WWF bescheinigt bayerischer Staatsregierung “völlig verfehlte Wildtierpolitik"

Berlin, 22.08.2023: 60 Prozent der Bürger:innen finden, dass die Politik nicht genug für das friedliche Zusammenleben der Menschen mit Wölfen und Bären tut. Am größten ist die Unzufriedenheit in Bayern, wo über 63 Prozent der Menschen Unterstützung vermissen. Neben Baden-Württemberg hat der Freistaat die höchste Zustimmung zum Wolf unter den Flächenländern: 52 Prozent bewerten die Rückkehr des Wolfes positiv, nur ein Drittel sieht sie negativ. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zu Wolf, Bär und Luchs im Auftrag des WWF.

„Nirgendwo in Deutschland können Wölfe so leicht geschossen werden, wie in Bayern. Und nirgendwo sind die Menschen so unzufrieden mit der Wildtierpolitik.“, sagt WWF-Wildtierexperte Moritz Klose. Die sechs unzufriedensten Landkreise liegen laut Umfrage in Bayern (Freising, Berchtesgadener Land, Cham, Neustadt an der Waldnab, Tirschenreuth, Bayreuth). Der WWF fordert die Bayerische Staatsregierung auf, die Sorgen und Vorbehalte mit effektivem Wildtiermanagement abzubauen. Klose fordert: „Statt im Wahlkampf immer wieder mit der populistischen Keule nach mehr Abschüssen zu rufen, sollte die CSU lieber den Herdenschutz vorantreiben. Weidetierhalter:innen brauchen dafür geeignete Zäune, gut trainierte Herdenschutzhunde, ausreichende Schulungs- und Beratungsangebote sowie finanzielle Unterstützung.“

Bundesweit sehen nur 34 Prozent aller Menschen die Rückkehr einzelner Wölfe nach Deutschland negativ. Auch wenn Bären bisher nur unregelmäßig und in Bayern gesichtet wurden, stellt sich ein ähnliches Bild dar: 35 Prozent aller Menschen bewerten die Rückkehr einzelner Bären negativ.  Am geringsten ist die Zustimmung in Thüringen. Dort sehen nur 40 Prozent die Rückkehr des Wolfes positiv, 38 Prozent die des Bären. Die Sorgen der Menschen müssen ernst genommen werden, so der WWF. Klose sagt: „In der hitzigen Diskussion um den Wolf geht oft unter, dass problematische Wölfe schon jetzt mit Ausnahmegenehmigung getötet werden dürfen, wenn sie ordnungsgemäße Herdenschutzmaßnahmen überwinden. Zudem werden Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune gegen Wölfe teilweise zu 100 Prozent gefördert“. Anders sieht es beim Bären aus, kritisiert der WWF. Tierhalter und Wanderschäfer in Bayern werden mit den Herausforderungen, die das Auftauchen des Bären mit sich bringt, bislang meist allein gelassen. Zäune und Herdenschutzhunde sind derzeit nur in den ausgewiesenen bayerischen Wolfsgebieten förderfähig. Weidetierhalter, die sich auf den Bären vorbereiten wollen, erhalten keine Förderung für Herdenschutzmaßnahmen.

Der Luchs ist laut Umfrage ein echter Sympathieträger. Bundesweit stehen 73 Prozent der Bevölkerung der Rückkehr der Katze positiv gegenüber und nur 11 Prozent negativ. In Bayern leben mit 75 Prozent die meisten Luchsfreund:innen. „Dieses Umfrageergebnis sollte der Bayerischen Staatsregierung ebenfalls zu denken geben: Sie bremst Freilassungen und bestandserhaltende Maßnahmen seit Jahren konsequent aus. Offensichtlich nicht im Sinne der Mehrheit der Menschen in Bayern“, so Klose.

 

„Wir erleben in Bayern eine völlig verfehlte Wildtierpolitik. Und das betrifft nicht nur große Beutegreifer wie Wolf, Bär und Luchs. Jetzt will Söder auch noch dem harmlosen Fischotter an den Pelz. Statt Wahlkampf gegen die Natur zu führen, sollte Markus Söder lieber Politik für die Menschen machen, die mit und von der Natur leben. Unsere Umfrage zeigt: Darunter sind sehr viele Menschen, die Wildtieren positiv gegenüberstehen“, so Klose.

Hintergrund/ Methodik

Civey hat für den WWF vom 4. bis 8.8.2023 rund 10.000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren online befragt. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Dieser statistische Fehler beträgt auf Bundesebene 2,5 Prozentpunkte, auf Bundesland-Ebene ca. 4 Prozentpunkte und auf und Landkreis-Ebene ca. 7 Prozentpunkte.

 

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin für Wald, Biodiversität, Südamerika, Wildtiere in Deutschland / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz