WWF-Shortpaper: Taxonomie - Wichtigstes Werkzeug zur Finanzierung der Transformation. Allerdings erlaubt erst ein Ampelsystem zielgerichtete Investitionen.

Wie gelingt die Finanzierung der Transformation in der ganzen Breite der Wirtschaft? Wie fließt mehr Kapital in Wirtschaftsbereiche, die besonders dringend transformiert werden müssen? Der WWF sieht in der EU-Taxonomie das wichtigste Werkzeug, um den Wandel abzubilden und zu beschleunigen. Mit ihr wird die Transformation für Finanzakteure und Akteure der öffentlichen Hand steuerbar.

In zwei Punkten muss das umstrittene EU-Regelwerk aber dringend nachgebessert und erweitert werden, um die notwendige Hebelwirkung zu entfalten und massive Fehlinvestitionen zu vermeiden:

1. Ein Ampelsystem muss die Taxonomie erweitern. Nur eine erweiterte Taxonomie kann die Dynamiken der sich transformierenden Wirtschaft abbilden, zeigt das neue WWF-Shortpaper "Kraftvolles Transformationswerkzeug".

2. Die Taxonomie muss wieder streng wissenschaftlich fundiert sein. Das Greenwashing der EU-Kommission um Atomkraft und Erdgas im vergangenen Jahr hat den Ruf des Regelwerks stark beschädigt. Deswegen unterstützt der WWF die unabhängige Taxonomie der Beobachtungsstelle gegen Greenwashing.

"Wir brauchen die Taxonomie dringend, wenn wir unsere Klima- und Umweltziele erreichen wollen. Deswegen ist es jetzt wichtig, dass wir sie nachbessern und erweitern", sagt Jochen Krimphoff, WWF-Experte für Sustainable Finance und für die EU-Taxonomie. "Akteure der Finanz- und Realwirtschaft können mit einer erweiterten Taxonomie deutlich genauer angeben, ob und wie eine wirtschaftliche Aktivität zur Transformation beiträgt. Die Ampelmechanik ermöglicht es, grundsätzlich alle wirtschaftlichen Aktivitäten zu betrachten und in Bezug auf ihre Effekte auf Klima und Natur einzuordnen."

Mit der erweiterten Taxonomie ergibt sich ein nuancenreiches Bild: nicht transformierbar, dringend zu transformieren, im Übergang oder bereits nachhaltig. Sie erlaubt die zielgerichtete Mittelvergabe durch Akteure auf dem Finanzmarkt oder der öffentlichen Hand, um die Dynamik der Transformation zu verstärken.

 

"Akteure der Finanz- und Realwirtschaft können mit einer erweiterten Taxonomie deutlich genauer angeben, ob und wie eine wirtschaftliche Aktivität zur Transformation beiträgt. Die Ampelmechanik ermöglicht es, grundsätzlich alle wirtschaftlichen Aktivitäten zu betrachten und in Bezug auf ihre Effekte auf Klima und Natur einzuordnen."

Jochen Krimphoff, WWF-Experte für Sustainable Finance und für die EU-Taxonomie

In Bezug auf die aktuelle, noch nicht erweiterte Taxonomie können Banken, Investoren und Versicherer seit heute auf der Webseite www.greenwashed.net überprüfen, ob ihre Investitionen wirklich nachhaltig sind und mit der Wissenschaft übereinstimmen. Diese wissenschaftlich fundierte Taxonomie setzt dort an, wo die ursprüngliche Taxonomie gescheitert ist: "Die EU-Taxonomie sollte ursprünglich Greenwashing verhindern, ist aber stattdessen für einzelne Wirtschaftsbereiche zu einer ‚Greenwasch-Maschine‘ geworden. Beispiele dafür sind Atomkraft, Stromerzeugung mit Erdgas oder Forstwirtschaft, seitdem die EU-Kommission diese Bereiche im Widerspruch zu den Empfehlungen des eigenen Expertengremiums als nachhaltig erklärt hat", erläutert Krimphoff.

Die unabhängige wissenschaftsbasierte Taxonomie übernimmt die Kriterien der eigentlichen Taxonomie. Wo immer diese solide sind, und weicht nur von ihnen ab, wenn sie nicht wissenschaftlich fundiert oder umweltschädlich sind. So soll sie strenge Kriterien schaffen, anhand derer Finanzinstitute richtig beurteilen können, was nachhaltig ist und was nicht, so die Beobachtungsstelle gegen Greenwashing, der sich der WWF angeschlossen hat. 

Hintergrund

Die Beobachtungsstelle gegen Greenwashing ist ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen und Experten, zu denen der WWF, die Europäische Koalition für Umweltstandards (ECOS), BirdLife International, Transport&Environment, das Internationale Sekretariat für Chemikalien (Chemsec), Milieudefensie, Legambiente und Ecologistas en Acción gehören. Weitere Informationen finden Sie unter www.greenwashed.net  

Kontakt

Julian Philipp

Pressesprecher für Transformation von Wirtschaft und Finanzmarkt / Berlin

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Arten

    Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz