WWF fordert Sofortprogramm zum Energiesparen, um fossile Abhängigkeit zu reduzieren und Energiewende in Schwung zu bringen/WWF-Maßnahmenpaket zeigt notwendige Schritte

Die Bundesregierung braucht einen Masterplan zur Beschleunigung der Energiewende. Nach 100 Tagen im Amt will sie auf der einen Seite ein neues Entlastungspaket wegen der hohen Energiepreise auf den Weg bringen. Auf der anderen Seite verdeutlichen die Emissionsdaten für das vergangene Jahr, wie abhängig Deutschland noch von Öl, Gas und Kohle ist. "Der Krieg in der Ukraine zeigt wie unter einem Brennglas unsere fossile Abhängigkeit von Russland. Eine beschleunigte Energiewende und wirksamer Klimaschutz führen aus dieser Sackgasse", sagt Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz- und Energiepolitik beim WWF Deutschland. 
 
Deshalb muss die Bundesregierung einen Booster für die Energiewende starten. Wie die notwendigen Schritte aussehen, zeigt der WWF im "Maßnahmenpaket zur Reduktion fossiler Abhängigkeit". Besonders drei wirksame Maßnahmen muss die Bundesregierung sofort anpacken:
 
Erstens muss die Bundesregierung jetzt einen Schwerpunkt auf Energieeffizienz und Einsparungen legen. Jede nicht verfeuerte Kilowattstunde an fossiler Energie entlastet die Energieversorgung im kommenden Winter. Eine deutschlandweite Kraftanstrengung ist gefragt. Deshalb sollte eine Energiesparkampagne der Bundesregierung zeigen, wie viel Potential im Energiesparen steckt. Das Umweltbundesamt hat berechnet, dass bis zu zehn Prozent der Erdgasimporte aus Russland sofort einzusparen wären, wenn die Raumtemperatur um zwei Grad gesenkt wird und der Warmwasserverbrauch sparsamer erfolgt. Genauso schnell wirksam und kostengünstig wäre ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen, um kurzfristig mit einer Begrenzung auf 100 Stundenkilometer bis zu vier Prozent Kraftstoff zu sparen. Mittelfristig braucht es ein generelles Tempolimit von 120. 
 
Zweitens fordert der WWF eine konsequente Solarpflicht bei Neubau, Sanierung und größeren Umbauten. Die saubere Solarenergie spielt eine herausragende Rolle bei der Elektrifizierung des Wärmesektors, wenn sie mit Wärmepumpen oder solarthermischen Anlagen kombiniert wird. Deshalb muss jede mögliche Fläche in Deutschland genutzt werden. Dazu sollte die Bundesregierung die Solarpflicht auf alle Gewerbeflächen, Wohngebäude, öffentliche Gebäude und weitere versiegelte Flächen wie Parkplätze und Lärmschutzwände erweitern. Auch Bestandsgebäude und umgebaute Gebäude der öffentlichen Hand gehören mit Blick auf deren Vorbildfunktion jetzt auf den Prüfstand. 
 
Drittens ist ein sozialer Ausgleich für die rasant gestiegenen Energiepreise dringend nötig. Öl- und Gasproduzenten geben die steigenden Mehrkosten mit deutlichen Aufschlägen an die Verbraucher:innen weiter. Deshalb bringen auch direkte Subventionierung oder das Deckeln der Preise für Kraftstoff oder Heizen nichts. Ganz im Gegenteil: Schon jetzt wird der öffentliche Haushalt mit über 65 Milliarden Euro umweltschädlichen Subventionen pro Jahr belastet, was Investitionen in erneuerbare Energien und Energieunabhängigkeit ausbremst. Eine gezielte und sozialgerechtere Entlastung ist ein Klima- und Mobilitätsgeld über Pro-Kopf-Rückerstattungen, ergänzt um gezielte Entlastungen für einkommensschwache Haushalte.
 
Viviane Raddatz sagt: "Der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiepreise führen uns schmerzlich vor Augen, wie tief wir in der Abhängigkeitsfalle der fossilen Energien stecken. Uns muss endlich der Befreiungsschlag daraus gelingen, der die Energiewende mit Blick auf Effizienz und sauberer Wind- und Sonnenkraft entfesselt. Dazu gehören kurzfristige Maßnahmen wie Energiesparen und ein Tempolimit auf Autobahnen, aber auch langfristige wie Solarenergie auf jedem Dach, ein massiver Rollout von Wärmepumpen und ein faires Klimageld für alle. Staatliche 'Tankrabatte' halten an der fossilen Abhängigkeit fest und kurbeln den Verbrauch an, anstatt die 'Freiheitsenergien' für eine echte Verkehrswende auszubauen."    

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher, Berlin

  • Windkrafträder © Global Warming Images / WWF Weltweit für mehr Klimaschutz

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