500 Meter Geisternetz geborgen

Schollen und Kormorane im Netz verendet / WWF: „Kennzeichnungspflicht durchsetzen“

Kormoran im Geisternetz © Wolf Wichmann
Kormoran im Geisternetz © Wolf Wichmann

Dieses Netz fing weiter Fisch, den niemand an Bord holte. Vor Warnemünde haben Taucher im Auftrag des WWF gestern ein herrenloses Geisternetz geborgen, das weiterhin Meerestiere das Leben gekostet hat. Das geborgene Stellnetz ist fast 500 Meter lang. Herumgeisternde Stellnetze können nicht nur für Fische sondern auch für Seevögel, Robben und Schweinswale  zur Todesfalle werden. Außerdem besteht mindestens ein Zehntel des weltweiten Plastikmülls im Meer aus verlorenem Fischereigerät.

 

„Das Geisternetz stand in Teilen noch aufrecht am Meeresboden, so dass sich Fische und Meeresvögel weiter darin verfangen haben. Auf dem Erkundungstauchgang vor der Bergung haben die Taucher 60- 70 Fischkadaver und zwei erstickte Kormorane darin hängen sehen“, erklärt Andrea Stolte, Projektmanagerin für Geisternetze beim WWF in Stralsund. Vor allem Scholle, Flundern, Steinbutt aber auch einige Dorsche hatten sich im Netz verstrickt. „Weil das Geisternetz noch fängig war, wollten wir es so schnell wie möglich aus dem Wasser holen.“ Erfreulicherweise gab es auch vom Umweltamt in Rostock und vom Denkmalschutz  grünes Licht für eine schnelle Bergung. Die fachgerechte Entsorgung von stark verunreinigten Geisternetzen ist derzeit jedoch schwierig. „In den Häfen fehlt die Möglichkeit, Wertstoffe von organischem Material zu trennen Das Blei der Sinkleine ist ein hochwertiger, aber giftiger Wertstoff, den man sonst ohne Probleme wiederverwerten kann“, so Stolte.

 

Berufsfischer sind verpflichtet ihre Netze zu markieren. Das Geisternetz hat jedoch über einen längeren Zeitraum gefangen und war nicht mit Bojen oder Fähnchen gekennzeichnet. “Ein Netz ohne Markierung  zu stellen ist illegal. Gerade solche Funde zeigen, wie wichtig es ist, die Kennzeichnungspflicht für Stellnetze auch durchzusetzen“, fordert Stolte. Es ist möglich, dass Markierungsbojen abreißen und ein Netz verdriftet. Deshalb sollten Markierungen entwickelt werden, die Auffinden und Zuordnung der Netze erleichtern.

 

Der Dank des WWF geht deshalb auch an den Tippgeber „Ein Mitarbeiter der Uni Rostock hat das Geisternetz beim Schnorcheln in der Ostsee entdeckt und uns auf die Position hingewiesen. Verlorene Netze aufzuspüren ist schwierig, deshalb sind wir sehr dankbar für solche Meldungen.“ Der WWF plant für 2019  bereits eine App, mit der Taucher, Schnorchler oder andere Kundige  Fundstellen einzelner Geisternetze an den WWF melden können. Bis dahin kann man Hinweise auf Geisternetze gern unter <link>geisternetze@wwf.de  an den WWF richten.

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WWF Presse-Team