Auf Kosten unserer Kinder

Welterschöpfungstag am 01. August: Für Rest des Jahres sind Ressourcen aufgebraucht / Dürresommer nur Vorgeschmack auf drohende Entwicklung

Die Menschheit übernutzt die Erde © Peter Jelinek
Die Menschheit übernutzt die Erde © Peter Jelinek

Am Mittwoch ist Earth Overshoot Day 2018. Laut Berechnungen des Global Footprint Networks haben wir Menschen dann alle Ressourcen aufgebraucht, die auf der Erde innerhalb eines Jahres nachwachsen können und uns damit nachhaltig zur Verfügung stehen. „Ab Anfang August erhöht sich erneut das globale Haushaltsdefizit der Menschheit. Für den Rest des Jahres leben wir auf Pump und verbrauchen damit die Lebensgrundlage unser Kinder und Enkel“, warnt Jörg-Andreas Krüger, Direktor Ökologischer Fußabdruck beim WWF Deutschland. „Die Entwicklung ist so gefährlich, da sie seit über dreißig Jahren ungebremst anhält.“ 2017 lag der Welterschöpfungstag noch auf dem 02. August. Zum Vergleich: Vor zwanzig Jahren lag der Earth Overshoot Day im Oktober.

 

Die Folgen der jahrzehntelangen Übernutzung sind laut WWF bereits heute weltweit spürbar. Die Klimakrise und das größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier haben alle Kontinente erfasst. „Wir sind es künftigen Generationen schuldig, den Raubbau endlich zu stoppen. Entscheidungen, die wir heute nicht treffen, werden mitunter katastrophale Konsequenzen haben. Zugleich sind die Würfel noch nicht gefallen. Noch haben wir es in der Hand, unsere Zukunft positiv zu gestalten“, so Krüger. Seine Forderung: Deutschland als erfolgreiche Industrienation muss sich endlich an die Spitze einer weltweiten Öko-Bewegung stellen – aus purem Eigennutz: „Wir Menschen brauchen eine gesunde, stabile Umwelt. Das zeigen nicht zuletzt dieser Dürresommer oder die seit Jahren zu trockenen Frühjahre, unter denen Landwirtschaft und Ökosysteme gleichermaßen leiden. Zugleich befeuern paradoxerweise Teile der deutschen Agrarindustrie mit der konventionellen Massentierhaltung diese Entwicklung. Für die Futtertröge in unseren Mastanlagen werden etwa in Südamerika wertvolle Ökosysteme und CO2-Speicher gerodet um Platz für Soja-Monokulturen zu schaffen.“

 

Der WWF fordert daher eine Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik, indem etwa Agrarsubventionen klarer an Umweltkriterien geknüpft werden, anstatt damit die Übernutzung unserer Umwelt zu fördern. „Landwirtschaft und Natur sind nicht mehr im Einklang. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass Ernteverluste, wie sie aktuell von der Trockenheit in Deutschland verursacht werden, nur ein Vorgeschmack auf zukünftige Miseren sind. Umweltschonend arbeitende Landwirte müssen endlich gerecht entlohnt werden.“

 

Herausragende Bedeutung hat für den WWF zudem die konsequente Realisierung der Energiewende und des Kohleausstiegs: „Deutschland verbrennt so viel Braunkohle wie kein anderes Land der Welt. Das ist ein klimapolitisches Desaster. Wir brauchen einen rechtlich bindenden und sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle, der bis spätestens 2035 abgeschlossen ist.“

 

Auf globaler Ebene sieht Krüger die Vermüllung der Meere als große Herausforderung: „Die globale Plastikflut muss verebben.“ Dafür braucht es laut dem WWF-Experten Recyclingkreisläufe insbesondere in Südostasien und einen internationalen Pakt gegen Plastikmüll. „Deutschland kann als inspirierendes und innovatives Beispiel vorangehen und mit einem Maßnahmenplan zeigen, dass eine schnelle Halbierung der Einträge von Plastikmüll und Mikroplastik ins Meer möglich ist.“

Hintergrund:

Die Berechnungen zum Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) gehen auf das Konzept des Ökologische Fußabdrucks zurück, der ausweist, wie viel Fläche benötigt wird, um alle Ressourcenbedürfnisse inklusive der Energieversorgung zu gewährleisten.

 

Allein die CO2-Emissionen haben sich seit 1970 mehr als verdoppelt. Deutlich ist auch der Rückgang der Artenvielfalt. So zeigt der Living Planet Index für die vergangenen vier Jahrzehnte einen Rückgang der Biologischen Vielfalt um 52 Prozent. Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische damit halbiert.

 

Lebt die Menschheit unverändert weiter wie bisher, benötigen wir bis zum Jahr 2030 zwei Planeten, um unseren Bedarf an Nahrung und nachwachsenden Rohstoffen zu decken. Bis zum Jahr 2050 wären es knapp drei. 1961, dem Gründungsjahr des WWF, benötigte die Menschheit hingegen nur zwei Drittel der weltweit zur Verfügung stehenden Ressourcen.

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WWF Presse-Team