Oh nein, oh nein, ich bin zu früh! Zu früh im fremden Revier, der große Alte ist noch da. Das ist nicht gut! Ein Sprint – und weg. Puh. Atmen. Laufen. Laufen. Atmen! Endlich wieder im Versteck. Ein gutes Versteck, atmen. Trotzdem muss ich – heimlich, heimlich – nochmal los. Ich muss nur warten. Warten auf den richtigen Moment. Gestatten, mein Name ist Gepard – ein ganz besonderer Gepard. Ich bin getrieben, ewig suchend. Mein Schicksal ist, ein Floater zu sein.

Gepard, Floater, im besten Alter

Die Getriebenen unter den Geparden

Neugieriger Gepard © Anup Shah
Neugieriger Gepard © Anup Shah

Floater werden Geparde ohne eigenes Revier genannt. Es ist ein einzigartiges Phänomen: Nirgendwo sonst in der Tierwelt gibt es Männchen, die sich auf ein langfristiges Leben ohne Territorium einlassen. Die Floater unter den Geparden bleiben suchend in ihrem Streifgebiet. Dieses ist groß, aber räumlich begrenzt und stabil. Andere Tiere würden weiter ziehen, doch Floater warten da, wo sie sind, auf die Möglichkeit, ein Territorium zu übernehmen. Mit Pech gelingt es ihnen nie.

Es wird schon langsam dunkel, aber der Boden ist noch warm. Ich liebe es, den heißen Sand unter meinen Pfoten zu spüren und ihn mit weiten Schritten zu durchziehen. Natürlich kann ich erst später los. Will schließlich keinem in die Quere kommen. Aber ein Weibchen finden. Das will ich! Leider steht die Damenwelt nicht sehr auf Vagabunden... Da! Schhhhh! Ich bin wieder auf Feindesland. Die Nackenhaare stellen sich auf, ich muss zu diesem Baum, muss dahin, muss wissen, was der große Alte da markiert hat. Ob er krank ist? Ob ich endlich meine Chance bekomme? Ob ich mich auch einmal niederlassen kann? Mhmmmmm..... Oh nein, es riecht zu streng, der Kerl ist stark, ich muss weg!

Gepard, Floater, im besten Alter

Auf Farmland droht der Abschuss

Gepard markiert einen Hotspot © IZW / WWF
Gepard markiert einen Hotspot © IZW / WWF

Die Markierungsstellen von Gepardenmännchen verursachen ein erhöhtes Aufkommen weiterer Geparde – Floater und Weibchen. Die meisten Geparden-Reviere jedoch liegen heute auf Farmland und die Viehzüchter fürchten um ihre Kälber. Erschießen sie das territoriale Männchen, bringen sie nicht nur eine extrem bedrohte Art Schritt um Schritt dem Aussterben näher. Es rücken auch sofort Floater nach. Ein Teufelskreis.

Irgendwann werde ich mich mit anderen zusammen tun. Und wir werden ein Territorium finden, das wir erobern und verteidigen können. Irgendwann. Hoffentlich. Bis dahin streife ich eben weiter. Eins will ich Euch sagen, Eure Kälber habe ich dabei gar nicht im Sinn. Aber wenn mir natürlich etwas in die Quere kommt, das genau die Größe meines Abendessens hat... Mein Vorschlag zur Güte: Nehmt die zarten, jungen Rindviecher doch einfach aus meinem Blickfeld. Ich werde ihnen nicht nachlaufen. Versprochen!

Gepard, Floater, im besten Alter

Geparden-Rettung in Namibia

Gepard jagt Topi in der Maasai Mara © naturepl.com / Anup Shah / WWF
Gepard jagt Topi in der Maasai Mara © naturepl.com / Anup Shah / WWF

Auf Namibias Farmland im Südwesten Afrikas lebt die letzte, große Gepardenpopulation. Ein einzigartiges, vom WWF unterstütztes Langezeitprojekt des Leibniz Institutes für Zoo- und Wildtierforschung betreibt hier hochtechnisierte Gepardenforschung und wichtige Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit bei den Farmern. Denn hier kann und muss die Art vor dem Aussterben bewahrt werden.

So können wir den Konflikt eindämmen: