Globale Organisationen warnen vor verpassten Chancen im Koronivia-Prozess

Berlin/ Scharm el-Scheich, 15.11.2022: Landwirtschaft und Ernährung sind für ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dennoch droht auf der COP27 in Scharm el-Scheich gefährlicher Stillstand in diesem Bereich. Bereits Freitag lief die Frist ab für ein neues, ehrgeizigeres Mandat des „Koronivia Joint Work on Agriculture“. Es ist der einzige formale Prozess des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC), der sich überhaupt mit Lebensmitteln und deren Erzeugung befasst. Doch es gibt Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob das Mandat eng bezogen auf landwirtschaftliche Praxis bleiben soll oder Konzepte für ganze Lebensmittelsysteme umfasst. Eine Koalition globaler Organisationen, darunter der Club of Rome, Care und der WWF drängt nun die verantwortlichen Verhandlungsführer:innen und Minister:innen zu einem ehrgeizigen neuen Mandat, das nachhaltige Lebensmittelproduktion, Ernährung und Ernährungsumstellung sowie Lebensmittelverschwendung beinhaltet.

„Wenn das neue Mandat einen engen Fokus auf die Landwirtschaft hat, dann bleiben wichtige Handlungsfelder mit großem Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen bei künftigen Klimakonferenzen außen vor. Das neue Mandat muss das gesamte Ernährungssystem betrachten. Wir können es uns als Weltgemeinschaft nicht leisten, dass ein Mandat mit geringen Ambitionen durchgedrückt wird, nur um irgendetwas verabschiedet zu haben“, sagt Martina Fleckenstein, die für den WWF International die Verhandlungen vor Ort begleitet.  

Landwirtschaft und Ernährung erhielten im Rahmen der UN-Klimakonferenzen lange Zeit wenig Beachtung. Erst 2017 gründete sich bei der COP23 in Bonn das Koronivia Joint Network on Agriculture. Der WWF fordert ein neues Mandat, das Lebensmittelsysteme einschließlich des Konsums und der Lebensmittelverluste und -verschwendung beinhaltet. Sie sollen in die Klimaaktionspläne, einschließlich der national festgelegten Beiträge zum Pariser Abkommen und der nationalen Anpassungspläne, einbezogen werden. Außerdem sollen Klimafinanzierungsmittel für lebensmittelbasierte Maßnahmen erhöht werden und deren Verteilung verbessert werden.

Kontakt

Wiebke Elbe

Pressesprecherin für Ernährung, Landwirtschaft, Bergbau / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz