WWF-Bericht warnt vor immer schwereren Waldbränden weltweit / NGO-Allianz startet Kampagne zur Schaffung eines starken Lieferkettengesetzes gegen Entwaldung

Berlin, 11.09.2020: Ein neuer Bericht des WWF warnt vor immer stärkeren und häufigeren Waldbränden weltweit. 2020 könnte ein Jahr mit noch heftigeren Bränden als 2019 werden, als auf vielen Kontinenten bereits eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Feuern und abgebrannter Fläche registriert wurden. So lag die Zahl der Feueralarme im April dieses Jahres weltweit um 13 Prozent über der von 2019. Mindestens 75 Prozent aller Brände außerhalb von Siedlungen seien menschengemacht. Als Hauptursachen nennen die Autoren heißeres und trockeneres Wetter aufgrund der Erderhitzung in Kombination mit menschengemachter und außer Kontrolle geratener Brandrodung, die vor allem durch Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen verursacht wird.

„Die Brände im Amazonas und anderswo werden gezielt gelegt, um Platz für großflächige industrielle Landwirtschaft zu schaffen. Und die Nachfrage aus der EU nach Rohstoffen aus diesen Gebieten trägt dazu bei“, sagt Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland. Weltweit sei die EU durch ihren Verbrauch von Rohstoffen wie Fleisch, Milchprodukten, Soja für Tierfutter, Palmöl, Kaffee und Kakao für über zehn Prozent der Waldzerstörung verantwortlich. Deutsche und europäische Unternehmen müssten ihre Lieferketten dringend entwaldungsfrei gestalten. Es dürften insbesondere keine Waren importiert werden, für die der Regenwald abgeholzt wurde.

Die Europäische Kommission hat sich verpflichtet, im Jahr 2021 neue, auch gesetzliche Regelungen gegen die von Europa ausgehende weltweite Entwaldung vorzuschlagen. Die dazugehörige öffentliche Konsultation, in der die Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Meinung befragt werden, ist Anfang September gestartet. Um auf einen möglichst guten Schutz der Wälder zu drängen, hat sich eine Allianz von über 100 europäischen NGOs, darunter der WWF, in einer Kampagne zusammengefunden. Unter dem Namen #Together4Forests fordern die Organisationen ab heute die Europäerinnen und Europäer zur Teilnahme an der Befragung auf. Ziel sei es, die Kommission zu einer möglichst strengen Regelung zu drängen, die Produkte, die mit Entwaldung, Waldbränden, Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang stehen, verlässlich vom europäischen Markt fernhält.

„Bei fast jedem Einkauf haben wir Produkte im Warenkorb, die mit Entwaldung in Verbindung stehen. Diesem Raubbau müssen wir dringend einen Riegel vorschieben. Wälder sind ein wichtiger Schutzschild gegen die Erderhitzung, Pandemien und den Verlust der biologischen Vielfalt. Bisher tritt die EU weltweit insgesamt eher als Verursacherin von Waldzerstörung denn als Waldschützerin in Erscheinung. Das muss sich ändern. Es dürfen keine Produkte mehr importiert werden, für die die Tropen und andere Wälder weiter abgeholzt werden“, fordert Susanne Winter. Die Entwaldung ist nach Angaben der Umweltorganisation weltweit die zweitwichtigste Quelle von Treibhausgasemissionen. 80 Prozent der Entwaldung gehe auf die Landwirtschaft zurück, häufig für Exportprodukte, für die die EU einer der wichtigsten Importmärkte sei.

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