WWF: „Abkommen muss globale Regeln für alle UN-Mitgliedsländer enthalten und Einwegplastik, Geisternetze und Mikroplastik priorisieren“

Am Montag starten in Uruguay die Verhandlungen über den Inhalt eines UN-Abkommens gegen Plastikverschmutzung. Im Vorfeld des Treffens legt der WWF einen Bericht vor, der die wichtigsten erforderlichen Mechanismen aufzeigt, um einen systemischen Wandel in der globalen Kunststoffwirtschaft herbeizuführen. Zentrale Forderung der Umweltschützer: Statt der derzeitigen dysfunktionalen Mischung aus freiwilligen und verpflichtenden nationalen und regionalen Ansätzen braucht es für einen Systemwechsel verbindliche globale Regeln. Um effektiv zu wirken, müsse das Abkommen die drei problematischsten Müllformen in Form von Einwegplastik, Geisternetzen und Mikroplastik zur Priorität machen, so der WWF.

„Zusammen stammt fast der gesamte Plastikmüll im Meer aus diesen drei Quellen. Einwegplastik z. B. aus Verpackungen ist schon wegen der schieren Massen dringlich, verlorengegangene Fischernetze bilden die tödlichste Form von Plastikmüll für Meerestiere und wenn Mikroplastik in die Umwelt gelangt ist, lässt es sich nicht wieder zurückholen“, verdeutlicht Alois Vedder vom WWF Deutschland, der die Verhandlungen zum Plastik-Abkommen seit Jahren begleitet.  Das Abkommen muss konkrete Maßnahmen vorsehen, darunter weltweite Produkt- und Materialverbote, verbindliche Anforderungen an Design, Kennzeichnung und Kreislaufwirtschaft, sowie Verbesserungen bei der Sammlung und Abfallbewirtschaftung enthalten.

Die Zeit drängt: Allein während des zweijährigen Verhandlungszeitraums wird die Gesamtmenge der Plastikverschmutzung im Meer um geschätzte 15 Prozent anwachsen. Gegenwärtig sind mehr als 2.000 Tierarten bekanntermaßen in ihrer Umwelt mit Plastikverschmutzung konfrontiert, und fast 90 Prozent der untersuchten Arten sind negativ betroffen.

Die Forderung nach verbindlichen globalen Regeln zur Beendigung der Plastikverschmutzung erfährt in vielen Ländern breiten Rückhalt: Durchschnittlich drei Viertel der Befragten aus 34 Ländern wollen, dass ein Abkommen verbindliche globale Regeln zur Beendigung der Plastikverschmutzung schafft. Für einzelne Vorgaben ist die Unterstützung noch höher: Durchschnittlich 78 Prozent befürworten Vorschriften, die die Hersteller stärker in die Verantwortung für das von ihnen erzeugte Plastik nehmen.  Zu diesen Ergebnissen kommt eine Ipsos-Umfrage, die von WWF und der Plastic Free Foundation beauftragt wurde. Auch in Deutschland sprechen sich drei Viertel der Befragten für globale Regeln aus. „Die Umfrageergebnisse sind Rückenwind zum Start der Verhandlungen. Sie zeigen, dass viele Bürger:innen rund um den Globus eine wirksame Regulierung von Kunststoffen, die von der Produktion bis zum Ende des Lebenszyklus reicht, befürworten", so Vedder weiter.

Hintergrund:

  • Die Verhandlungen über das UN-Abkommen werden in einer Reihe von Sitzungen des zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses (INC) geführt, wobei die erste am 28. November in Uruguay beginnt. Die Verhandlungen über den Vertrag werden voraussichtlich bis 2024 abgeschlossen sein.
  • Die Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Ipsos, bei der 23.029 Personen in 34 Ländern online befragt wurden, ist die erste Forschungsarbeit, bei der Bürger:innen rund um den Globus explizit dazu befragt wurden, wie ein globaler Vertrag zur Bekämpfung des Plastikverbrauchs und der Plastikverschmutzung aussehen sollte und welche Regeln sie für wichtig oder unwichtig halten.

Kontakt

Britta König

Pressesprecherin für Meeresschutz und Plastikmüll / Hamburg

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz