen auch dagegen und das ganz umweltfreundlich.

Wer noch auf der Suche nach Inspiration für eine tolle Umgebung zum Grillen ist und seinen Garten oder Balkon schöner gestalten möchte, erfährt in den WWF-Garten-Tipps mehr - zum Beispiel auch wie man das Gemüse zum Grillen am besten anbaut.

Viel Spaß und guten Appetit beim umweltfreundlichen Grillen!

Weitere Informationen

  • Besseresser:innen Wochenmenü Flexitarisch © WWF Deutschland Besseresser:innen – planetarisch kulinarisch

    Das Projekt „Besseresser:innen – planetarisch kulinarisch“ zeigt, wie die Zukunft unserer Ernährung aussehen kann. Es ist ein kulinarischer Kompass für eine gesunde Erde. Weiterlesen ...

  • Fleisch © Marian Vejcik / Getty Images Grillsaison ist Billigfleischsaison

    Das klimabedingt notwendige Umdenken hin zu einer pflanzlichen Ernährung ist in deutschen Supermärkten und Discountern noch nicht angekommen. Zur WWF-Analyse

  • FSC-Logo auf Baumstämmen © N.C. Turner / WWF Das FSC-Label

    Holz und Papier FSC-zertifiziert kaufen! FSC ist ein internationales Zertifizierungssystem für Waldwirtschaft, das Nachhaltigkeit garantiert. Weiterlesen ...