Hoffnung nach schwierigen Verhandlungen

Auf der Weltnaturkonferenz in Montréal hat die COP-Präsidentschaft heute einen Entwurf für ein neues globales Abkommen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der weltweiten Natur vorgelegt. Der Text hat noch große Lücken, aber gemessen an den schwierigen Verhandlungen der letzten Wochen ist es ein überraschend vielversprechender Zwischenstand. Schwierig bleiben einige schwache Formulierungen und unzureichende Zeitvorgaben. Florian Titze, Experte für internationale Politik beim WWF Deutschland, kommentiert:
 
„Im jetzigen Zustand könnte kann man nicht von einen Paris-Moment für die Natur sprechen. Der grobe Rahmen stimmt und der übergeordnete Auftrag des Dokuments hat den Anstrich eines 1.5-Grad- Ziels wie beim Pariser Vertrag. Aber im Detail vermissen wir kritische Punkte, ohne die das Stoppen und Umkehren des Artensterbens bis 2030 nicht vollständig möglich sein werden.
 
Das Bestreben, 30 Prozent der Land-, Süßwasser- und Meeresökosysteme auf dem Planeten bis 2030 zu schützen, ist enthalten und messbar, umfassend und integrativ formuliert. Wichtig ist auch, dass die Meere, Küsten und Binnengewässer weiterhin integriert sind. Indigene Gebiete und ihre Rechte sowie die lokaler Gemeinschaften werden anerkannt und ein Verweis auf die Abschaffung schädlicher Subventionen beibehalten. Zudem ist es ein wichtiges Signal, dass die Verhandlungsstaaten die klaffende Finanzierungslücke im Bereich der biologischen Vielfalt in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar anerkennen und anstreben, sie unter anderem durch die Mobilisierung von 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr aus bis 2030 zu verkleinern.
 
Einige Bereiche müssen jedoch gestärkt werden, wenn der Entwurf des globalen Rahmens für die biologische Vielfalt seinen Auftrag erfüllen soll. Dazu gehören die Ziele für die Erhaltung der verbleibenden intakten Ökosysteme außerhalb von Schutzgebieten und das Artensterben. Besonders besorgniserregend ist, dass hier noch konkrete Zahlen fehlen, insbesondere beim ökologischen Fußabdruck.
 
In den nächsten entscheidenden Stunden darf das Ambitionsniveau auf keinen Fall sinken. Die Verhandlungsstaaten müssen die wenige verbleibende Zeit nutzen, um aus diesem vielversprechenden Entwurf einen „Montréal-Moment“ für die Natur zu machen. Wir brauchen ihn auch für unsere eigene Lebensversicherung.“

Kontakt

Freya Duncker

Pressesprecherin für Meeresschutz und Biodiversität / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz