WWF stellt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos neuen Biodiversitätsrisikofilter vor

 

Berlin/ Davos, 16.01.2023: Der Verlust von biologischer Vielfalt wird zunehmend zum wirtschaftlichen Risiko für Unternehmen und Finanzinstitutionen weltweit, auch in Deutschland. Biodiversitätsrisiken entlang ihrer Lieferketten zu erkennen war bisher allerdings eine große Herausforderung für Unternehmen und Finanzinstitutionen. Mit einem Online-Tool für Unternehmen und Finanzinstitutionen, das heute auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vom WWF vorgestellt wird,  ist das nun möglich. Mit dem Biodiversitätsrisikofilter (BRF) können Unternehmen und Finanzinstitutionen Risiken im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt in ihren betriebseigenen Standorten, Wertschöpfungsketten und Investitionen erkennen und diese dann widerstandsfähiger gestalten.

„Schon aus purem Eigennutz müssen Unternehmen handeln und bestehende Biodiversitätsrisiken auf dem Schirm haben“, sagt Silke Düwel-Rieth, Leiterin Wirtschaft und Märkte beim WWF Deutschland. Denn 50 Prozent der Weltwirtschaftsleistung beruhen direkt auf intakter Natur. So brauchen Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie dringend Insekten für die Bestäubung. Tourismus und Fischerei sind vielerorts abhängig von intakten Mangrovenwäldern und Korallenriffen. „Unternehmen können durch die Entscheidung, wie sie an bestimmten Standorten produzieren das Artensterben beschleunigen oder ausbremsen. Damit bestimmen sie letztlich selbst, wie hoch das eigene Risiko für biodiversitätsbezogene Wertverluste in naher Zukunft ausfällt“, sagt Düwel-Rieth.

Um als ersten Schritt ein Unternehmen auf Biodiversitätsrisiken zu prüfen, braucht der BRF lediglich Angaben zur Branche, den Standorten der Betriebstätten oder Lieferanten eines Unternehmens sowie der Bedeutung dieser. Darauf aufbauend können dann Risiken minimiert werden. In der gemeinsam mit dem Biodiversitätsrisikofilter veröffentlicht Fallstudie “Tackling Biodiversity Risk“ hat der WWF bereits stichprobenartig über 600 Unternehmen aus dem MSCI-Index auf ihre Biodiversitätsrisiken überprüft. Landwirtschaft und Fischerei sind demnach besonders durch die Artenkrise gefährdet und gelten gleichzeitig als ein großes Risiko für die Artenvielfalt.

Der BRF basiert auf 33 Datensätzen mit Informationen über den Status der lokalen Artenvielfalt, einschließlich Ökosystemdienstleistungen und Schutzgebieten sowie den größten Risiken für die biologische Vielfalt. Die Daten wurden unter anderem von UN-Institutionen, der Weltnaturschutzunion IUCN und der NASA bereitgestellt. Mit dem BRF handelt sich um die erste Plattform, die ein so breites Spektrum an Daten für eine Risikoanalyse zur biologischen Vielfalt zusammenführt. Für den WWF ist der Launch des BRF ein wichtiger und auch nötiger Schritt. Denn nach dem im Dezember 2022 verabschiedeten Weltnaturabkommen müssen die Staaten dafür sorgen, dass Unternehmen künftig alle Risiken in Bezug auf Biodiversität zu überwachen, bewerten und offenlegen.

Über die WWF Risk Filter Suite

Den Biodiversitätsrisikofilter finden Unternehmen in der WWF Risk Filter Suite. Auf der Plattform können Unternehmen mit einmalig hochgeladenen Daten kostenlos sowohl Biodiversitäts-, als auch Wasserrisiken analysieren. Neben dem Biodiversitätsrisikofilter ist seit seiner Einführung im Jahr 2012 der Wasserrisikofilter (WRF) ein von vielen Unternehmen genutztes Tool. Beispielsweise Tchibo und WEPA nutzen ihn, um ihre Wasserrisiken entlang ihrer Lieferketten zu erkennen und die Widerstandsfähigkeit erhöhen.

 

Kontakt

Rebecca Gerigk

Pressesprecherin für Wald, Biodiversität, Südamerika, Wildtiere in Deutschland / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz